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Saubere Technologie soll Gewinne bescheren

Der Cleantech-Sektor könnte von der Rohstoffknappheit profitieren - Beispiele Wasser und Mobilität

Saubere Technologie soll Gewinne bescheren

Von Martin Hampel, FrankfurtGlaubt man der Beratungsgesellschaft McKinsey, dann tickt die Uhr für die klassischen Technologien und die rohstoffabhängige Produktion. Die Zeiten der “Gentlemen-Agreements zwischen Erzkonzernen, Minenbetreibern und Stahlherstellern” seien für immer vorbei, heißt es in der Studie “Short Selling the Earth”: Die aktuelle Entwicklung an den Rohstoffmärkten sei unumkehrbar – “steigende Preise, große Volatilität und zeitweilige Ressourcenknappheit werden nicht nur kurzfristige Phänomene sein”.Um dem Problem zu begegnen, setzen viele Unternehmen, etablierte wie junge, auf die Entwicklung sauberer und ressourcenschonender Technologien, typischerweise als “Cleantech” bezeichnet. Neben der ökologischen Notwendigkeit spielen auch ökonomische Interessen eine zunehmend wichtige Rolle bei der Entwicklung der Clean Technologies. Unter dem Begriff lässt sich relativ viel zusammenfassen, von der Nutzung regenerativer Energien über Elektromobilität bis zu Technologien zur ressourcenschonenden Wassernutzung. Die Chancen des jungen Sektors sind auch den Asset Managern nicht entgangen, sie bieten zahlreiche Fonds mit Aktien der nachhaltig wirtschaftenden Technologieunternehmen an. Verglichen mit dem Gesamtmarkt haben nachhaltig arbeitende Firmen in der Vergangenheit nicht verloren, auf Sicht von rund zwei Jahren allerdings auch keine nennenswerte Outperformance erzielt (siehe Chart).Das Potenzial für Firmen ist gleichwohl beträchtlich, sie können von einer ganzen Reihe von Trends profitieren: So rechnen Experten damit, dass wegen der so genannten externen Kosten wie etwa für die entstehende Umweltverschmutzung die sauberen Technologien auf Dauer einen Kostenvorteil gegenüber den herkömmlichen Konzernen bringen können, heißt es in einer Studie des Deutschen Cleantech-Instituts. Zudem sei mittelfristig durch die veränderte Wahrnehmung der Bevölkerung eine erhöhte Nachfrage nach sauberen Produkten zu erwarten. Ein weiterer Wachstumstreiber: Die staatliche Förderung von Unternehmen und Projekten dürfte sich künftig zumindest tendenziell eher auf Firmen konzentrieren, die der Umwelt dabei wenig Schaden zufügen. Zudem werde der Trinkwasserbedarf der Schwellenländer ebenso wie der dort nötige Effizienzgedanke die Nachfrage beflügeln, heißt es.Dass die Waren aus der Produktgruppe Cleantech künftig gefragt sein dürften, legen zahlreiche Studien nahe. Der Bereich Elektromobilität ist aktuell nicht nur in Deutschland ein Thema, die Verknappung des Rohstoffs Erdöl öffnet den Weg für Alternativen. Doch die meisten Länder hinken ihren Zielen für das Jahr 2020 hinterher (siehe Grafik). Die Experten der Deutschen Bank sehen in der Elektromobilität große Chancen. “Das Marktpotenzial für Elektrofahrzeuge ist unabhängig von der konkreten technologischen Ausgestaltung grundsätzlich enorm”, heißt es in einer Studie von DB Research, die das Institut bereits im vergangenen Jahr vorgelegt hat. Mankos der Technologie wie etwa der hohe Stromverbrauch in Kombination mit der Batteriekapazität seien “für die meisten Autofahrer und Autofahrten kein grundlegendes Problem, denn im Durchschnitt ist eine Autofahrt in Europa nur etwa 30 bis 40 Kilometer lang”. Somit wären Elektroauto für viele Kunden eine interessante Alternative, heißt es in der Studie. Die Bundesregierung