Immobilien

Schwaches Pfund lockt Immobilieninvestoren

Ausländer stellen 80 Prozent der Londoner Anleger

Schwaches Pfund lockt Immobilieninvestoren

Von Ulli Gericke, BerlinDas britische Pfund ist in den vergangenen Wochen und Monaten in den Keller gerutscht. Seit langem war die Insel-Währung nicht mehr so preiswert gegenüber dem US-Dollar wie heute. Und auch zum griechenlandgeschwächten Euro wurde in diesen Tagen ein Dreimonatstief erreicht. Zumindest für den britischen, besonders den Londoner Immobilienmarkt dürfte diese Entwicklung ein Grund zur Freude sein.Ausländer stellen in der britischen Hauptstadt das Gros aller Investoren. Vom gesamten letztjährigen Immobilientransaktionsvolumen von etwa 7 Mrd. Pfund, nach knapp 16 Mrd. im Boomjahr 2007, entfallen rund 80 % auf “Foreigner” – von denen wiederum ein Zehntel aus Deutschland stammt. Der ganz große Anteil der Ausländer kommt aus Euro- und Dollar-Ländern, auch wenn Investoren aus Asien oder arabischen Staaten immer stärker an Gewicht gewinnen. Rapider Preisverfall . . .Der Immobilienmarkt in London hat in den vergangenen zwei Jahren ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Nirgendwo anders reagierte der Markt so schnell auf die eskalierende Finanzkrise wie an der Themse. Die Mieten, die in der City und im West End seit 2007 um mehr als 30 % gefallen waren, haben sich seit etwa zwei Quartalen stabilisiert. Inzwischen gehen auch die Renditen am Londoner Büromarkt wieder zurück. Vor allem bei hochwertigen Büroflächen hat das Interesse von Investoren wieder deutlich angezogen, beobachtet IVG-Vorstand Georg Reul. Angesichts der kurz- bis mittelfristig wieder kräftig zurückgehenden Leerstandsraten und eines “zarten Aufwärtstrends” bei Spitzenmieten meldeten große börsennotierte Londoner Immobiliengesellschaften inzwischen auch wieder steigende Bewertungen ihrer Portfolios, registriert die auch in London aktive IVG. . . . und schwache WährungWertet nun das Pfund ab, haben Investoren aus der Eurozone oder dem Dollarraum einen Vorteil gegenüber ihren britischen – oder in britischer Währung handelnden – Konkurrenten, da sie “mehr für ihr Heimatgeld bekommen”, listet Timo Tschammler auf, der Sprecher der Geschäftsführung beim Immobilienberatungshaus DTZ. “Eurobasierte Investoren werden durch das schwache Pfund angelockt.”Die Praktiker der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment Real Estate beobachten jedoch, dass das Preisniveau für besonders sichere Core-Immobilien durch die gegenwärtige Pfund-Schwäche nicht wesentlich attraktiver geworden sei. Folglich werde es auch unter den neuen Bedingungen 2010 “nur wenige Gelegenheiten geben, gute Objekte zu vernünftigen Preisen zu erwerben”. Bei den Londoner Bestandsimmobilien seien die Effekte des Kursverlusts auf die Performance der Immobilienfonds durch die umfängliche Absicherung von Währungskursrisiken äußerst gering, betont Sprecher Fabian Hellbusch.Tatsächlich ist bei den meisten ausländischen Investoren zu beobachten, dass sie ihr investiertes Eigenkapital zu großen Teilen oder auch vollständig absichern. Das ergänzende Fremdkapital wird meist in lokaler Währung aufgenommen – womit Währungsschwankungen in welche Richtung auch immer ihre Bedeutung verlieren.Werden Währungsschwankungen nicht abgesichert, bleibt die Frage, welche Bewegung gewichtiger ist: Der wieder anziehende Preis Londonder Immobilien oder der weitere Verfall des britischen Pfund. Wohnungen verteuern sichIn Klein und in bescheidenem Ausmaß lassen sich die Spielregeln auch beim hochwertigen Londoner Wohnimmobilienmarkt nachvollziehen. Hier ist eine erste Erholung seit dem März 2009 zu erkennen, als bei niedrigen Zinsen ein zunehmend schwaches Pfund schon einmal ausländische Käufer anlockte. Zudem waren die Preise nach Beginn der Finanzkrise um rund ein Viertel eingebrochen. Inzwischen hat sich das Blatt jedoch komplett gewendet. Hochwertige Wohnungen in Central London haben sich allein im Februar um mehr als 3 % verteuert, wie der Immobilienberater Knight Frank berichtet. Damit haben sie sich allein in den vergangenen zehn Monaten um fast ein Fünftel verteuert.