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Uranaktien bieten spekulative Chancen

Der Rohstoffpreis hat sich von seinen Tiefständen erholt - Branche wittert Morgenluft

Uranaktien bieten spekulative Chancen

Von Markus Gärtner, Vancouver Die Notierungen am Spotmarkt für Uran haben sich seit dem Tief von 44 Dollar je Pfund Ende Oktober bis auf 54 Dollar erholt. Das ist ein Plus von über 22 %. Analysten erwarten in der ersten Hälfte 2009 sogar leicht weiter steigende Preise. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Finanzierungsprobleme der Explorationsfirmen und Bergwerkbetreiber sowie stillgelegte Minen wegen hoher Kosten sorgen für eine Verknappung auf der Angebotsseite. Andererseits sorgen Meldungen über eine steigende Zahl geplanter Kernkraftanlagen für bessere Stimmung. “Die Produzenten sehen sich weiterhin signifikanten Herausforderungen bei der Finanzierung und Entwicklung neuer Projekte gegenüber”, bestätigt John Wilson, der Geschäftsführer beim australischen Analyseunternehmen Resource Capital Research (RCR), das auf den Bergbau spezialisiert ist. Das Research-Haus prognostiziert in seinem jüngsten Bericht über Uranaktien, dass der Rohstoffpreis im ersten Quartal 2009 in einer Spanne zwischen 50 und 65 Dollar pendeln wird. Die Möglichkeit von Notverkäufen durch Rohstofffonds bleibe jedoch ein Marktrisiko, warnt RCR. Analysten bei der kanadischen Investmentbank BMO Capital Markets sehen sogar recht positiv in die nähere Zukunft und empfehlen vor allem Paladin Energy und Uranium One mit einem “Outperform”-Rating. “Wir glauben, dass Anleger in Uranaktien, die gut von steigenden Notierungen profitieren können, auf kurze und mittlere Sicht deutliche Kursgewinne sehen werden”, heißt es im Analysebericht.David Wargo beim Brokerhaus GMP Securities in Toronto hat neun von zehn führenden Uranfirmen – darunter Cameco, Uranium One, Paladin und Uranerz Energy – in seinem jüngsten Wochenbericht als Kaufgelegenheit eingestuft. Sein Kernargument für den optimistischen Ausblick: In Europa werden wieder mehr Kernkraftanlagen gebaut, China beschleunigt im Rahmen des angekündigten Konjunkturprogramms den ohnehin kräftigen Ausbau von Atomkraftwerken und die künftige Administration des designierten US-Präsidenten Barack Obama zeige durch die Zusammensetzung ihres Kabinetts, dass sie mit dem versprochenen Abbau von Klimagasen rasch Ernst machen und auch die Kernkraft ausbauen wolle. Obama hat im Wahlkampf angekündigt, die Klimagase bis 2020 auf das Niveau des Jahres 1990 zu senken und sie anschließend bis 2050 um weitere 80 % zu drosseln. Die Urannotierungen sind nach ihrem historischen Hoch von 138 Dollar im Juni 2007 auf Tauchstation gegangen. Bis zum Oktober 2008 gaben sie um rund 68 % nach. Uranaktien gerieten unweigerlich in diesen Strudel. Die Kapitalisierung australischer Uranschürfer mit bis zu zwei Minen sei in einem Monat bis zum 5. Dezember um 23 % zurückgegangen, binnen drei Monaten um 55 %, über einen Zeitraum von zwölf Monaten gar um 75 %, heißt es in dem RCR-Bericht. Aufhellung der LageDie Vergleichswerte für kanadische Uran-Bergbauer sehen demnach so aus: minus 27 % in einem Monat, minus 64 % in drei Monaten und ein Verlust von 77 % in zwölf Monaten. Cameco hat demzufolge in den vier Wochen bis zum 5. Dezember 12 % Kursverlust verzeichnet, Denison Mines 53 % und Paladin 16 %. Dass sich die Einschätzung für die Aktien der Branche wieder bessert, hat nicht nur mit gedrosselter Produktion und der “wiedergefundenen Balance in einem Markt zu tun, der zuvor auf der Angebotsseite überfrachtet war”, wie es der Uranexperte Luke Brocki ausdrückt. Zahlreiche aktuelle Meldungen aus der Energiewirtschaft tragen zu dem leichten Auftrieb bei, der allein in einer Handelswoche Anfang Dezember erstmals seit Monaten wieder kräftige Pluszeichen bei den Aktien sah: plus 13 % bei den Junior Explorers, 14 % bei den Produzenten, wie das Brokerhaus Toll Cross Securities in Toronto berichtet. Hinzu kommt: Indien unterzeichnete zu Beginn des Monats eine Vereinbarung mit Russland, wonach dem Subkontinent 2 000 Tonnen Uran geliefert werden und Russland vier weitere Kernkraftwerke in Kudankulam im Bundesstaat Tamil Nadu bauen will. Die Absicht der indischen Atomenergie-Kommission, die Kernkraftkapazität des Landes bis 2020 zu verdoppeln, wird damit unterstrichen, was auch an den Kapitalmärkten aufmerksam registriert wird. Mehr noch: Ein neuer Bericht des World Business Council for Sustainable Development, publiziert in der ersten Dezemberwoche nach Klimagesprächen der Vereinten Nationen, listet Atomenergie als eine Technologie auf, die gegen den Klimawandel eingesetzt werden soll.Hinzu kam Mitte Dezember eine Meldung der Electricité de France, die zusammen mit Partnern in den kommenden zwölf Jahren in Europa, den USA und China bis zu 50 Mrd. Euro in Kernkraftwerke investieren will. Und schließlich eine Meldung in der offiziellen “China Daily”, “China könnte den Bau von Kernkraftwerken in den nächsten Jahren noch weiter beschleunigen”. Die RCR-Analysten weisen auch darauf hin, dass sich die Zahl der angekündigten Neubauten von Atomkraftwerken weltweit im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal von 318 auf 376 erhöht habe. Die Branche baut schon lange auf eine Prognose der Internationalen Energieagentur, die in ihrem World Energy Outlook bis 2030 einen Ausbau der globalen Kernenergiekapazität um 85 % vorhersagt.Für mutige Anleger, die von einer Erholung der Uranförderer profitieren wollen, bieten sich Zertifikate an (siehe Tabelle). Mit diesen können sie das Einzelaktienrisiko umgehen.