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Spekulation um Chinas Währung

Experten erwarten eine kräftige Aufwertung des Yuan - Erste Optionsscheine machen Währung handelbar

Spekulation um Chinas Währung

Von Armin Schmitz, Frankfurt Kaum ein anderes Land hat die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise so gut umschiffen können wie China. Kräftige Konjunkturprogramme stimulierten die Binnenkonjunktur. Die Auswirkungen lassen sich an den Konjunkturdaten ablesen: So verzeichnete die Industrieproduktion in den ersten beiden Monaten dieses Jahres einen Anstieg um 20,7 %. Das ist das größte Plus seit dem Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1995.Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Januar und Februar 17,9 % im Vorjahresvergleich. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat nach Angaben der Regierung in Peking im vierten Quartal vergangenen Jahres um 10,7 % zugelegt. Für das Gesamtjahr 2009 ergibt sich ein Wachstum von 8,7 %, womit das von der Regierung angestrebte Ziel von 8 % übertroffen wurde. Peking versucht, einer Überhitzung vorzubeugen, indem man angekündigt hat, die Kreditvergabe auf durchschnittlich 540 Mrd. Yuan (umgerechnet 57 Mrd. Euro) pro Monat zu beschränken. Nichtsdestotrotz vergaben die Banken des Landes im Februar allein 700 Mrd. Yuan (74 Mrd. Euro) und damit mehr Kredite als allgemein erwart. Prognostiziert waren 600 Mrd. Yuan. Nachteilig ist auch die hohe Inflationsrate. Der starke Anstieg des Verbraucherpreisindex (CPI) für Februar um 2,7 % – dies ist der höchste Stand in den vergangenen 16 Monaten – hat die Märkte aufgeschreckt. Erwartet wurden nur 2,5 %. Vor allem Nahrungsmittel waren für den Teuerungsschub verantwortlich.Zwölfmonatige Terminkontrakte auf den Renminbi sackten auf 6,6389 Yuan je Dollar ab, nachdem sie zuvor bis auf 6,6305 Yuan geklettert waren. Die Ökonomen von Barclays rechnen nun für das Gesamtjahr mit einer Inflationsrate von 3,5 % auf Jahresbasis. Sie erwarten daher eine Leitzinsanhebung bereits im zweiten Quartal. Flexiblere Politik gefordertDie Bewertung der chinesischen Währung wird an den Finanzmärkten kontrovers diskutiert. Einige Analysten erwarten eine Aufwertung der chinesischen Valuta, zumal offizielle Stimmen in der chinesischen Regierung eine flexiblere Währungspolitik fordern. Aufgrund der Überhitzungsanzeichen der Wirtschaft ist nach Ansicht von Sedar Kücükakin von ABN Amro die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die Regierung von diesem Instrument Gebrauch macht.Nach Ansicht von Goldman Sachs ist der Yuan gegenüber dem Dollar zwar nicht länger stark unterbewertet. Die Experten der US-Bank erwarten jedoch eine Aufwertung der Währung in den kommenden Monaten. Sie gehen von einer Aufwertung von insgesamt 5 % über die kommenden zwölf Monate aus. Über Terminkontrakte (Forwards) preist der Devisenmarkt aktuell ein Niveau von 6,639 Yuan ein gegenüber einer Spotnotierung von 6,82 Yuan, was also einer Aufwertungserwartung von 2,7 % entspricht.Goldman Sachs hält es für denkbar, dass die Volksrepublik China ihre Währung in einem Schritt aufwertet und sie anschließend in einem breiteren Band handeln lässt. Die US-Investmentbank sieht eine frühe Aufwertung positiv für die Finanzmärkte, auch weil China dadurch die Inflationsrisiken besser in den Griff bekommt.Die Rahmenbedingungen für eine Investition in den chinesischen Yuan waren bisher schlecht. Gab es doch bislang nur zwei Renminbi-Kapitalschutzanleihen der Royal Bank of Scotland (DE000AA0QEF4, DE000AA0QSG2), die mit einer Partizipation von 120 bzw. 170 % an der Wechselkursentwicklung des Dollar gegenüber dem Yuan teilnehmen. Beide Produkte verzeichneten seit Oktober 2008 nicht zuletzt durch den positiven Einfluss der Zinsentwicklung auf die unterlegten Zerobonds einen Gewinn von bis zu 25 %. Das Produkt mit der höheren Partizipationsrate ist allerdings ausverkauft.Jetzt haben Anleger auch noch eine andere Möglichkeit, an den Kursbewegungen des Yuan zu partizipieren. So hat Goldman Sachs 27 Optionsscheine mit unterschiedlichen Laufzeiten und Basispreisen auf den Markt gebracht, mit denen Investoren an der Entwicklung des Yuan gegenüber dem Dollar teilhaben können.Für risikobereite Anleger, die mit einer Aufwertung der chinesischen Währung rechnen, eignen sich die Verkaufs-Optionsscheine (Put-Warrants) wie der Put von Goldman Sachs mit dem Basispreis von 6,50 Yuan (DE000GS2RNL1). Er steigt im Wert, wenn die Parität Dollar-Yuan sinkt, denn der Anleger benötigt weniger Yuan, um einen Dollar zu kaufen. Ein positiver Effekt ist zusätzlich durch einen Anstieg der Volatilität möglich. Die Volatilität der chinesischen Devise schwankt aktuell zwischen 6 bis 7 %. Fällt sie gegenüber dem Dollar, dürfte die implizite Volatilität, also die vom Markt erwartete Volatilität der Warrants, ansteigen, was zu einem zusätzlichen Gewinn führen kann.Investoren, die erwarten, dass die Währung gegenüber dem Dollar abwertet, haben die Möglichkeit, beispielsweise mit einem Call mit dem Basispreis von 6,8 Yuan (DE000GS2RN97) auf eine tendenzielle Abwertung der Devise zu spekulieren. Die Optionsscheine sind Euro-denominiert. Die Produkte unterliegen damit zusätzlich noch dem Einfluss der Währungsentwicklung des Dollar gegenüber dem Euro. Bei beiden Optionsscheinen ist zu bedenken, dass theoretisch ein Totalverlustrisiko besteht.