Asset Management

Themen- und Steuersparfonds kommen 2007 in Mode

Strukturierte Produkte sind die Lieblinge der Anbieter - Privatanleger sollen Wertsicherung und langfristige Trends kaufen - Umfrage der Börsen-Zeitung

Themen- und Steuersparfonds kommen 2007 in Mode

Von Christina Rathmann, Frankfurt Die Privatanleger haben im zu Ende gehenden Jahr einmal mehr alles falsch gemacht: Der Dax steigt um ein Viertel im Wert – und die Kundschaft zieht fast 6 Mrd. Euro aus Aktienfonds ab. Stattdessen investiert sie in Produkte mit Wertsicherungsgarantie, die Schutz für schlechte Zeiten bieten. Da die Zeiten aber gerade gut sind an den Aktienmärkten, kann der Anleger mit seinen neuen Investments nicht viel gewinnen. Etwas mehr als der Geldmarktsatz – das war’s in der Regel.Doch gekauft hat der Anleger nur, was im Angebot war. Die Fondsgesellschaften haben vor zwölf Monaten 2006 als “Jahr der Strukturierer” ausgerufen, Derivate und Zertifikate in ihre Fonds gepackt, “Wertsicherung” daraufgeschrieben und sie auf den Markt geworfen. Getreu dem Motto: “Fonds werden nicht gekauft, sondern verkauft” gingen die schicken neuen Produkte über den Ladentisch wie Krawatten und iPods am Samstag vor dem dritten Advent. Rund 4 Mrd. Euro flossen 2006 in wertgesicherte Fonds – das ist viermal so viel wie im Vorjahr. Die Produktkategorie ist die am schnellsten wachsende von allen. Derivateeinsatz nimmt zuFest steht: Der Trend wird im neuen Jahr weitergehen. Strukturierte Produkte stehen ganz oben auf der Liste der geplanten neuen Retail-Fonds. Dahinter folgen Themenfonds und steueroptimierte Produkte, die die Halbierung des Steuerfreibetrags abfangen sollen. Die Möglichkeit, nach Herzenslust Derivate einzusetzen und so Fonds mit besser kalkulierbarer Rendite zu kreieren, erhielt die Branche mit dem Investmentgesetz 2004. Die neue Welt des Strukturierens, die sich den Anbietern öffnete, ist noch längst nicht bis in den letzten Winkel kartiert. “Das neue Investmentrecht gibt uns bei der Produktkonstruktion Möglichkeiten, die noch lange nicht ausgeschöpft sind”, sagt Cominvest-Geschäftsführer Volker Kurr, die Einbindung von Derivaten und strukturierten Credit-Instrumenten werde sicher weiter zunehmen. Die DWS plant laut Geschäftsführer Jochen Wiesbach “Target-Return-Fonds für eher sicherheitsorientierte Anleger”, also Produkte, die eine feste Rendite anpeilen. Auch Fidelity will die Zahl der Target-Fonds erhöhen. Dabei seien sowohl weitere Fonds als auch die Aufnahme weiterer Assetklassen in bestehenden Produkten denkbar. Union und Allianz Global Investors wollen ebenfalls die Palette ihrer Retail-Produkte mit Wertsicherung bzw. Vermögensstrukturierung erweitern. Dass die komplexen Produkte den Kunden kaum verständlich sein dürften, halten die Anbieter für unproblematisch: “Der Kunde möchte sicher und komfortabel ,Auto fahren’, wie Motor und Elektronik im Einzelnen funktionieren, interessiert ihn kaum”, so Cominvest-Manager Kurr. “Es wird darum gehen, vermehrt auch mit komplexen Konzepten ,einfache’ Lösungen für Anlageprobleme der Kundschaft anzubieten.”Neben Fonds, die Derivate einsetzen, bezeichnen einige Gesellschaften auch traditionelle Mischfonds aus Aktien, Renten und Geldmarktanlagen als “strukturierte Produkte”. Bei der Deka etwa ist dies der Fall, die in dieser Art strukturierter Produkte 43 Mrd. Euro verwaltet. Das Spiel mit den Assetklassen, bei dem Aktien und Renten etwa entsprechend dem Alter des Kunden