Finanzen persönlich

Top-Manager brauchen Sicherheit im Portfolio

Gefährliche Klumpenrisiken in Aktien- und Aktienoptionen - Banken bauen spezielle Teams auf - Auch Krisenmanagement bei Jobverlust gehört dazu

Top-Manager brauchen Sicherheit im Portfolio

Von Carsten Michael Banken bedienen zwar schon immer Kunden aus dem Topmanagement im Private Banking, doch gerade erst haben einige unter ihnen begonnen, sich systematisch auf die besonderen Bedürfnisse einzustellen, die sich aus der Beschäftigungs-, Einkommens- und Vermögenslage von Topmanagern ergeben. “So langsam gewinnt dieses Thema an Bedeutung, denn Banken segmentieren ihre Services immer stärker nach Bedürfnisgruppen, um deren ganz eigenen Anforderungen gerechter werden zu können”, beobachtet Martin Faust, Professor für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance & Management. “Dabei geht es bei Managern vor allem um den Vermögensaufbau auf Basis eines hohen, aber schwankungsanfälligen Einkommens. Viele Manager verfügen eben anders als der klassische Unternehmer nicht über ein gewachsenes und geerbtes Vermögen.” Attraktive ZielgruppeDie Zielgruppe ist attraktiv und überschaubar. Ulrike Gratsch, Leiterin Segment Top Executives bei der Credit Suisse, schätzt die Zahl der deutschen Topmanager auf oberster Führungsebene börsennotierter Aktiengesellschaften und großer GmbHs mit vergleichbaren Managementstrukturen auf etwa 12 000. Die Schweizer haben ihre Dienstleistungen für diese Zielgruppe seit Anfang 2008 unter dem Label “Top Executive Banking” zusammengefasst. Die Personalberatung Kienbaum zählte 2005 gerade 112 Unternehmen, deren Vorstände im Schnitt mehr als 1 Mill. Euro verdienen.Zunächst einmal geht es darum, sich auf den Menschentyp richtig einzustellen. Ulf Brandt, Direktor Private Banking bei M. M. Warburg in Hamburg, hat sich ganz auf die Betreuung von Topmanagern von großen Börsen-AGs spezialisiert. Seine Erfahrung: “Das sind sehr rationale Entscheidungspersonen, schnell, effizient und fachlich auf der Höhe. Sie legen Wert auf Systematik und auf Anlageprozesse, deren Regeln sie nachvollziehen können.” Weder Zeit noch MußeGanz ähnlich sieht es Horst Schneider, Leiter Vermögensmanagement beim Finanzberater MLP in Heidelberg. “Manager haben weder Zeit noch Muße, sich mit Einzelheiten auseinanderzusetzen. Sie denken in Kennzahlen und können ihr Vermögen auch über Kennzahlen führen – dann sind sie in ihrem Element.” Die Heidelberger sprechen seit beinahe 40 Jahren junge Akademiker an – viele aus den ersten Jahren arbeiten heute in den Führungsetagen. Ein wesentlicher Aspekt in der Beratung von Topmanagern ist deren Einkommensstruktur. Matthias Zander, Geschäftsbereichsleiter Private Banking bei der Credit Suisse: “Wir analysieren die Vergütungsbausteinen des Einkommens, die im Detail sehr unterschiedlich ausgestaltet sein können. Eines haben sie oft gemeinsam: Sie enthalten zum großen Teil variable Komponenten, die sich aus Aktien- und Optionsprogrammen zusammensetzen. Wir prüfen, inwieweit Abfindungsregelungen mit Blick auf die vermögensseitigen Auswirkungen optimiert werden können, stellen Einkommensflüsse in einen internationalen Kontext, um sie steuerlich optimal aufeinander abzustimmen, entwickeln Finanzstrategien beim Umzug ins Ausland und vieles mehr.” So fragen sich Manager, die möglicherweise ins Ausland umziehen wollen, in welchem Land und wann sie am besten ihr Optionspaket ausüben oder wo sie sich ihre Deferred Compensation auszahlen lassen. Nichts verschenkenDoch es geht nicht nur um Aktien- und Optionspakete: “Mit Blick auf die potenziell lukrativen Aktienprogramme werden einfache, risikoarme Möglichkeiten viel zu oft verschenkt”, sagt