erwartet, dass bis zum Jahr 2020 etwa 1 Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen fahren werden; übertragen auf die EU würde dies etwa 5 Millionen Pkw entsprechen. “Dies ist auf den ersten Blick ein bescheidenes Ziel, da dies nur etwa 2 % des dann erreichten Pkw-Bestands entspräche.” Allerdings dürfte hier einem neueren Papier der Analysten der Deutschen Bank zufolge ein eher langsamer Wechsel vollzogen werden. Der Strukturwandel werde sich mindestens über die nächsten zwei Jahrzehnte hinziehen, zumal bei Benzinern und Diesel-Pkw noch erhebliche Effizienzpotenziale schlummern: “Ein Abgesang auf den Verbrennungsmotor kommt zu früh.” Nichtsdestotrotz: Hersteller von Hochleistungsbatterien, Unternehmen, die die Infrastruktur für elektrische Fahrzeuge bereitstellen, moderne Automobilzulieferer – Unternehmen, die von dem Trend profitieren werden, gibt es viele. Herausforderung WasserEin weiteres interessantes Investment aus dem Bereich Cleantech kommt ebenfalls aus dem täglichen Bedarf. So gilt für die die rare Ware Wasser: Sie ist teuer. Die Preise sind in den vergangenen Jahren etwa in den USA und in Großbritannien erheblich gestiegen – das zwingt nicht nur Häuslebauer, sondern auch die großen Industrieunternehmen zum Umdenken, die mit Investitionen in wassersparende Technologie Kosten reduzieren könnten. Entsprechend bauen Anleger und Fonds auf die Hersteller dieser Technik, auf Produzenten von Filtersystemen, Wasseraufbereitungsanlagen und ähnlichem. Einige Anbieter aus der Fondsbranche haben Produkte an den Start gebracht, die sich ausschließlich auf das Thema Wasser fokussieren (siehe nebenstehenden Text).Der Markt für Wasser ist ausreichend groß: Den jüngsten Schätzungen zufolge beläuft sich das Volumen des globalen Wassermarktes im Jahr 2010 auf über 480 Mrd. Dollar, heißt es in einer Studie von Sustainable Asset Management (SAM), die sich auf nachhaltiges Investieren spezialisiert haben.Trotz der Auswirkungen der Wirtschaftskrise dürften die globalen Investitionen in den Wassersektor in den Jahren 2010 bis 2016 weiterhin mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 6,2 % zunehmen, schätzt SAM (siehe Grafik). Allerdings habe die Finanzkrise auch positive Auswirkungen. Im Rahmen ihrer zur Bekämpfung der Krise aufgelegten Konjunkturpakete setzen einige Länder gezielt auf Investitionen in die Wasserinfrastruktur. So investieren die USA rund 14 Mrd. Euro in nationale Wasserprojekte und die Wasserversorgung, und die chinesische Regierung will in ihrem zwölften Fünf-Jahres-Plan (2011 bis 2015) die Ausgaben für den Umweltschutz voraussichtlich verdoppeln. Schätzungen zufolge sind 450 Mrd. für Umweltschutzmaßnahmen und Eindämmung von Schadstoffverbreitung vorgesehen, ein erheblicher Anteil davon für Trinkwasserversorgung und Abwasserreinigung, heißt es.Dass eine Investition in diesen Sektor nicht ohne Risiken ist, ist klar. Viele Unternehmen aus dem Cleantech-Bereich in den kommenden Jahren werden mit der Unberechenbarkeit der Entwicklung zu kämpfen haben werden. Oftmals handelt es sich dabei um kleine, wendige, innovative Firmen, denen in einem härter werdenden Wettbewerb auch mal die Luft ausgehen kann, wenn das Produkt nicht schnell genug zur Marktreife geführt wird. Darüber hinaus ist der Sektor in besonderem Maße von staatlichen Investitionen in Infrastruktur und von der Subventionierung verbesserter Ökostandards seitens der Länder abhängig. Wenn die, etwa wegen anhaltend klammer Kassen, auslaufen, dürfte es für einige Cleantech-Unternehmen schwierig werden.