Von Armin Schmitz, Frankfurt Nachhaltige Anlagen finden nicht zuletzt wegen der Fehlentwicklungen im Finanzwesen in den vergangenen Jahren immer mehr Anhänger. Davon zeugen die kräftigen Zuflüsse von Anlegergeldern und zahlreiche neue Produkte. Eine noch recht kleine Nische nehmen in dem Universum der Sustainable Investments die Mikrofinanz-Investments ein. Seit dem Friedensnobelpreis 2006 für den Wirtschaftsprofessor Mohammad Yunus aus Bangladesch sind Mikrokredite und Mikrofinanz auch einem breiten Kreis von Anlegern ein Begriff.Yunus ist Gründer der Grameen Bank, die ohne die klassischen Sicherheiten erstmals in den achtziger Jahren mit großem Erfolg Mikrokredite an Menschen ohne Einkommenssicherheiten in Bangladesch vergab. Die Mikrofinanzinstitute vergeben Kleinstkredite von einem Euro bis zu einigen tausend Euro an Kleingewerbetreibende vor allem in den Schwellenländern, die wegen geringer Kreditwürdigkeit ansonsten nicht die Chance hätten, bei einer Bank einen Kredit zu bekommen. Im Gegenzug bezahlen sie allerdings Jahreszinsen, die deutlich über denen der klassischen Kredite liegen. Banken verlangen in der Regel 20 % Zinsen oder mehr p. a. In Asien sind allerdings auch Zinssätze bis zu 70 % keine Ausnahme, was vor allem in Indien – mit 26,5 Millionen Schuldnern und einem Kreditportfolio von 4,6 Mrd. Dollar der weltweit größte Mikrofinanzmarkt – zu einer Krise geführt hat. Meldungen von überschuldeten Kreditnehmern, Selbstmorden und Bedrohungen von Angestellten von Mikrofinanzinstituten haben dazu geführt, dass der Branchenverband Microfinance Institutions Network (MFIN) Ende 2012 die Mikrokreditzinsen auf 24 % p. a. begrenzte, um die Menschen zu beruhigen (siehe BZ vom 14.12.2012). Im Vergleich zu Industrieländern hören sich diese Zinssätze immer noch üppig an. Doch Geldverleiher in Schwellenländern nehmen diese Sätze im Monat. Nichtsdestoweniger liegt die Rückzahlungsquote der Mikrokredite bei hohen 98 %. Finanzierung über SpendenDie Mikrofinanzinstitute finanzieren sich meist über Spenden, staatliche Entwicklungshilfe oder große Banken. Trotz dieser Entwicklung in Indien ist der globale Mikrofinanzsektor 2012 nach Einschätzung von ResponsAbility, einem der bekanntesten Vermögensverwalter von Social Investments, um 20 % gewachsen. ResponsAbility verwaltet insgesamt ein Anlagevermögen von rund 1,3 Mrd. Dollar im Bereich Social Investments. Das Gesamtvolumen des Marktes für Microfinance wird von Experten auf rund 60 Mrd. Dollar geschätzt. Für 2013 erwartet ResponsAbility ein Wachstum in der Größenordnung von 15 bis 20 %.Von dieser Entwicklung profitieren auch Fonds, die in den Mikrofinanzsektor investieren. Eine Untersuchung des Hamburger Analysehauses Absolut Research zeigt für diese Nischenfonds eine ansehnliche Wertentwicklung in den zurückliegenden fünf Jahren. Im gerade abgelaufenen Jahr kam der Dual Return Vision Microfin Local Currency (LU0533938022) der C-Quadrat-Tochter Absolute Portfolio Management auf eine Wertsteigerung von 8,2 %. Die Standardabweichung lag bei 0,7 %. Im Dreijahreszeitraum erzielte der Fonds eine Rendite von 3,6 % p. a. und über fünf Jahre durchschnittlich 4,2% jährlich. Das Chance-Risiko-Profil zeigt, dass die Anlage im Mikrofinanzbereich keine Korrelation zu den klassischen Assetklassen hat.Der Fonds investiert in festverzinsliche Papiere wie Darlehen an Mikrofinanzinstitute (MFI) in den Schwellenländern. Diese Darlehen können direkt gewährt oder über spezialisierte Intermediäre oder durch Investitionen in entsprechende Anlagevehikel gekauft werden. Deutsche Anleger können über Zertifikate in den in Luxemburg ansässigen Fonds investieren. Hinter dem Dual-Return-Fonds folgt der Fair Trade Fund (CH0142587390) von ResponsAbility mit einer Wertsteigerung von rund 5 %. Der Fonds stellt landwirtschaftlichen Produzenten- und Handelsorganisationen finanzielle Mittel zur Verfügung. Die Finanzierung erfolgt über Darlehen mit Laufzeiten bis zu einem Jahr.Eine lange Historie weist der ResponsAbility Global Microfinance Fund (LU0180189770) auf. Dieses rund 680 Mill. Dollar verwaltende Produkt erzielte in den vergangenen fünf Jahren stabile Renditen von 3,3 % p. a. Über den Dreijahreszeitraum kam der Fonds auf eine Wertsteigerung von 3 % p. a. bei einer Standardabweichung von 1,1 %. Der Fonds kann neben festverzinslichen Anlagen auch bis zu einem Anteil von 10 % in Aktien investieren.