Portfolio

Strategie für Skeptiker

Aktiensparpläne eignen sich für Anleger mit Misstrauen gegen Finanzprodukte - Direktbanken bieten günstige Möglichkeiten

Strategie für Skeptiker

Von Stephan Balling, FrankfurtWenn die Deutsche Börse neue Produkte in den Handel aufnimmt, bietet sie den Emittenten ein besonders schönes Ambiente für einen festlichen Start: die Besuchertribüne des großen Handelssaals der Frankfurter Börse. Von hier aus können die Gäste ihren Blick über das Parkett schweifen lassen und die Händler beobachten, wie sie angespannt vor ihren Bildschirmen sitzen. Trotz des herrschenden Computerhandels strahlt der Börsensaal immer noch die magische Aura vergangener Tage aus, als Aktienhändler mit Zetteln in der Hand durcheinander rannten und -schrien.Leider gab es in den vergangenen Jahren nur noch selten Anlass für feierliche Begegnungen auf der Besuchertribüne. Die große Zeit der Initial Public Offerings (IPO) liegt mittlerweile schon gut zehn Jahre zurück. Damals boomte der Neue Markt. Trotzdem gehören Aktien besonders für junge Sparer auch heute zum Portfolio für den Vermögensaufbau. Langfristig werfen sie die höchste Rendite ab. Dabei gilt weiterhin der Rat, auf eine breite Streuung des Vermögens zu achten. Passive Anlageformen, sogenannte Exchange Traded Funds (ETF), also börsengehandelte Indexfonds, die auf ein aktives Fondsmanagement verzichten, bieten eine kostengünstige Möglichkeit. Direktbanken wie der S-Broker, die Deutsche Bank-Tochter Maxblue, DAB Bank, Comdirect oder Cortal Consors bieten günstige ETF-Sparpläne.Ein Schattendasein fristen bisher Aktiensparpläne. Zwar sollte die Basis eines Depots immer ein möglichst breites weltweit diversifiziertes Portfolio bilden, wie es ETF bieten, die etwa den MSCI World als Benchmark haben. Doch für Anleger, die Finanzprodukten wie Fonds oder Zertifikaten grundsätzlich misstrauen und die lieber direkt in die deutsche Industrie investieren wollen, bilden Aktiensparpläne eine Alternative. Skeptiker kaufen Aktien direkt. Blue Chips statt Index In Deutschland bieten die Direktbanken Maxblue, DAB Bank und Cortal Consors Aktiensparpläne auf Dax- und zum Teil auch auf MDax-Werte. Die Konditionen entsprechen dabei weitgehend denen von ETF-Sparplänen. Wer auf den Dax setzen will, kann mit wenigen Einzeltiteln den deutschen Blue-Chip-Index zum Großteil nachbilden. So bringen zum Beispiel die fünf Aktien mit der größten Marktkapitalisierung (Siemens, Eon, Bayer, Allianz und BASF) 43,4 % des Gewichts der gesamten 30 Daxwerte auf die Waage, zählen also für einen Großteil der Performance und bringen gleichzeitig eine ausgewogene Streuung über mehrere Branchen mit sich.Ein anderes Maß für das Risikoprofil einer Anlage ist der Beta-Faktor. Das Beta gibt an, wie stark ein Einzelwert mit dem Gesamtmarkt, hier dem Dax, korreliert. Liegt der Wert bei 1, bedeutet dies eine identische Wertentwicklung. Im Dax sind auf Sicht von zwölf Monaten die Aktien mit einem Beta, das am nächsten an 1 ist, Deutsche Börse, Deutsche Post, Lufthansa, Eon und Volkswagen.Auch für Anleger, die auf eine hohe Dividendenrendite spekulieren, sind Aktiensparpläne interessant. Zu den Werten im DivDax der Deutschen Börse, der die 15 Aktien mit der höchsten Dividendenrendite abbildet, gehört etwa der Versorger Eon, ein Dax-Schwergewicht.Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden Württemberg rät indes von Sparplänen in Aktien ab: “Zum Vermögensaufbau eignen sich breit diversifizierte ETF besser, zum Beispiel mit dem MSCI World und Europe als Basis.” Nur wer schon über einen gewissen Kapitalgrundstock verfügt, könne in Einzelwerte spekulieren, rät Nauhauser. Dies sei aber genauso gut über Einmalanlagen möglich.Dabei haben auch ETF Nachteile, etwa den sogenannten Tracking Error. Darunter versteht man die Differenz zwischen der tatsächlichen Rendite des ETF und seiner Benchmark. Oft schneiden Indexfonds nämlich schlechter ab als ihre Benchmark. Der Grund für den Tracking Error liegt in den zwar geringen, aber doch vorhandenen Verwaltungsgebühren sowie in Kosten, die etwa bei Indexveränderungen anfallen. Kontrahentenrisiko im BlickSeit der Pleite der US-Bank Lehman Brothers ist auch das Kontrahentenrisiko stärker in den Fokus gerückt. Viele ETF bilden den Index nicht physisch nach, sondern durch komplexe Swap-Konstruktionen. Damit entsteht aber das Risiko, dass der jeweilige Vertragspartner zahlungsunfähig wird, und somit die Performance des Fonds einbricht. Verbraucherschützer Nauhauser hält dieses Risiko allerdings für gering: “Das Swap-Risiko bei ETF ist gesetzlich auf 10 % beschränkt, und die großen Anbieter wie DB X-Trackers halten es sogar noch geringer.” Auch aus Swaps konstruierte Fonds sind mit einem rechtlich geschützten Sondervermögen abgesichert. Im Falle einer Insolvenz des Fondsanbieters sind die Gelder der Anleger also geschützt. Das Sondervermögen besteht meist aus einem globalen Portfolio aus Aktien und Anleihen. So ist zum Beispiel auch ein ETF auf den Dax teilweise mit US-Aktien abgesichert, aber auch mit Bundesanleihen. Die Koppelung an den Index wird durch Swaps erreicht. “Insofern haben die Swap-basierten Fonds sogar einen Vorteil, denn ein globales Wertpapier-Portfolio ist natürlich liquider als ein regionales”, sagt Niels Nauhauser.Die Anbieter von ETF dürfte das Urteil des Verbraucherschützers freuen. Auch wenn sie bisher vor allem institutionelle Anleger im Fokus haben und weniger den Kleinanleger. Immerhin sorgt auch diese Branche für kleine Empfänge auf der Besuchertribüne. Wie kürzlich, als der französische ETF-Anbieter Amundi sein Debüt auf dem Parkett in Frankfurt feierte.