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US-Präsidentschaftszyklus bewegt die Kurse

S & P 500 zeigt im dritten Amtsjahr statistisch die größten Gewinne - 2012 scheint ein ungewöhnlich erfolgreiches Wahljahr zu werden

US-Präsidentschaftszyklus bewegt die Kurse

Die US-Präsidentschaftswahl steht vor der Tür. Während die politischen Erfolge von US-Präsident Barack Obama mager sind, kann er auf eine erfolgreiche Börsenzeit zurückblicken. Anleger können vom Präsidentschaftswahlzyklus profitieren. So zählt etwa das dritte Amtsjahr eines US-Präsidenten zu den erfolgreichsten Jahren innerhalb des sogenannten Präsidentschaftszyklus. Demokratische Präsidenten sind dabei erfolgreicher. Unter ihrer Regentschaft hat sich der Aktienmarkt statistisch gesehen stärker entwickelt als unter republikanischen Präsidenten.Von Armin Schmitz, FrankfurtDer US-Wahlkampf tritt in seine heiße Phase. Für viele Experten ist die Wahl bereits entschieden. Sie berufen sich dabei auf die jüngsten Umfrageergebnisse, die den amtierenden US-Präsidenten Barack Obama mit sechs Prozentpunkten vorn sehen. Für die Anleger war der erste farbige Präsident der USA sehr erfolgreich. Seit Obamas Amtsantritt im Januar 2009 legte der S & P 500 um mehr als 70 % zu. Untersuchungen der Commerzbank zeigen, dass er keine Ausnahme ist.Der US-Aktienmarkt reagiert auf demokratische Präsidenten mit Gewinnen. In den zurückliegenden 68 Jahren konnte der S & P 500 in den Amtsjahren eines demokratischen Präsidenten um durchschnittlich 10,4 % jährlich zulegen. Das liegt rund 2,7 Prozentpunkte über der jährlichen Performance von 7,6 % in den letzten 68 Jahren. Schwächer entwickeln sich die Kurse, wenn ein Konservativer zum ersten Mann im Staat gewählt wird. Nur um durchschnittlich 4,8 % p. a. stiegen die US-Standardwerte in den vergangenen fast sieben Jahrzehnten.Innerhalb einer Amtsperiode entwickelt sich der US-Aktienmarkt recht unterschiedlich. Der S & P 500 gewann seit 1944 im dritten Amtsjahr nach Angaben der Commerzbank rund 11 % p. a. Es ist damit das beste Börsenjahr während der Regentschaft eines US-Präsidenten. 2011 schloss allerdings der S & P 500 mit unveränderten Kursen. Deutlich besser als gewöhnlich ist jedoch das aktuell laufende Wahljahr: Im vierten Amtsjahr lag der Gewinn in den letzten 68 Jahren bei durchschnittlich 6,9 % p. a. Jedoch stieg 2012 der S & P 500 bereits in den ersten neun Monaten dank der Unterstützung durch die Geldpolitik der US-Notenbank um mehr als 16 %. Die Aussichten für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends sind gut. Die Commerzbank ermittelte, dass im Wahljahr das vierte Quartal das erfolgreichste ist. Seit 1944 erreichte das Quartal eine Performance von 8,3 %, während das dritte Quartal mit Verlusten abschloss.Ein Einstieg scheint wegen des intakten Aufwärtstrends nach Ansicht von Analysten noch nicht zu spät. “Vom Timing-Aspekt macht es nach den letzten Kaufsignalen immer noch Sinn, in den US-Aktienmarkt zu investieren. Traditionell gehört das vierte Quartal auch unabhängig vom Präsidentschaftszyklus zu den stärksten Börsenquartalen im Jahresverlauf”, sagt Sophia Wurm, technische Analystin bei der Commerzbank.Ein Auge sollte der Anleger allerdings auf die Entwicklung vor dem Wahltermin im November richten. In den sechs Wochen vor dem Urnengang geht es mit den Kursen noch einmal steil bergauf (siehe Grafik). In den Wochen nach der Abstimmung kommt es allerdings zu Verlusten. Nach dem Motto “sell on good news” nehmen die Anleger dann Gewinne mit. Gut eineinhalb Monate nach der Wahl erholen sich die Kurse dann wieder.Glaubt der Anleger an einen weiteren Anstieg des Aktienmarktes vor der US-Wahl, hat er die Möglich-keit, mit Indexfonds von iShares (DE0002643889) oder DB X-Trackers (LU0490618542) auf steigende Kurse zu setzen. Der Anleger kann indirekt ebenfalls über Einzelaktien oder auch Indexfonds auf den einen oder anderen Präsidentschaftskandidaten setzen. Entscheidet sich der Amerikaner mehrheitlich für den Herausforderer Mitt Romney als neuen US-Präsidenten, wird von den Analysten erwartet, dass die klassische Republikaner-Branche Finanzsektor mit Kursgewinnen reagieren wird. Da in Europa keine Exchange Traded Funds (ETF) auf den US-Bankensektor angeboten werden, muss der Anleger auf einen ETF von iShares auf den DJ U.S. Financial Sector Index (CUSIP 464287788), der in den USA gehandelt wird, zurückgreifen. Eine Alternative ist ein Einzelinvestment in die Aktien von Citigroup, Goldman Sachs oder Morgan Stanley. Geht es nach der Meinung von Analysten, sollten auch die Sektoren Energie und Rüstung von einem Wahlsieg des konservativen Herausforderers profitieren. Hier werden Unternehmen wie Duke Energy, American Electric Power oder auch Boeing als aussichtsreich angesehen. Lediglich in den USA bietet iShares einen DJ U.S. Utilities Sector Index Fund (CUSIP 464287697) auf den US-Energiesektor an.Sollte Obama gewinnen, erwarten Analysten, dass die Unternehmen im Gesundheitssektor auf die zweite Amtszeit mit Kursgewinnen reagieren werden. Zertifikate auf den Nasdaq Biotechnology Index der Royal Bank of Scotland (NL0000194397) oder den Stoxx Americas 600 Health Care Index der HypoVereinsbank (DE000HV5A7S7) ermöglichen, an Kursgewinnen von Unternehmen aus dem US-Gesundheitssektor zu partizipieren. Als Alternative erscheinen Einzelinvestments in Aktien des US-Klinikkonzerns HCA Holdings, Pharmaunternehmen wie Merck oder Biotech-Werte wie Gilead Science aussichtsreich.