ASSET MANAGEMENT

Staatsfonds agieren hinter verschlossenen Türen

Mangelnde Transparenz als strategische Entscheidung - Investoren horten 6 Bill. Dollar - Ruf nach Offenheit hat abgenommen

Staatsfonds agieren hinter verschlossenen Türen

Staats- und Ölfonds legen nur spärlich offen, wo sie ihre Gelder anlegen – dabei werden sie als Investoren immer bedeutender. Inwieweit ein Fonds transparent ist, hängt nicht allein von den politischen Verhältnissen im Land ab, sondern auch von der Investmentstrategie der Fondsmanager.Von Jan Schrader, FrankfurtWenn Vertreter von Staatsfonds gemeinsam mit Asset Managern und Zentralbankern und anderen Teilnehmern im Luxushotel Jumeirah in Frankfurt von heute bis Donnerstag zusammentreffen, bleibt die Presse außen vor. Auf dem Branchentreffen “Institute Fund Summit 2013 Europe” des amerikanischen Sovereign Wealth Fund Institute (SWF Institute), zu dem etwa Bundesbankvorstand Andreas Dombret und andere prominente Redner eingeladen sind, bleiben staatliche Investoren lieber unter sich.Auch sonst agieren manche Fonds lieber im Verborgenen: Sie verzichten etwa darauf, unabhängig überprüfte, jährliche Berichte vorzulegen, die Eigentümeranteile und den Ort von Unternehmensbeteiligungen zu benennen, das Portfolio inklusive Marktwert, Renditen und Managementvergütungen aufzuschlüsseln oder Strategien und Ziele klar hervorzuheben. Diese und weitere Kriterien hat das SWF Institute abgefragt und auf einer Skala von 0 bis 10 eingetragen (siehe Tabelle).Damit gibt sich eine Investorengruppe zugeknöpft, die in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Verwalteten die Staats- und Ölfonds Ende 2007 weltweit 3,3 Bill. Dollar, sind es nun mehr als 6,0 Bill. Dollar, wie das SWF Institute schätzt. Steigende Börsenkurse, Kapitalzuflüsse und Neugründungen haben die Branche gestärkt.Vor der Finanzkrise sei die Transparenz der Fonds noch ein wichtigeres Thema gewesen, sagt Gordon Clark, Professor und Direktor der Smith School of Enterprises and Environment an der Universität in Oxford, der auch das Oxford SWF Project betreut. Mit der zunehmenden Bedeutung der Fonds sei der Ruf nach Offenheit leiser geworden.Beispiele will Clark dabei nicht nennen. Aber in den vergangenen Jahren haben Staatsfonds wiederholt in Unternehmen und auch Banken investiert. So stieg etwa der Abu Dhabi Investment Authority der Vereinigten Arabischen Emirate bereits im November 2007 mit 7,5 Mrd. Dollar bei der Citigroup ein. Die Beziehungen waren alles andere als reibungslos. Die arabischen Investoren warfen der US-Bank “betrügerische Falschdarstellung” vor, nachdem der Aktienkurs während der Finanzkrise eingebrochen war.Der Fonds Libyan Investment Authority, mit einem Transparenzwert von 1 ein verschlossener Vertreter, beteiligte sich an der Unicredit – und wehrte sich juristisch, als die Anteile an der Bank und anderen Unternehmen eingefroren wurden. Die Qatar Investment Authority, mit einem Wert von 5 ebenfalls wenig transparent, stieg etwa bei Credit Suisse, Barclays und der London Stock Exchange ein. Der singapurische Staatsfonds GIC (6) griff im Dezember 2007 der UBS mit 11 Mrd. sfr (8,9 Mrd. Euro) unter die Arme. Mittel gegen KorruptionDie Fonds zeigen sich verschlossen, dabei können sie durchaus für Offenheit in ihrem Heimatland sorgen. Das betonte das Beratungsunternehmen PwC schon im Oktober 2011 in einer Studie. Die Analysten trugen Daten aus 51 Ländern mit und ohne Staatsfonds zusammen und stellten fest: Verfügt ein Land über einen Staatsfonds, sinkt auch die Korruptionswahrnehmung im jeweiligen Land. Politiker und Regierungsvertreter hätten weniger Möglichkeiten, auf Gelder wie Öleinnahmen zuzugreifen, wenn diese direkt in einen Fonds flössen, vermuten die Autoren. Auch seien die Vehikel ein wirksames Mittel, um Inflation zu reduzieren oder ein festes Wechselkurssystem aufrechtzuerhalten. Spiegel der VerhältnisseStaatsfonds beeinflussen nicht nur den Zustand der Länder: Oxford-Experte Clark meint, dass sie auch die politischen Verhältnisse spiegelten. Je unfreier ein Land, desto intransparenter der Fonds. Länder wie Norwegen oder die USA haben dem SWF Institute zufolge transparente Fonds, während die Vertreter aus Saudi-Arabien, China oder Russland verschlossener sind. Doch es gibt Ausnahmen: So fallen der Temasek aus Singapur, die Mubadala Development Company der Vereinigten Arabischen Emirate und der State Oil Fund of Azerbaijan mit Höchstständen im Transparenzindex auf, während die dahinter stehenden Staaten etwa von der amerikanischen Organisation Freedom House als “teilweise frei” oder “unfrei” eingestuft werden.Neige ein Fonds ohnehin zu weniger transparenten Investitionen wie etwa in Private Equity, sagt Clark, wirke sich das negativ auf die Offenheit aus. Gleichzeitig könne Transparenz aber auch Legitimität für den Fonds und seine Geschäfte schaffen. Somit sei das Maß an Offenheit für den Fonds vor allem eine strategische Entscheidung. Einen Trend zu mehr oder weniger Transparenz erkennt Clark nicht.