ASSET MANAGEMENT

Spezialfondsanleger auf dem Absprung

Jeder zweite Investor will Asset Manager wechseln - Performance der Fondsmanager enttäuscht - Druck auf Gebühren nimmt zu

Spezialfondsanleger auf dem Absprung

Spezialfondsanbieter müssen sich bei den nächsten Verhandlungen mit ihren Kunden auf ungemütliche Gespräche einstellen. Die Unzufriedenheit der Investoren mit den jüngsten Performancezahlen und der Höhe der Gebühren wächst. Die Anleger zeigen sich bereiter denn je, den Asset Manager auszuwechseln.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtDie Gefahr, dass Fondsgesellschaften in nächster Zeit Kunden im Spezialfondsbereich verlieren, wächst. Wie eine Studie der Beratungsgesellschaft Kommalpha und der Ratingagentur Telos, die der Börsen-Zeitung bereits vor ihrer offiziellen Veröffentlichung vorliegt, zeigt, nahm die Wechselwilligkeit der Investoren zuletzt stark zu. In der jüngsten Umfrage zu der regelmäßig erstellten Studie zum Spezialfondsmarkt unter 150 Großinvestoren signalisierte fast jede zweite Adresse die Bereitschaft zur Auswechslung ihres Asset Manager innerhalb der nächsten zwölf Monate. Vor einem Jahr war nur jeder Dritte zu einem Wechsel bereit gewesen.Dies sei ” Ausdruck einer bestehenden Unzufriedenheit mit den Leistungen einiger Manager”, schreiben die Experten. Nur bescheidene 6,1 % der Befragten zeigten sich “sehr zufrieden” mit der Performance der Fondsmanager der jüngsten Vergangenheit. Bei der letztjährigen Erhebung waren es noch 19 % gewesen. In etwa gleich blieb aber die Zahl der “zufriedenen” Kunden (54,5 %). Es regiere bereits Bescheidenheit bei der Erwartungshaltung an die Rendite vor dem Hintergrund der Finanz- und Staatsschuldenkrise. So gäben sich Versicherer oder Versorgungswerke schon damit zufrieden, wenn die Performance im Zielkorridor ihrer eigenen Verpflichtungen liege. Doch die Zahl der weniger Zufriedenen stieg bei der jüngsten Erhebung von Kommalpha auf 12 %.150 institutionelle Investoren aus den Bereichen Versicherung, Bank, Vermögensverwaltung, Stiftung, Versorgungswerk, Pensionskasse, Family Offices und Unternehmen waren von Kommalpha zu ihrem Investitionsverhalten befragt worden. Hinter den befragten Anlegern steht ein Vermögen von insgesamt etwa 330 Mrd. Euro. In Spezialfonds sind davon etwa 155 Mrd. Euro angelegt. Hinzu kommen Direktanlagen in Höhe von weiteren 145 Mrd. Euro und Investments in Publikumsfonds von rund 30 Mrd. Euro.Die künftig weiterhin niedrigen Renditeperspektiven erhöhten den Druck auf die Gebühren, heißt es in der Studie weiter. Bei der Suche nach neuen Asset Managern oder bei bevorstehenden Preisverhandlungen mit dem aktuellen Anbieter dürfte diese Frage zum Kern der Gespräche werden. Fast jeder zweite Investor (49 %) gab an, dass diese Frage in den Blickpunkt gerückt sei, nach 29 % zuvor. Zugleich zeigte sich keiner mehr mit dem aktuellen Gebührenniveau “sehr zufrieden” nach 14 % im Vorjahr. Und jeder fünfte Anleger war “weniger zufrieden” bis “unzufrieden”. Wie die Experten von Kommalpha weiter schreiben, veranlasst das Niedrigzinsumfeld aktuell viele institutionelle Anleger zwar noch nicht dazu, ihre Anlagepolitik grundsätzlich zu überdenken. Allerdings lasse sich anhand der Befragung ein Trend erkennen, dass im Rentenbereich Gelder aus den Spezialfonds abgezogen würden und lieber in Eigenregie verwaltet würden.Nachdem der “sichere Hafen” Staatsanleihen abhandengekommen sei, werde händeringend nach alternativen Anlageprodukten gesucht. Dabei rückten Absolute-Return- und Schwellenländer-Produkte in den Fokus. Dies zeige sich auch daran, dass es eine Verschiebung von gemischten hin zu speziellen Mandaten für alternative Anlageklassen gebe. Der Anteil der gemischten Mandate ging der Studie zufolge von 34 auf 17 % zurück.Prinzipiell ist die Anlagetaktik der Großinvestoren von Vorsicht geprägt. Dies zeigt sich anhand der Aufteilung des angelegten Vermögens nach Assetklassen (siehe Grafik). Ein weiterhin gezügelter Risikoappetit sorgt dafür, dass Aktieninvestments bei mehr als der Hälfte überhaupt nicht vorhanden sind bzw. sich im einstelligen Prozentbereich der angelegten Gelder bewegen. Im Vergleich der einzelnen Investorengruppen ragen dabei insbesondere die Versicherer heraus: 86 % der Befragten gaben an, keine Aktien zu halten. Bei den Banken war dies nur jede fünfte Adresse. Im Vorjahresvergleich seien bei allen Investoren die Unternehmensanleihen im Kommen, so die Kommalpha-Berater. Allerdings seien hier Versicherer vorsichtiger als Banken: Nur etwas mehr als jede vierte Adresse hält hier Engagements zwischen 10 und 25 %. Hier zeigen sich die Banken offensiver, die zu 60 % eine Corporate-Quote von 10 bis 25 % vorweisen. Dafür sind die Versicherer bei Private Equity mutiger, die dort fast alle einstellige Prozentzahlen vorweisen, was nur bei knapp jeder dritten Bank der Fall ist. Der enorme Performancedruck auf alle beteiligten Institutionellen werde über kurz oder lang zu einem Aus- und Aufbau realer Assets führen, seien es Aktien, Infrastruktur- oder Immobilienanlagen, zeigt sich Kommalpha überzeugt. Passiv gewinnt an BodenDas passive Management gewann zuletzt an Boden: Nur noch 74 % der Anleger lassen ihre Renten-Spezialfonds aktiv verwalten, 2011 waren es noch 86 %. Die Tendenz ist auch bei Aktienmandaten zu erkennen, wo aktive Mandate von 78 % auf 67 % zurückgingen. “Offenbar führt die generelle Verunsicherung an den Märkten wieder zu einer größeren Benchmark-Hörigkeit”, was in passiven Ansätzen Grundlage ist, heißt es dazu in der Studie. In ihrer künftigen Anlagepolitik wollen 58,1 % der Investoren den Angaben zufolge nach 53,2 % auf Absolute-Return-Mandate umschwenken. Dies erklärt Kommalpha mit einem noch stärkeren Wunsch nach Sicherheit. “Zu viele verschiedene Ansätze werden unter diesem Mantel verpackt, angefangen bei klassischen, mit dem Einsatz von Derivaten verbundenen Strategien bis hin zu einfachen und aktiv gemanagten gemischten Fonds mit Bond- und Aktieninvestments”, warnen die Berater allerdings.