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Unterschätzte Schwellenländer

Studien: Pessimismus ist nicht fundiert - Story bleibt intakt

Unterschätzte Schwellenländer

Anleger sollten sich von den vielen Stimmen, die die Blütezeit der Emerging Markets für beendet erklären, nicht irritieren lassen. Das ist das Fazit zweier aktueller Studien. Dem Vermögensverwalter East Capital zufolge sind die Argumente für das pessimistische Bild der Emerging Markets nicht so fundiert, wie es scheint. Und die Fondsgesellschaft Erste Asset Management erklärt, die Emerging Markets böten trotz der jüngsten Korrekturen langfristigen Investoren Chancen.la Frankfurt – In den letzten Monaten hat sich die schlechte Stimmung gegenüber den Schwellenländern, besonders den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China), die schon länger vorherrscht, weiter verstärkt. Auslöser seien negatives Wirtschaftswachstum, Straßenproteste und Fehler in der politischen Führung gewesen, betont Marcus Svedberg, Chefvolkswirt von East Capital. Hinzu komme die Angst vor einer Abschwächung oder Einstellung des Anleiheaufkaufprogramms (“Tapering”) der US-Notenbank Fed. Mittel umgeleitetInvestoren hätten ihr Exposure in Anleihen und Aktien aus den Emerging Markets in den vergangenen Monaten heruntergefahren und in Industrieländer umgeleitet. Einer der Gründe für den Optimismus für die Industrieländer sei die Reduzierung der Wachstumsprognose des IWF für die Emerging Markets um 0,3 Prozentpunkte; der IWF rechnete ursprünglich für 2013 mit 5,0 % und für 2014 mit 5,4 %. Svedberg betont aber, dass auch die Prognosen für die größten Industrieländer gesenkt worden seien, zudem seien viele Probleme der Schwellenländer bereits aktiv angegangen worden. Angst vor TaperingDer Hauptgrund für die Abkehr von den Emerging Markets ist seiner Ansicht nach die Angst vor dem möglichen Tapering der Fed. Die Märkte seien sich einig, dass die Schwellenländer die Hauptverlierer der Abschwächung oder Einstellung der Fed-Anleiheaufkäufe wären. Svedberg aber hält dagegen: Erstens hätten die Märkte oft die Auswirkungen schon eingepreist, bevor sie passierten, zweitens bestehe die Möglichkeit, dass das Tapering später oder abgeschwächter starte als vermutet, und drittens werde ein Tapering die Emerging Markets nicht einheitlich beeinflussen.Nach Ansicht von Gerhard Winzer, Chief Economist der Fondsgesellschaft Erste Asset Management, bieten die Emerging Markets gerade längerfristigen Investoren gute Chancen. “Die strukturelle Emerging-Markets-Story bleibt intakt”, betont er. Die Schwellenländer würden nun die nächste Phase des Aufholprozesses gegenüber den Industrieländern erreichen, allerdings werde sie schwieriger werden. Diese Länder stünden vor vielen Herausforderungen, was nicht nur Risiken, sondern auch Chancen berge. Würden die Potenziale genutzt, werde der Lebensstandard in den Emerging Markets in den kommenden Jahrzehnten deutlich zunehmen. Vielversprechende Sektoren für langfristige Investoren sind laut Erste Management die Konsumgüterindustrie, der Gesundheitssektor und Infrastrukturausrüster. Speziell für China empfiehlt Fidelity neben dem Konsumgüter- und Gesundheitsbereich zusätzlich die Informationstechnologie, die Glücks- und Onlinespielindustrie sowie die Assekuranz. Herbe RückschlägeDie Emerging-Markets-Aktienfonds haben im zweiten Quartal herbe Rückschläge ihrer Performance verzeichnet. Einige große Produkte wie der Aberdeen Global – Emerging Markets Equity Fund, der BlackRock Global Funds – Emerging Markets oder der J.P. Morgan Funds – Emerging Markets Equity kommen damit im laufenden Jahr auf ein Minus von jeweils rund 10 %. Aber es gibt Ausnahmen wie den jungen Fidelity Funds – Emerging Markets Fund, der seit Jahresbeginn auf ein minimales Minus von 0,1 % kommt. Mittel- und langfristig sind die drei erstgenannten Fonds 10 bis 15 % im Plus.