ASSET MANAGEMENT

Schleifspuren durch Provisionsverbot in Großbritannien

Neugeschäft der Fondsgesellschaften beeinträchtigt - Privatkunden und Berater leiden - M&G: Eine Chance für die Branche

Schleifspuren durch Provisionsverbot in Großbritannien

sto Frankfurt – Das Provisionsverbot in Großbritannien hat zwar zu Schleifspuren im Neugeschäft der Fondsbranche geführt, doch mittelfristig ist es eine Chance für die Branche. Davon ist Peter Grimmett, Regulierungsexperte bei der britischen Fondsgesellschaft M&G, überzeugt. Für Finanzberater und normale Privatkunden hat es dagegen katastrophale Folgen: 15 bis 30% Beraterjobs werde die Retail Distribution Review (RDR) kosten, und der durchschnittliche Privatkunde könne sich keine Finanzberatung mehr leisten, sagte Grimmett.Ein Blick in die britische Fondsstatistik offenbart, dass die britischen Gesellschaften seit Einführung der RDR Anfang 2013 in ihrem Geschäft ausgebremst wurden. Wie der Fondsverband IMA berichtete, hielt sich der Nettoabsatz in den ersten beiden Monaten mit 3,4 Mrd. Pfund (4,0 Mrd. Euro) zwar auf Vorjahresniveau. Doch derweil konnte die europäische Fondsbranche ihr Geschäft mehr als verdoppeln. “Viele der freien Berater haben noch nicht ihre nun notwendigen Prüfungen bestanden oder über ihr künftiges Geschäftsmodell entschieden und leben daher eher von ihren Beständen”, erläuterte Grimmett.In Großbritannien werden Finanzprodukte zu 70% über die freien Berater (IFA) vertrieben – das ist deutlich abweichend von den anderen europäischen Ländern, wo die Banken das Geschäft dominieren. Von den rund 30000 Beratern in UK sollen Prognosen zufolge wegen der RDR am Ende nur noch 20000 bis 25000 übrigbleiben. “Das Problem ist, dass Kunden ungerne für eine Beratung bezahlen wollen, weswegen viele Berater keine Alternative haben, als aufzugeben oder in andere Beratungssegmente außerhalb der RDR zu wechseln, etwa Hypothekenvermittlung.” Auch belasteten die mit der RDR eingeführten teuren Prüfungen die Berater beziehungsweise die neuen Kapitalanforderungen.Klar feststellbar sei auch, dass der normale, weniger vermögende Privatkunde keine Beratung mehr zu Fonds erhalte, selbst bei den Banken und Versicherern nicht mehr. Diese, z.B. RBS, Barclays, Santander oder Axa, hatten in Reaktion auf die RDR Finanzberaterstellen gestrichen bzw. Vermögensuntergrenzen für die Beratung eingeführt. Prognosen zufolge soll die Beratung für die betuchten Kunden wegen der RDR bis zu doppelt so teuer werden. Für die Fondsbranche aber sieht Grimmett durchaus Vorteile: “Nun geht es im Vertrieb nicht mehr darum, welche Gesellschaft die höchsten Kick-backs mitbringt, sondern die beste Performance – das ist eigentlich für uns eine gute Neuerung.”