Asset Management

Stiftungen lassen in der Finanzmarktkrise Federn

Große Adressen liegen seit Jahresbeginn im Minus - Aktien und Renten enttäuschen - Unterschiedliche Meinungen zu Hedgefonds

Stiftungen lassen in der Finanzmarktkrise Federn

Von Stefanie Schulte, Frankfurt Die Finanzmarktkrise hat der Zeit, in der große Privatstiftungen hohe einstellige oder sogar zweistellige Renditen auf ihre Vermögen melden konnten, ein jähes Ende gesetzt. Die Stiftungen investieren meist überwiegend in Renten und Aktien, die beide unter Druck geraten sind. Zufrieden sind sie mit ihren Immobilienbeständen. In der Frage, ob Hedgefonds in der Krise eher enttäuschen oder Nutzen stiften, sind sich die Kapitalanlage-Verantwortlichen dagegen uneinig. Einen deutlichen Renditerückgang verbuchte die 780 Mill. Euro schwere Zeit-Stiftung. Im Jahr 2007 konnte sich die Stiftung des Gründers der Wochenzeitung “Die Zeit”, die Wissenschaft, Kunst und Bildung fördert, mit 2,2 % gerade eben gegen die Inflation stemmen. 2006 erzielte die Hamburger Stiftung noch gut 6 % Rendite, 2005 sogar gut 10 %. Bei ihr entfielen Ende 2006 laut dem letzten veröffentlichten Jahresbericht 84 % der Kapitalanlagen auf Aktien und Renten, mehr als bei den anderen Stiftungen (siehe Grafik). Immobilien sind mit 11 % eher unterrepräsentiert. Die Asset Allocation sei heute im Wesentlichen so wie Ende 2006, berichtet Michael Berndt, Leiter Finanzen.Die gemeinnützige Hertie-Stiftung, die 17 % ihrer Assets in Immobilien investiert, schaffte im vergangenen Jahr 2,9 % auf ihre 850 Mill. Euro Vermögen. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre erzielte die Frankfurter Stiftung, die auf den einstigen Inhaber der Hertie-Warenhauskette zurückgeht, dagegen 8 %. Die Volkswagen-Stiftung, die 2,4 Mrd. Euro verwaltet, erwirtschaftete immerhin noch 3,7 % im Jahr 2007. Aber auch dieser Wert liegt deutlich unter dem jüngsten Fünf-Jahres-Durchschnitt von knapp 6 %. Positiv habe sich vor allem der hohe Immobilienanteil von 14,5 % ausgewirkt, meint Dieter Lehmann, Leiter der Vermögensabteilung. Noch schwächer sieht es bei den drei Stiftungen seit Anfang 2008 aus: “Leicht unter null” liege die Performance der Volkswagen-Stiftung, berichtet Lehmann. Bei der Zeit-Stiftung liege man im ersten Halbjahr mit einem einstelligen Prozentwert im Minus, so Michael Berndt, Leiter Finanzen. Genaue Zahlen wollte er allerdings nicht nennen. Bei der Hertie-Stiftung fiel nach Schätzung von Holger Benke, dem für Kapitalanlagen verantwortlichen Geschäftsführer, ein Verlust von etwa 5 % an. Hertie will umschichtenDas Vermögen auf Aktien und Renten zu verteilen, habe in der jüngsten Vergangenheit nicht ausgereicht, um Verluste zu vermeiden, bedauert Benke. Hedgefonds hätten vergleichsweise gut abgeschnitten. Globalen Indizes zufolge verbuchten sie im ersten Halbjahr lediglich einen leichten Verlust. Daher wolle die Hertie-Stiftung ihr Engagement bei Hedgefonds ausbauen, in der Hoffnung, dass diese weniger kursempfindlich seien. Man habe zwei Manager damit beauftragt, breit diversifizierte Hedgefonds-Portfolien aufzubauen. Angestrebt sei ein Anteil der Hedgefonds von 5 % am Gesamtvermögen der Stiftung. Im Gegenzug sollen die Rentenbestände etwas reduziert werden. Bislang seien nur 1,5 % des Hertie-Portfolios in Hedgefonds investiert.”Ein bisschen enttäuscht” von Hedgefonds ist dagegen Lehmann von der Volkswagen-Stiftung, die etwa 2 % ihres Vermögens in diese Anlagekategorie investiert. In den vergangenen Jahren seien viele neue Hedgefonds auf den Markt gekommen. Einige von ihnen hätten aber wohl keine besonders ausgeklügelten Investmentstrategien verfolgt, sondern eher wie klassische Aktienmanager agiert, vermutet der Portfolio-Lenker. Dies könne ein Grund sein, weshalb sie in Phasen fallender Kurse schwach abschnitten. Weiter beobachten wolle man dagegen die Entwicklung eines vor zwei Jahren aufgebauten Private-Equity-Portfolios, das 4,5 % der Assets ausmacht. Ähnlich äußerte sich Benke von der Hertie-Stiftung, bei der Beteiligungen knapp 4 % ausmachen. Die Zeit-Stiftung verzichtet bislang ganz auf Private Equity und andere alternative Anlagen.Zurückhaltung üben die Stiftungen bei Verbriefungspapieren – zu ihrem Vorteil, da diese Märkte seit Beginn der Subprime-Krise stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Lediglich die Zeit-Stiftung hat nach Angaben Berndts etwa 3,5 % ihres Portfolios in Asset Backed Securities (ABS) investiert. Es seien aber weder Subprime- oder andere Hypothekenrisiken noch Forderungen in Dollar darin enthalten, betonte der Finanzmanager. Bis 2006 habe auch die Volkswagen-Stiftung etwa 1 % ihres Vermögens in ABS investiert, berichtet Lehmann. Dass man sich von diesen Papieren rechtzeitig getrennt habe, sei mehr oder weniger ein glücklicher Zufall gewesen. Die Krise habe man nicht vorausgesehen. Allerdings seien die Risiko-Spreads der Papiere zuletzt unbefriedigend gewesen. Die Hertie-Stiftung verzichtete nach Angaben Benkes von vornherein auf Verbriefungen. Allein die Tatsache, dass jedes derartige Wertpapier anders konstruiert gewesen sei und man in dicken Prospekten jedes Detail genau hätte unter die Lupe nehmen müssen, habe aus seiner Sicht abschreckend gewirkt. Festhalten an Förderung Trotz der derzeitigen gedrückten Kapitalmarktstimmung besteht nach Ansicht der Anlageverantwortlichen kein Grund, sich Sorgen um die Förderprojekte der Stiftungen zu machen. Die Volkswagen-Stiftung habe sich zum Ziel gesetzt, jährlich etwa 90 bis 100 Mill. Euro auszuschütten, so Lehmann. Das werde man voraussichtlich auch 2008 schaffen. Die Hertie-Stiftung erwägt nach Benkes Angaben, den Förderbetrag, der 28 Mill. Euro im vergangenen Jahr umfasst hatte, in diesem Jahr geringfügig zu reduzieren. Das sei aber noch nicht beschlossen. Generell seien für die Ausschüttungen ja die Erträge aus Zinsen, Dividenden und Immobilienmieten entscheidend, die den Kursverlusten zum Trotz im Wesentlichen konstant geblieben seien, betonen die Vermögensmanager unisono.