Immobilien

Sharia-Investments legen deutlich zu

Großbritannien und Deutschland bei Immobilien am attraktivsten

Sharia-Investments legen deutlich zu

kb Frankfurt – Sharia-konforme Investments in Immobilien haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Großbritannien, insbesondere London, erweist sich dabei als Europas attraktivster Standort für derartige Investments. Dies geht aus einer Untersuchung der Royal Institution of Chartered Surveyors hervor, dem 1868 in London gegründeten und nach eigenen Angaben weltweit größten und ältesten Immobilienfachverband mit 120 000 Mitgliedern in 131 Ländern. Der Studie zufolge erfolgten 2005 rund 11 % der ausländischen Investitionen in Gewerbeimmobilien in Großbritannien in Sharia-konformen Fonds. Im Jahr 2004 seien es erst 4 % gewesen. Aus der Untersuchung gehe klar hervor, dass Großbritannien und dabei insbesondere London der bevorzugte Platz ist, um derartige Geschäfte zu tätigen. In allen dafür als wichtig erachteten Belangen, sei es das politische Umfeld, das rechtliche und institutionelle Rahmenwerk sowie der Zugang zu Qualifikationen und Expertise, sei London weltweit führend. Zudem würde Großbritannien derartige Investments auch politisch unterstützen. Auf Rang zwei der attraktivsten Standorte in Europa liege Deutschland. Auch in den kommenden drei Jahren werde der Fokus dieser Investitionen auf Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Spanien liegen. Allerdings würden Märkte wie Ungarn, Polen, Tschechien, die Slowakei sowie Slowenien an Bedeutung gewinnen. Hohe WachstumsrateAußerhalb Europas ist und bleibe auch in Zukunft der primäre Investment-Fokus auf den USA, unterstreicht die Studie. Das Volumen an Sharia-konformen Investments wird der Untersuchung zufolge auf 300 bis 400 Mrd. Dollar geschätzt und dürfte jährlich um rund 15 % steigen. Bei einem Ölpreis um die 70 Dollar je Barrel dürfte also der Mittelzufluss in derartige Investments weiter anhalten, heißt es. Dabei sind Investitionen in Wirtschaftszweigen mit Engagements in den Bereichen Banken und konventionelle Finanzdienstleistungen, Glücksspiel, Pornographie, Kino, Tabak und Alkohol sowie Waffengeschäfte untersagt.Die Performance der Sharia-konformen Investments dürfte sich wie der Gesamtmarkt entwickelt haben, vermuten die Autoren der Studie. In den vergangenen fünf Jahren sei mit Sharia-konformen Anlagen in Immobilien in Europa eine Rendite von 10 bis 18 % erzielt worden. Dabei würden die Anlageentscheidungen eher in Wochen statt in Tagen getroffen werden, wobei die Hälfte der Investitionen in direkte Anlagen und die andere Hälfte in Fonds fließt. Das Portfolio Management unterscheide sich dabei nur wenig von konventionellen Fonds. Ein höherer Stellenwert habe jedoch die Überwachung der Compliance. Gleichwohl sei ein gewisser Pragmatismus bei Immobilieninvestitionen erlaubt, wenn sich beispielsweise in einem Einkaufszentrum ein Tabakwarengeschäft befindet. Bis zu 5 % einer Investition können somit auch nicht-Sharia-konform sein, wobei dies dann durch eine gemeinnützige Spende im Rahmen einer “Portfolio-Bereinigung” ausgeglichen werden könne. “Ijarah” immer beliebterDie von 90 % der Befragten präferierte Anlageform sei Ijarah (siehe Glossar), 2005 waren es erst 74 %. Populärer geworden seien die Investment-Strukturen Sukuk, Musharakah und Murabahah. Mudabarah werde dagegen kaum nachgefragt. Für die seit diesem Jahr neue Form Istisna’a zeigten 50 % der im Rahmen der Untersuchung Befragten Interesse. Auch Sharia-konformen Immobilien-Trusts (Reits) sei man nicht abgeneigt.