Immobilien

Schlechte Stimmung - aber nicht hoffnungslos

Union und King Sturge befragen Investoren

Schlechte Stimmung - aber nicht hoffnungslos

Von Ulli Gericke, Berlin Schlecht, aber nicht hoffnungslos ist die derzeitige Stimmung bei großen deutschen und europäischen Immobilieninvestoren. Zwar hat sich das Investmentklima binnen Jahresfrist von 91 Zählern auf 29 Punkte mehr als gedrittelt, ermittelte das Beratungsunternehmen King Sturge. Doch angesichts der schwierigen Zeiten werde die Bedeutung von Immobilien als sicherer und überschaubarer Anlageform zunehmen, ist sich Deutschland-Chef Sascha Hettrich sicher. “Wohnimmobilien werden als Anlagesegment in der Gunst steigen, da aufgrund des niedrigen Neubauvolumens Mieten und Renditen wachsen und geringe Wertschwankungen stabile Erträge garantieren.” Obwohl Büro- und Einzelhandelsimmobilien deutlich skeptischer zu betrachten seien, könne Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Märkten als “relativ gesund” angesehen werden. “Bemerkenswert stabil”Einen ähnlichen Tenor ermittelte der genossenschaftliche Asset Manager Union Investment Real Estate bei seiner jüngsten Befragung von gut 100 großen Immobilienunternehmen und institutionellen Anlegern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den Benelux-Staaten. Zwar zeigt sich auch hier, dass die europäischen Immobilieninvestmentmärkte unter einem wachsenden Druck der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise stehen. Doch seien – zumindest für Deutschland – keine längerfristigen, fundamentalen Auswirkungen zu befürchten. Entsprechend messen fast zwei Drittel der europaweit Befragten Deutschland eine große Rolle in ihrer Investitionsplanung für 2009 bei – ein Plus von 10 Prozentpunkten gegenüber der vorangegangenen Befragung im Frühjahr 2008. Einen besonderen Investitionsschwerpunkt auf Großbritannien und Frankreich wollen dagegen nur 29 % bzw. 32 % legen, ermittelten die Hamburger.Der Hintergrund für diese deutlichen Differenzen dürfte darin zu finden sein, dass der Investitionsklima-Index mit der Zuspitzung der Finanzkrise im vierten Quartal zwar in allen großen Märkten zu einem signifikanten Einbruch von ca. 10 Prozentpunkten geführt hat, verglichen mit dem Frühjahr. Dagegen zeigen sich die langfristigen Indikatoren “Rahmenbedingungen” und “Marktstruktur” hierzulande gegenüber der ersten Messung 2006 “bemerkenswert stabil”, staunt Union Investment. Die Umfragewerte ließen darauf schließen, dass die für die Investitionsentscheidung maßgeblichen Rahmenbedingungen in Deutschland als intakt angesehen werden – “tiefere Spuren, wie sie Investoren für den britischen Immobilienmarkt erwarten, wird die globale Finanzkrise aus Sicht der Profiinvestoren auf dem deutschen Immobilienmarkt nicht hinterlassen.” Vielmehr beurteilten Anleger den jüngsten Einbruch nur als “vorbeiziehendes Zwischentief”. Dennoch hinterlässt der Konjunktureinbruch tiefe Spuren. Da jedoch der Klima-Index in Großbritannien schon im Frühjahr (verglichen mit 2007) deutlich nachgegeben hatte – während er sich in Frankreich und Deutschland noch halbwegs stabil gezeigt hatte -, liegt England inzwischen mit nur noch gut 50 Zählern deutlich am Ende der Vergleichsskala. Merklich besser wird Frankreich mit 57 Punkten und Deutschland mit fast 59 Zählern beurteilt, ergab die Erhebung. In der Folge erwarten 58 % der Befragten 2009 ein gleichbleibendes oder steigendes Interesse ausländischer Investoren am hiesigen Immobilienmarkt. “Paradigmenwechsel”Umgekehrt will aber jeder dritte Befragte eigene Investitionen wegen der mauen Konjunktur und der “massiven” Unsicherheiten bei den Finanzierungskonditionen zurückfahren – auch wenn Immobilien gerade in unsicheren Zeiten an Bedeutung gewinnen. Zugleich beobachtet King-Sturge-Chef Hettrich einen Paradigmenwechsel auf dem Transaktionsmarkt. An die Stelle kurzfristig agierender Finanzinvestoren träten eigenkapitalstarke und langfristig orientierte Anleger.