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Rosinenpicken am Rentenmarkt

Asset Manager suchen Alternativen zu europäischen Staatsanleihen - Pessimismus für USA - Chancen bei Corporates

Rosinenpicken am Rentenmarkt

Niedrige Zinsen, unklare Perspektiven, unsichere Anleger: Die Zeiten für Anleiheinvestments waren schon besser. Viele Asset Manager sind entsprechend pessimistisch für das Bondjahr 2012 und suchen ihre Chancen eher bei Unternehmenspapieren und in den Schwellenländern.mel Frankfurt – Der weltwirtschaftliche Status quo ist keiner, der es Investoren am Rentenmarkt leicht macht. Auf der einen Seite erleben die Marktbeobachter eine enorme Unsicherheit, die die Flucht in vermeintlich sichere Assets beflügelt. Auf der anderen Seite aber sind im Rentenbereich diese sicheren Assets so hoch bepreist, dass für Investoren der Einstieg kaum noch lukrativ ist. Für Bundesanleihen oder US-Treasuries sind die Renditen am langen Ende marginal, und am kurzen Ende bewegen sie sich oft schon unterhalb des Inflationsniveaus. Fundamental betrachtet, also gemessen an harten ökonomischen Kriterien und Inflationsdaten, sind diese Bewertungen nicht gerechtfertigt. Auf der anderen Seite gibt es in den Schwellenländern oder im Corporate-Bond-Segment weiter interessante Titel, die gute Renditen liefern – vorausgesetzt, die Emittenten sind dazu noch in der Lage. Hier gilt es zum einen Vorsicht walten zu lassen und zum anderen breit zu diversifizieren.Was bringt das Jahr 2012? Bei Axa Investment Managers ist man für das Segment der vermeintlich sicheren Emittenten eher pessimistisch. Das derzeitige Konjunkturumfeld sei alles andere als erfreulich, und auch in der ersten Jahreshälfte 2012 dürfte das Wirtschaftswachstum weltweit schwach bleiben, heißt es in einer Studie. Der Euroraum müsse mit der anhaltenden Rezession fertig werden. Weltweit dürfte die Geldpolitik weiter gelockert werden. Bis Mitte 2012 werde die US-Notenbank Fed ihre Operation Twist fortsetzen, also kurzlaufende Anleihen verkaufen und langlaufende kaufen. Außerdem werde die Fed die Leitzinsen bis Mitte 2013 bei null halten. Allerdings meinen die Analysten, dass viel bereits in den Kursen enthalten ist. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen liegen bei etwa 2 %, obwohl ein fairer Wert eher 3,5 % betragen dürfte – und das trotz des wohl eher schwachen Wachstums. Ein fairer Wert für die Renditen deutscher Bundesanleihen wären laut Axa etwa 3 % (bzw. 2,6 %, wenn man die aktuelle Krise und die Tatsache berücksichtigt, dass Bundesanleihen als sicherer Hafen gelten). “Keine dieser Schätzungen spricht für Anleihen.”Insbesondere bei europäischen Staatspapieren, die nicht zu den sicheren Häfen gehören, scheint Vorsicht geboten. “Würden wir Staatsschulden auf dieselbe Weise wie Aktien analysieren, könnten wir zu dem Schluss kommen, dass beispielsweise eine Rendite von weniger als 2 % auf zehnjährige britische Staatsanleihen eine magere Rendite ist für eine überrepräsentierte, übermäßig verschuldete Anlage, deren Kurs den höchsten Stand der letzen 100 Jahre erreicht hat und die keinerlei langfristige Wachstumsaussichten, Dividendenwachstum oder Inflationsschutz bietet”, bringt es John Chatfeild-Roberts, CIO von Jupiter Asset Management, auf den Punkt.Auch beim Bankhaus Metzler ist man der Ansicht, dass das Gros der Kernländer für Anleihen im Jahr 2012 nur wenig Zinsertrag bieten wird. Anders sehe es bei den Corporate Bonds aus. Einerseits sei bei den großen Unternehmen die Transparenz bezüglich der finanziellen Lage größer als bei manchen Staaten, zum anderen besäßen Anleihen von Unternehmen guter Bonität “zahlreiche Merkmale, die Anleger früher Staatsanleihen zugeschrieben haben”, heißt es in einem Papier von Metzler. So wiesen die börsennotierten Unternehmen in Europa aktuell die niedrigste Verschuldung seit 15 Jahren auf. Während man bei Metzler 2012 unter anderem auf Covered Bonds setzen will, bauen die Analysten von Credit Suisse auf Euro-Bonds von gut aufgestellten Unternehmen wie Eon, Henkel, Telefónica und Saint-Gobain.Allerdings sei der hohe Refinanzierungsbedarf der Banken im Jahr 2012 kritisch zu sehen. Die rund 725 Mrd. Euro, die die Institute laut Metzler akquirieren müssen, stünden in direkter Konkurrenz mit den Unternehmensanleihen. Misslinge “das Projekt Euro-Rettung, drohen den Banken systemisch relevante Refinanzierungsengpässe mit all ihren negativen Begleiterscheinungen für Wirtschaft und Kapitalmarkt”.Für die Schwellenländer sind viele Asset Manager optimistischer, unter anderem weil dort die dortigen Volkswirtschaften ein größeres Wachstum vorweisen können und viele Länder über Devisenreserven, geringe Verschuldung sowie eine gesunde demografische Struktur verfügen. Doch auch hier ist nicht alles in Butter. Zwar haben die Inflationsrisiken mittlerweile – auch durch beherztes Eingreifen der Notenbanken – abgenommen, gleichwohl bleiben politische Risiken sowie die Ansteckungsgefahr durch die weiter schwelende Euro-Krise, schreiben die Analysten von Barclays Capital. Doch auch hier gebe es Chancen: Zu den Emittenten, denen Barclays Potenzial einräumt, zählen Polen, Südkorea, Mexiko, Chile und Brasilien.