Finanzen persönlich

Sachwerte können das Portfolio stabilisieren

Ackerland, Wald oder Immobilien als sicherheitsorientiertes Investment - Weltweite Nachfrage nach Agrarrohstoffen wird deutlich zunehmen

Sachwerte können das Portfolio stabilisieren

Von Heino Reents Fast verzweifelt halten Anleger in diesen Tagen Ausschau nach sicheren Investitionsmöglichkeiten, da im Zuge der Finanzkrise nahezu alle Assetklassen kräftig an Wert verloren haben. Interessant sind für Investoren nun vor allem Sachwerte, also Dinge, die man mehr oder weniger physisch anfassen kann. “Die Rückbesinnung auf Sachwerte wie Wald oder Immobilien ist derzeit sehr auffällig”, sagt Ferdinand Fiedler, Vorstandsvorsitzender der Neue Vermögen AG. Statt Rendite sei jetzt das Thema Wertsicherung wichtig.Diese Entwicklung ist derzeit besonders bei vermögenden Investoren zu beobachten, die oft als Trendsetter für Privatanleger gelten. Auch Ackerland wird als Investment bei wohlhabenden Investoren immer beliebter. Schon mehrfach hat Vermögensverwalter Fiedler für Kunden den Kauf einer größeren Fläche Wald oder Ackerland vorbereitet und abgeschlossen.”Der Trend wird sein, verstärkt Investments im Depot zu haben, die nicht von irrwitzigen Reaktionen der Anleger abhängen, sondern die auf Beurteilungen von unabhängigen Gutachtern basieren”, prognostiziert Fiedler. Der Wert des Waldes hängt vom Holzbestand ab, der Wert eines Ackerlandes vom Boden. “Wir müssen weg von der Irrationalität, hin zur Berechenbarkeit – und das funktioniert nur über Gutachten”, sagt der Vermögensverwalter. Stiftungen machen es vorDie Stiftung der amerikanische Eliteuniversität Yale gilt in dieser Assetklasse als Vorreiter. Sie investiert zu einem hohen Anteil in sogenannte “Real Assets”, das sind neben Immobilien und Rohstoffen auch Wald sowie Farmland. Das Ergebnis dieser Strategie kann sich sehen lassen. Trotz Finanzkrise verzeichnete Yale im abgelaufenen Geschäftsjahr (30.6.2008) ein Plus von insgesamt 5 %. In den zehn Jahren zuvor waren es durchschnittlich sogar mehr als 15 % pro Jahr. Neben Yale bauen auch andere Universitätsstiftungen wie Harvard oder Stanford auf die stabilisierenden Eigenschaften von Bäumen und Ackerland aufs Portfolio. Sie besitzen Nutz- und Edelholzwälder sowie landwirtschaftliche Flächen rund um den Globus. Neben einigen geschlossenen Fonds gibt es seit einigen Monaten einen Publikumsfonds der Schweizer Fondsgesellschaft Pictet. Der Pictet Funds Timber ist der erste Fonds, der es Privatinvestoren ermöglicht, auch an der wirtschaftlichen Entwicklung von Forstflächen weltweit zu partizipieren. Zuvor waren solche Investitionen nur in Form von Private Equity Fonds möglich. Das Fondsvermögen wird über die gesamte Wertschöpfungskette der Holzindustrie gestreut. Der Schwerpunkt der Investitionen liegt auf Unternehmen, die Wälder besitzen oder verwalten. Holzindustrie im ZertifikatDaneben gibt es aber auch mehrere Zertifikate, die ein Investment in diesem Bereich ermöglichen. Doch aufgepasst: Die in den Zertifikaten enthaltenen börsennotierten Unternehmen sind entweder Eigentümer von Wäldern, im Forstmanagement oder in der Holz verarbeitenden Industrie tätig. Das bedeutet, sie sind einem Börsencrash genauso ausgeliefert wie jede andere Aktie auch. Die besten Eigenschaften eines Waldinvestments – die geringe Korrelation zu anderen Assetklassen – fehlen diesen Produkten also.Wald ist als Investment begehrt, weil es eine ganze Menge an Vorteilen bietet. Die Anlageform ist renditestark und