eingesetzt werden, haben sich für 2007 auch Cominvest und Fidelity auf die Fahnen geschrieben und stellen hier neue Produkte in Aussicht. Der Trend zu dieser Art von strukturierten Produkten scheint sich ebenfalls im Markt zu etablieren. Nachdem die Mischfonds im Neugeschäft über Jahre vor sich hindümpelten, kommen sie 2006 bisher – wie schon im Vorjahr – auf fast 4 Mrd. Euro an frischen Mitteln. Renaissance der TrendfondsDie Auflage von Themenfonds für Retail-Kunden, die 2006 begonnen hat und sich fortsetzen soll, stellt eine Renaissance dar. Mit den Themenfonds alten Typs, die sich dem Internet, der Telekommunikation und Ähnlichem widmeten, sollen die neuen Produkte nichts zu tun haben. Nachdem die Fonds aus der Neuer-Markt-Ära nur ein kurzes Leben hatten, betonen nun alle Anbieter, dass sie auf langfristige Trends setzten. Mit “Mega-Trends” überschreibt Allianz Global Investors ihre Themenfonds. Nach dem “Dit-Global EcoTrends”, der im Mai startete, soll im neuen Jahr ein Produkt kommen, das demografische Trends ausnutzt. Rohstoffe und NachhaltigkeitDie Deka richtet ihre Themenfonds an dem Oberbegriff “Globalisierung” aus und hat in diesem Rahmen vor zwei Monaten den Rohstoff-Fonds “Deka-Commodities” lanciert. Da angesichts des steigenden Wohlstands etwa in Indien und China die Umweltproblematik in den Vordergrund trete, plant nun auch die Fondsgesellschaft der Sparkassen einen Umwelttechnologie-Fonds. Ein weiterer Globalisierungs-Fonds soll in multinational führende Firmen ebenso investieren wie in wachstumsstarke kleinere Betriebe.Die Cominvest hat – wie Allianz Global Investors – vor, die Themenfonds mit dem Wertsicherungsgedanken zu verbinden. So sei mit dem “Cominvest Wasser Aktien Protect” schon für den Januar ein Wasser-Wertsicherungsfonds geplant, ist bei der Commerzbank-Tochter zu hören. Die beiden im Januar und Februar platzierten Tranchen des “Adig Rohstoffaktien Invest 2012” sind inzwischen fast 300 Mill. Euro schwer. Die Allianz will die Wertsteigerung von Schwellenländern absichern. Für die Anlage in Brasilien, Russland, Indien und China (BRIC) gibt es ein Produkt – nun wird laut Geschäftsführungssprecher Markus Rieß auch ein Garantiefonds auf diese Märkte konzipiert. Sonderthema: Steuern sparenOb diese Trends den gewünschten Absatzerfolg bringen, bleibt abzuwarten. Ein Thema allerdings dürfte den Publikumsfonds-Anbietern auf jeden Fall ein hohes Neugeschäft bescheren: steueroptimierte Fonds als Antwort auf die Halbierung des Sparerfreibetrags. Diese müssten ein Selbstläufer werden, denn der Trend zum Steuern sparen ist bei Privatanlegern allemal intakt. Union Investment hat vorgemacht, wie das funktioniert. Mit dem “UniOpti4”, der Mitte September aufgelegt wurde, hat sie bereits 2 Mrd. Euro eingesammelt. Die Deka, die Ende 2005 den “Deka-OptiCash” auf den Markt brachte, hat damit nun 870 Mill. eingesammelt – mit signifikant steigendem Neugeschäft in den vergangenen Monaten. Die Gesellschaft will neue Produkte im Hinblick auf die Senkung des Freibetrags bringen und ihre steueroptimierten Laufzeitenfonds stärker vermarkten.Den steueroptimierten Fonds ist der Absatzerfolg sicher. Auch sie dürften eine weit geringere Rendite bringen, als sie mit Aktien möglich ist. Doch wenn der Kunde am Ende des Jahres weiß, dass er dem Finanzamt ein Schnippchen geschlagen hat, wird es ihn nicht schmerzen, wenn er an den Aktienmärkten eine Wertsteigerung von einem Viertel verpasst haben sollte.