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Sachwerte schützen vor Geldentwertung

Negative Realzinsen führen zur "Financial Repression" - Asset Allocation mit Gold, Immobilien und erstklassigen Aktien

Sachwerte schützen vor Geldentwertung

Die Staatsschuldenkrise hat zu einer Panik der Anleger an den Rentenmärkten geführt. Die Renditen von Bundesanleihen sind auf Rekordtiefs gefallen. Da die Zinsen niedriger sind als die Inflation, erleiden Anleger mit defensiven Depots einen realen Verlust. Experten empfehlen eine Mischung von Sachwerten wie Edelmetallen, Immobilien und erstklassige Aktien, welche die Inflation ausgleichen und die Kaufkraft erhalten soll.Von Armin Schmitz, FrankfurtDer Ansturm der Anleger auf den sicheren Hafen Bundesanleihen hat zu einem beispiellosen Renditeabbau geführt. Während der Bund-Future mit 146,89 % ein Rekordhoch erreichte, fiel die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bis auf 1,13 %. Selbst japanische Anleihen bieten in einzelnen Laufzeitensegmenten höhere Zinsen als ihre deutschen Pendants.Da die Inflation in Deutschland im Mai geschätzte 1,9 % betrug, verlieren die Anleger mit Bundesanleihen Geld, da der Realzins negativ ist. Eine Wende ist nach Ansicht vieler Analysten nicht in Sicht, da wegen der steigenden Staatsverschuldung viele Industrieländer an einem niedrigen Zinsniveau interessiert sind. Pimco-Chef Bill Gross hat Anfang Mai darauf hingewiesen, dass in den Industriestaaten eine Phase der Financial Repression, also einer finanziellen Unterdrückung, angebrochen sei. Damit hat er einen Begriff aufgebracht, den Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts die Stanford-Ökonomen Edward Shaw und Ronald McKinnon prägten. Tatsächlich gibt es Beispiele für diese Methode, Staatsschulden über die Jahre abzubauen. So haben die Vereinigten Staaten zwischen 1945 und 1980 durch negative reale Zinsen bei einer moderaten Inflation die Staatsschulden um durchschnittlich 4 % des Bruttoinlandsprodukts jährlich abgebaut.Nicht nur Lebensversicherungen, sondern auch Anleger mit defensiven Depots steht vor einem Dilemma. Kapitalerhalt muss Priorität haben. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass Staatsanleihen kaum noch dazu beitragen können, ein ausgeglichenes Chance-Risiko-Profil zu erzeugen. Asset Allocation hat in der Krise eine noch größere Bedeutung gewonnen. Geht es nach den Analysten Rob Stewart und Luca Dal Dosso der Rothschild Bank, soll eine diversifizierte Mischung von Realanlagen für einen realen Werterhalt und Wachstum sorgen. Zu den Assetklassen gehören physisches Gold, Immobilien und erstklassige, renditestarke Aktien. Bereits jetzt investieren Deutsche wegen der Inflationsangst in großem Umfang im In- und Ausland in Immobilien. Aufgrund der Angst vor einem Auseinanderbrechen des Euro sind Auslandsinvestitionen wie in Kanada sehr gefragt (siehe Gastbeitrag).Liquider handelbar sind Immobilien-ETF. iShares hat beispielsweise einen Indexfonds im Angebot, der den Stoxx Asia Pacific 600 Real Estate Cap (DE000A0H0777) abbildet. Der Exchange Traded Fund (ETF) öffnet den Zugang zum Immobiliensektor der Region Asien-Pazifik. Dank Kurssteigerungen und der Währungsentwicklung hat der ETF in den vergangenen zwölf Monaten rund 3 % zugelegt. Die Performance über den Dreijahreszeitraum liegt bei mehr als 30 %. Der iShares Stoxx Americas 600 Real Estate Cap (DE000A0H0769) stieg dank der Dollaraufwertung in den zurückliegenden zwölf Monaten um 17,8 %.In Phasen der Geldentwertung hat sich physisches Gold als Anlageklasse bewährt. Neben dem Kauf von physischem Gold eignet sich auch Xetra-Gold der Deutsche Börse Commodities (DE000A0S9GB0). Mit einem Volumen von 53,4 Tonnen ist es in Deutschland der größte Exchange Traded Commodity (ETC) mit physischer Hinterlegung des Edelmetalls. Die Entwicklung ist trotz der Konsolidierung des Edelmetalls an den Terminmärkten erfreulich. In den vergangenen zwölf Monaten stieg der ETC auch durch die Dollaraufwertung um 19,9 %. Als drittes Standbein empfehlen Analysten erstklassige, renditestarke Aktien. Diese können auch passiv durch Indexfonds abgebildet werden, die auf dividendenstarke Aktien setzen. Einige Studien zeigen, dass sich die Dividenden während der Inflationsphasen gut entwickeln.Von der BlackRock-Tochter iShares wird ein ETF auf den Stoxx Global Select Dividend 100 (DE000A0F5UH1) angeboten, der 100 Aktien mit hohen Dividendenausschüttungen aus dem Stoxx Global 1 800 Index abbildet. Der Index enthält ausschließlich Unternehmen, deren Dividende in den vergangenen fünf Jahren nicht gesunken ist und deren Verhältnis von Dividende zu Gewinn je Aktie weniger oder gleich 60 % in Europa, Latein- und Nordamerika bzw. 80 % in Asien-Pazifik beträgt. Das Produkt verbuchte in den vergangenen zwölf Monaten einen Anstieg von 3,5 %. Hinzu kommt allerdings eine Ausschüttungsrendite von derzeit 5,5 %.Unter den aktiv gemanagten Publikumsfonds konnte der von Morningstar mit der Maximalzahl von fünf Sternen ausgezeichnete DWS Top Dividende (DE0009848119) in den vergangenen drei Jahren eine Rendite von durchschnittlich 14,1 % jährlich bei einer Volatilität von 8,7 % erzielen. Die Sharpe Ratio betrug 1,59. Auch über den Einjahreszeitraum konnte sich der von Thomas Schüssler gemanagte Fonds mit einem Gewinn von 6,1 % den Turbulenzen an den Märkten entziehen. Integrierte LösungenIntegrierte Lösungen bieten aktiv gemanagte Sachwertefonds. Bei dieser noch sehr jungen Produktgruppe handelt es sich um Mischfonds, die in unterschiedliche Assetklassen wie in inflationsindexierte Anleihen bzw. Geldmarktprodukte, Immobilien wie offene Immobilienfonds und Reits, Aktien sowie direkt und indirekt in Rohstoffe investieren. Der rund 300 Mill. Euro schwere Allianz RCM Reale Werte (DE0009797407) weist seit dem Start im Oktober 2010 einen Gewinn von 3,7 % bzw. 2,3 % p. a. auf. In den zurückliegenden zwölf Monaten liegt ein Verlust von 1,8 % vor. Zu den Portfolioschwerpunkten gehörten zuletzt ein Anteil von 20 % Gold, der über ETC gehalten wird, sowie inflationsindexierte Anleihen und Aktien.