krisensicher. Die Holzpreise müssen nicht einmal zulegen, damit sich das Investment rechnet: Weil Bäume anders als andere Rohstoffe von allein wachsen, steigt ihr Wert über die Zeit automatisch an. “Die Forstwirtschaft ist im Grunde die Erfinderin der Nachhaltigkeit. Die Idee, die dahinter steht, lautet, nicht mehr an Ressourcen zu nutzen als nachwachsen kann”, sagt Christopher Butz, Nachhaltigkeitsexperte bei Pictet. Insofern sei das Thema Holz ein zentrales Thema für den Bereich Nachhaltigkeit. Langfristige AnlageLaut einer Studie der UN Welternährungsorganisation FAO steigt der weltweite Holzverbrauch bis 2050 noch um mindestens 50 %. Gleichzeitig reduziert sich die zur Verfügung stehende Waldfläche kontinuierlich. Doch Vorsicht: Bei kurzfristigem Anlagehorizont ist man mit Waldinvestments auf dem Holzweg.Auch die Agrarwirtschaft erlebt derzeit eine Renaissance. Immer stärker werden Investoren auf die Anlageklasse Farmland beziehungsweise Ackerland aufmerksam. Banken, Fondsgesellschaften, Stiftungen, Versicherungen, Hedge-Fonds und auch vermögende Anleger investieren ihr Geld vermehrt in diesem Bereich. “Es ist ein sehr sicherheitsorientiertes Investment, manche mögen es auch als stinklangweilig bezeichnen”, sagt Jürgen Raeke, Geschäftsführer von Berenberg Private Capital. Wobei sich Langeweile nur auf die geringen Preis- und Ertragsschwankungen beziehe. Nicht auf die Idee selbst, die ganz im Gegenteil dank des Klimawandels immer mehr an Relevanz gewinne. Da es weltweit nur eine begrenzte Zahl an fruchtbaren Feldern gibt, wird deren Wert steigen.Seit Jahren steigt auch die weltweite Nachfrage nach Getreide, Soja oder Milch. Damit wächst der Markt für Agrarrohstoffe, das Angebot kann hingegen mit dem wachsenden Bedarf kaum mithalten. Für die steigende Nachfrage nach Agrarprodukten ist neben dem stetigen Bevölkerungswachstum auch der verbesserte Lebensstandard in Schwellenländern wie China und Indien verantwortlich. Der wachsende Wohlstand in diesen Ländern führt dazu, dass sich die Essgewohnheiten ändern und damit der Fleisch-, Getreide- und Milchkonsum steigt. Zudem wächst seit Jahren die Nachfrage nach Biotreibstoffen. Das treibt zusätzlich den Bedarf nach Agrarprodukten wie Soja oder Mais nach oben. Das Angebot von gutem Ackerboden kann mit der Nachfrage nicht Schritt halten. Wenig verfügbarer BodenHinzu kommt: In jeder Sekunde wächst die Weltbevölkerung im Schnitt um 2,6 Menschen. Diesem rasanten Wachstum steht ein ebenso drastischer Rückgang der pro Person zur Verfügung stehenden Agrarfläche gegenüber. 1960 standen nach Schätzungen der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe pro Kopf der Weltbevölkerung noch 0,44 Hektar Ackerland zur Verfügung. Im Jahr 2005 waren es nur noch 0,22 Hektar. Durch weltweite Übernutzung, Erosion, Versalzung und Bevölkerungswachstum wird die Verfügbarkeit fruchtbaren Bodens pro Kopf weiter abnehmen. Im Gegensatz zu Holz ist es jedoch deutlich schwieriger, in Ackerland zu investieren. Der Grund ist, dass Investments in diese Anlageklasse einen sehr langen Atem erfordern. Für die Fondsgesellschaften und Emissionsbanken in Deutschland ist diese Anlageklasse bisher nur sehr schwer in liquide, handelbare Finanzprodukte umzusetzen. Lediglich ein paar wenige geschlossene Fonds mit Mindestanlagesummen von über 100 000 Euro stehen Interessierten zur Auswahl. Das dürfte sich aber spätestens – ähnlich wie bei den Holzinvestments – ändern, wenn die Nachfrage von Investorenseite weiter so stark anhält.