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Renaissance der Kernkraft

Experten erwarten steigenden Uranpreis - Nur indirektes Investment über Aktien von Förderunternehmen

Renaissance der Kernkraft

Von Frank Bremser, Frankfurt Die Diskussion um eine Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke sowie eine Sondersteuer für die Produzenten sorgt derzeit in Deutschland für Aufregung. Auf der einen Seite steht der wachsende Energiehunger nicht nur hierzulande, auf der anderen die Sicherheitsbedenken, die mit der Nutzung der Kernenergie einhergehen. Dies wiederum ist Wasser auf die Mühlen der Verfechter erneuerbarer Energien, die irgendwann einmal die endlichen fossilen Brennstoffe wie Kohle und Öl, aber eben auch Uran ersetzen sollen. Doch bis es wirklich so weit ist, wird noch viel Wasser den Rhein hinabfließen.Derzeit stehen die Zeichen eher auf eine Renaissance der Atomkraft. Denn der Strom aus dem strahlenden Metall ist in der Produktion günstig und die eigentliche Stromgewinnung auch umweltfreundlich. Ob diese Vorteile aber auch die Risiken der Nuklearenergie, nämlich die Lagerung des nach der Verstromung entstehenden radioaktiven Mülls und die Gefahr einer Nuklearkatastrophe, aufwiegen, ist jedoch eine ganz andere Frage.Während sich in Deutschland die Grundsatzdebatte fortsetzt, setzen andere Länder auf den Ausbau ihrer Atomenergiekapazität – allen voran die aufstrebenden Schwellenländer wie Indien und China. In diesen Ländern liegt der Anteil der Kernenergie an der Gesamtstromproduktion bei knapp 2 %, weltweit sind es im Schnitt 15 %. Dementsprechend wird in diesen Ländern kräftig investiert. Doch nicht nur dort. Nach Angaben des Lobbyverbandes World Nuclear Association sind derzeit weltweit 438 Atomkraftwerke in Betrieb, 52 im Bau, 143 in Genehmigungsverfahren und weitere 344 in Planung.Das hat natürlich deutliche Auswirkungen auf die Urannachfrage. Die Analysten von Global Business Investor erwarten, dass sich der Uranverbrauch bis 2020 gegenüber 2009 verdoppelt. Auslöser auch für den jüngsten Preisanstieg war vor allem die Ankündigung Chinas und Indiens, die eigenen Uranvorräte deutlich aufstocken zu wollen. China will beispielsweise in diesem Jahr insgesamt 5 000 Tonnen Uran kaufen – doppelt so viel, wie es verbraucht. Derzeit kostet ein Pfund des strahlenden Metalls gut 46 Dollar.Einige Experten warnen bereits vor einer Knappheit des Materials. So wird nach Daten der OECD Nuclear Energy Agency (NEA) die zu erwartende Uranproduktion aus den bestehenden und geplanten Kapazitäten nicht ausreichen, um den weltweit geplanten Ausbau der Atomkraft zu ermöglichen. Die Grünen-Politikerin Astrid Schneider rechnete kürzlich in einem Interview vor, dass für das aktuell gültige Ausbauszenario der Bedarf an Brennstoff mit den momentanen und geplanten Urankapazitäten im Jahr 2035 nur zu 49 % abgedeckt werden kann. Dies spricht für eine Preisexplosion, selbst wenn nicht alle geplanten Projekte wirklich umgesetzt werden. Schon derzeit besteht Knappheit. Nach Zahlen der World Nuclear Association werden 2010 zur Energiegewinnung weltweit 68 646 t Uran benötigt. Im Jahr 2009 wurden jedoch gerade einmal 50 772 t gefördert. Anders sieht das hingegen die Internationale Atomenergiebehörde. Sie geht davon aus, dass aufgrund der neu an den Markt kommenden Kapazitäten die weltweite Versorgung der Kernkraftwerke mit Uran für mindestens 100 Jahre gesichert ist. Hinzu komme ein möglicher technischer Fortschritt, der den Verbrauch senken könnte.Viele Analysten sind dementsprechend optimistisch und rechnen mit Preisanstiegen. RBC Capital Markets erwartet im kommenden Jahr einen Anstieg auf 55 US-Dollar je Pfund, dieser Anstieg würde dem größten Plus seit 2006 entsprechen. Macquarie rechnet zum Jahresende 2010 mit einem Uranpreis von 56,25 Dollar, der auf absehbare Zeit bis auf 60 Dollar anziehen sollte. Der eigentliche Uranmarkt ist für Privatinvestoren jedoch verschlossen. Aufgrund der politischen Sensibilität des Metalls (wegen der Herstellung von Nuklearwaffen) gibt es weder Uran-Futures noch andere Handelsinstrumente, über die ein Direktinvestment möglich wäre.Partizipieren an einem möglichen Uranpreisanstieg können Investoren aber dennoch, und zwar über die Aktien von Uranproduzenten wie der kanadischen Unternehmen Cameco oder Uranium One. Diese haben nach einem Höhenflug 2007 kräftig Prügel kassiert. Inzwischen sind sie jedoch wieder auf dem Weg nach oben – parallel zum steigenden Uranpreis.Zudem gibt es einige Zertifikate in diesem Bereich. So bietet die UBS ein Zertifikat auf den UBS Uranium Basket (DE000UB2URA0) an. Der Basket enthält die acht größten Unternehmen (gemessen an der Marktkapitalisierung) der Uranbranche. Auch andere Emittenten wie DWS oder Société Générale haben Uranprodukte im Angebot, etwa auf den Produzentenindex Urax. Ein passives Produkt für diesen Bereich stammt von ETF Securities (ISIN DE000A0Q8M37) und bezieht sich auf den iNuclear Energy Index der World Nuclear Association.