Kapitalanlage

Verbesserte Chance-Risiko-Strukturen

Zertifikatefonds wollen das Beste beider Produkte vereinen - Eine Bewährungsprobe steht noch aus

Verbesserte Chance-Risiko-Strukturen

Von Armin Schmitz, Frankfurt Zertifikate haben sich in den vergangenen Jahren zu einem der beliebtesten Anlageprodukte bei den Investoren entwickelt. Das Angebot an Produkten ist allerdings in den vergangenen Jahren geradezu explodiert. An den deutschen Börsen werden aktuell mehr als 120 000 Zertifikate und Hebelprodukte gelistet. Sowohl Privatanleger als auch Experten verlieren bei dieser Angebotsfülle die Orientierung. Als eine Alternative werden Zertifikatefonds angeboten. Diese Produktform versucht das Beste aus zwei Welten zu vereinen: die Sicherheit des Sondervermögens und das aktive Management der Positionen durch Spezialisten sowie die günstigen Chance-Risiko-Strukturen der Anlagezertifikate. Aufgrund der zunehmenden Popularität des Produktes Zertifikat ist den Fondsgesellschaften reichlich Kapital zugeflossen. Der Nordconcept von Nordinvest ist mit einem Fondsvermögen von 997 Mill. Euro der größte Zertifikatefonds, gefolgt von dem Deep-Discount von Dit mit 947 Mill. Euro. Heterogene ProduktgruppeAnleger haben mittlerweile die Wahl zwischen knapp 25 Produkten. Der überwiegende Teil der Fondsmanager legt den Fokus auf die Umsetzung von Anlageideen mit Discount-Zertifikaten oder Bonus-Zertifikaten auf europäische Aktien oder Indizes. Darüber hinaus werden auch Outperformance-Zertifikate oder Index-Tracker gewählt. Anlageziel der meisten Fonds ist es, mit den strukturierten Wertpapieren weniger eine maximale Rendite zu erreichen, sondern viel mehr die Risikokennzahlen zu drücken. Einer der besten Zertifikatefonds ist aktuell der G & P Struktur von Gebser & Partner, der von Wolfgang Schuhmann betreut wird. Er erreichte im Zwölfmonatszeitraum eine Performance von 14 % (siehe Tabelle). Die Volatilität liegt bei 11 %. Der Fonds ist also etwas offensiver ausgerichtet. Bei der Umsetzung der Anlageideen nutzt Schuhmann nicht nur Bonus-Zertifikate und Discount-Papiere, sondern kann auch Aktien oder Wandelanleihen hinzumischen. Mit einer Performance von knapp 12 % etwas weniger erfolgreich war der Global Opportunity Concept Portfolio von Berenberg. Schwerpunkt des Fonds sind weltweite Discount-Zertifikate auf Einzelwerte und Indizes. Darüber hinaus können Kaufoptionen geschrieben werden und Anlagen in Aktien getätigt werden. So befinden sich im Portfolio per Ende Oktober Anteile an Portugal Telecom, AMB und Alcatel. Wesentlich defensiver ist der DWS Europa Diskont ausgerichtet. Dabei handelt es sich im Grunde um eine Kombination eines reinen Discount-Zertifikate-Fonds mit der Aktienmanagement-Expertise der DWS. Es werden ausschließlich Rabattpapiere zur Umsetzung der Strategie genutzt. Das Ertragsziel ist 4,5 % bis 6 % p. a. nach Kosten und Steuern. Der Fonds eignet sich am ehesten für konservative Investoren, die eine Anlage mit einem Chance-Risiko-Profil zwischen Aktien und Renten suchen. Mit einer Wertsteigerung von 6,3 % in den vergangenen zwölf Monaten und 5,4 % seit Jahresanfang konnte Fondsmanager Michael Böhm den Rentenmarkt schlagen. Anders als am Rentenmarkt ist der Ertrag nach Ablauf der Zwölfmonatsfrist nach aktuellem Recht noch steuerfrei. Zu den größten Positionen gehören aktuelle Rabattpapiere auf RWE und den DJ Oil & Gas. Die Kennzahlen des Europa-Diskont liegen bei einem Risikopuffer von 16,2 % und einer jährlichen Seitwärtsrendite von 13,5 %. Mit einem Spurt in den vergangenen Wochen konnte Michael Böhm zusammen mit IDC, der Independent Derivatives Consulting AG, die als Berater fungiert, mit dem Bonus-Zertifikate-Fonds der DWS eine Wertsteigerung von 12 % erreichen. Damit übertrumpften sie den Euro Stoxx 50 um 3 Prozentpunkte. Die Volatilität lag bei 10,5 % und damit um 2,5 Prozentpunkte niedriger als die des Referenzindex. Mit dem DWS-Produkt konnten Anleger einen deutlichen Mehrwert generieren. Zertifikatefonds sind im Allgemeinen eine ziemlich heterogene Produktgruppe. Die Ausgestaltung differiert erheblich, so dass der Anleger gut beraten ist, einen Blick in die Produktbeschreibung zu werfen. Die Fonds eignen sich in erster Linie für risikoaverse Anleger, die ein günstigeres Chance-Risiko-Profil als das des Aktienmarkts suchen. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Produktgattung auch in Baisse-Zyklen behaupten kann. Aufgrund der Gebührenstruktur sollten die Fonds als Langfristinvestment genutzt werden.