Horst Schneider von MLP, “warum soll ein Manager nicht von Riester profitieren?” Schneider spricht von der “optimalen Beitragsrendite”, die abhängig von Alter und Familienstand weit über 100 % betragen könne. “Ich muss einem Manager nicht alle Einzelheiten über Riester erklären. Aber wenn ich ihm sage, machen Sie diese fünf Verträge, dann zahlen Sie 750 Euro ein, Ihr Bruttosparbetrag beträgt aber dank Zulagen und Steuererleichterungen 1 700 Euro, dann sagt auch kein Vorstandschef Nein.” Sinnvoll ist zudem ein effektives Cash Management. “Allein die systematische Überführung von hohen Cash-Beständen in eine höherverzinsliche Liquiditätsreserve und in die Vermögensverwaltung kann mit 1 Prozentpunkt zur Gesamtrendite beitragen – vollkommen risikofrei”, betont Schneider. Jedes Prozent zähltUnd jedes Prozent zählt, denn “Manager müssen in einem sehr kurzem Zeitraum, in der Regel zwischen 45 und 65 Jahren, ihr Familienvermögen schaffen”, sagt Oliver Plaack, Leiter Vermögensverwaltung bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. Die Musik spielt zwar in den Aktienoptionen, doch “die sind nichts als virtuelles Vermögen, solange sie nicht ausgeübt oder verkauft worden sind”. Plaack geht deshalb für seine Kunden Stresssimulationen durch, die deutlich machen, wie sich ein bestimmtes Börsenumfeld auf die Vermögenslage des Kunden auswirkt.Herausfordernd ist auch die Vermögensstruktur, die sich aus der Einkommensstruktur des Managers ergeben kann. Rolf Tilmes, Professor für Private Finance & Wealth Management an der European Business School in Oestrich-Winkel: “Der Spagat besteht darin, ein Vermögen aufzubauen, das einerseits zu einem großen Anteil aus Aktien und teilweise aus Aktienoptionen besteht, aber gleichzeitig eine hohe Sicherheitskomponente aufweisen soll.” Eines der wesentlichen Themen ist das Klumpenrisiko, das sich aus Aktien- und Optionsplänen ergibt. “Wir haben Kunden, die mehrere Millionen Euro Gesamtvermögen haben, von denen die Hälfte in den Aktien des eigenen Arbeitgebers investiert ist”, berichtet Ulrike Gratsch von der Credit Suisse. “Hohes Single-Stock-Risiko” nennt das Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender der UBS Deutschland. “Da kann das Vermögen massiv leiden, wenn die Aktie stark fällt.” Unsichere OptionsprogrammeNoch unsicherer sind die Optionsprogramme. Fällt der Aktienkurs unter den Ausübungskurs, sind die Optionen komplett wertlos. “Meistens laufen diese Programme aber über längere Zeiträume, so dass ihr Zeitwert recht hoch ist und sich die Optionen wieder erholen können”, sagt Dreesen. Unsicher ist auch der Arbeitsplatz selbst. Immer mehr Topmanager mit Zeitvertrag müssen ihren Posten vorzeitig räumen. Sie haben zwar viel verdient in den Jahren zuvor, Abfindung inbegriffen, “aber der Lebensstandard passt sich ganz schnell ans Einkommen an”, sagt Tilmes. Die speziell für diese Zielgruppe ausgewählten Berater aus den Reihen der Credit Suisse sowie das eigene Spezialistenteam verstehen sich deshalb auch als “proaktive Krisenmanager”. Ziel muss die finanzielle Freiheit des Managers sein, nicht den nächstbesten Vertrag annehmen zu müssen, um seinen Lebensstandard zu halten. Doch auch ohne Jobverlust können die Einkünfte deutlich schwanken. Nach einer Kienbaum-Studie musste 2005 ein Drittel der Manager Kürzungen hinnehmen, die sich bei einigen auf mehr als 30 % ihres Vorjahreseinkommens summierten. Doch selbst wenn die Karriere ohne solche Einbrüche voranschreitet, wird bei den wenigsten etwas aus dem Ziel, das sie so gerne vor ihrem Banker formulieren – dem frühzeitigen Aussteigen aus dem Berufsleben. UBS-Vorstand Dreesen kann das verstehen: “Dafür sind die Aufgaben einfach zu spannend.”