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Turbulenzen lassen Korrelationen steigen

Risk-Parity-Fonds können nur einen Teil ihrer Verluste aus dem Frühsommer ausgleichen - Strategien werden nicht geändert

Turbulenzen lassen Korrelationen steigen

Nachdem die US-Notenbank im Mai erste Anzeichen gab, aus dem Quantitative Easing auszusteigen, mussten Risk-ParityFonds wegen des Anstiegs der Korrelationen kräftige Einbußen hinnehmen. Seit dem zweiten Quartal konnten zwar viele Fonds einen Teil der Verluste wieder ausgleichen. Das Misstrauen der Anleger bleibt allerdings.Von Armin Schmitz, FrankfurtLange Zeit als Antidot, also als Gegenmittel, gegen die Unsicherheit an den Kapitalmärkten hoch gehandelt, sind viele Risk-Parity-Fonds in unruhiges Fahrwasser geraten. Ziel dieser Produkte ist es, durch die Diversifikation von Risiken über mehrere Anlageklassen bessere risikoadjustierte Renditen zu erzielen als bei Portfolios, die nur eine reine Aufteilung des Kapitals verfolgen. Indem weniger volatile Anlageklassen bei gleicher risikoadjustierter Performance übergewichtet werden, streben sie einen geglätteten Portfolioverlauf an. Grundlage der Risk-Parity-Ansätze ist die These, dass alle Anlageklassen langfristig die gleiche risikoadjustierte Rendite erzielen.Der 21. Mai dieses Jahres bedeutete eine Zeitenwende für diese Strategie. An diesem Tag hatte der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, erstmals ernsthaft seinen Ausstiegswillen aus dem Stimulationsprogramm “Quantitative Easing QE3” bekundet. Die Tapering-Diskussion schickte die Kurse von vielen Assetklassen parallel in den Keller. Da Aktien, Anleihen und Rohstoffe durch den Abzug von Anlegergeldern gleichzeitig fielen, kam es zu einem Anstieg der Korrelationen zwischen den einzelnen Assetklassen. Damit verschwand auch der Vorteil des Diversifizierungseffektes des Risikoausgleichs dieser Strategie.Viele Risk-Parity-Fonds mussten kräftige Verluste hinnehmen. Produkte wie der Aquila Risk Parity 12, der Aquila Risk Parity 7 oder der Invesco Balanced-Risk Allocation Fund mussten im zweiten Quartal dieses Jahres Einbußen von 5 bis 13 % hinnehmen. Das zehrte die bis dahin aufgelaufenen Jahresgewinne auf und drückte diese Fonds in die Verlustzone. Aquila hat jüngst darauf hingewiesen, dass Tail Events wie im Juni sich zwar kurzfristig negativ auf die Performance von Risikoparitätskonzepten auswirken könnten (vgl. BZ vom 14. September), die Risikoparitätsansätze in der Praxis und in Simulationen mittel- und langfristig aber ausgezeichnete Ergebnisse aufwiesen. Auch wenn einzelne Korrelationen Schwankungen unterlägen, sei der Durchschnitt der möglichen Korrelationen langfristig enorm stabil und schwanke innerhalb einer engen Bandbreite um den Wert von 0 %, so Aquila. Der Anlageprozess ist zudem komplett unabhängig von Prognosen über die zukünftige Entwicklung der Märkte. Aquila sieht keinen Grund, ihre Strategie nach den Ereignissen im ersten Halbjahr zu ändern.Wenn das zweite Quartal als einmaliges Ereignis im Sinne eines Tail Event gesehen werden muss, war der Kursrücksetzer eine Gelegenheit zum Kauf. Tatsächlich verbuchten die Fonds dann im dritten Quartal auch wieder Gewinne von bis zu 5 %. Der Aquila Risk Parity 7 (LU0326194015) verzeichnete im dritten Quartal einen leichten Anstieg von 1,4 %. Damit konnte der Fonds, der über Derivate in liquide Anlageklassen wie Aktien, Bonds, Rohstoffe und Zinsprodukte investiert, allerdings die in den Monaten zuvor aufgelaufenen Verluste nicht ausgleichen. Im laufenden Jahr liegt ein Verlust von 6,2 % vor.Deutlich besser konnte sich der Quantitative Fund Absolute Return Multi Assets 1 von Lyxor (LU0513741008) halten, der dank einer breiteren Diversifizierung innerhalb der einzelnen Assetklassen und eines strengen Volatilitätsmanagements im Zeitraum von April bis Juni nur Einbußen von 0,3 % hinnehmen musste. Wegen dieser nur kleinen Delle verbucht der Fonds im laufenden Jahr einen Gewinn von 2,8 %. Im Dreijahreszeitraum beträgt die Rendite 2,5 % bei einem Risiko von lediglich 1,9 %. Diese Strategie hat sich also auch während dieser unruhigen Marktphase bewährt. Bewähren konnte sich auch der Invesco Balanced-Risk Allocation Fund (LU0432616810), der im September 2009 aufgelegt wurde. Der Fonds liegt im laufenden Jahr um mehr als 3 % im Plus. Kräftige Gewinne von 4,4 % im dritten Quartal konnten die Verluste im Zeitraum von April bis Juni fast gänzlich ausgleichen. Der Invesco-Fonds weist dadurch im Dreijahreszeitraum eine Rendite von 8,2 % jährlich aus.Die Entwicklung der Risk-Parity-Fonds zeigt also letztlich eine breite Streuung der Ergebnisse während dieses Tail Event. Nach Ansicht von Analysten hat diese Marktphase die Achillesferse der Risikoparitätsansätze aufgezeigt: die hohe Gewichtung von Anleihen. Absolut Research hatte jüngst darauf hingewiesen, dass die Basis für die hohe Allokation der festverzinslichen Papiere in den Fonds historische Backtests sind, die meist in eine Phase mit mehreren Jahren sinkender Zinsen fallen. Sollte es 2014 tatsächlich zu einem Ausstieg der US-Notenbank aus der lockeren Geldpolitik kommen, besteht damit die Gefahr, dass auch die Risk-Parity-Fonds noch einmal unter Druck geraten.