Immobilien

Versicherer zögern noch mit Immobilienanlagen

Grundsätzlich aber streben sie mehr Investments an

Versicherer zögern noch mit Immobilienanlagen

Von Ulli Gericke, BerlinBei allen Unterschieden in der individuellen Firmenstrategie – in einem scheinen sich alle Versicherungen hierzulande einig: Sie wollen in Immobilien investieren. “Auch wir wollen unsere Immobilienquote mittel- bis langfristig ausbauen. Da sitzen wir im gleichen Boot mit vielen Wettbewerbern”, erklärt Jörg Ladwein im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Der Direktor bei der Allianz Investment Management SE, der seit 2004 für die Steuerung der Kapitalanlagen der Lebens- und Krankenversicherungssparten der Allianz in Deutschland zuständig ist, bestätigt einen Trend, den auch die Immobilienberater von Ernst & Young Real Estate sehen. Nach einer Untersuchung wollen die befragten Assekuranzen, die über ein verwaltetes Immobilienvermögen von nahezu 50 Mrd. Euro verfügen, ihre Immobilienquote bis Jahresende auf durchschnittlich 6,3 % ausweiten, von 6 % Ende 2008. Sicherheit geht vorAllen Bekundungen der Branche zum Trotz schlägt sich dieser grundsätzliche Wille aber noch nicht in konkreten Taten nieder. “Wir haben viel in der Pipeline. Aber jedes Objekt ist eine Einzelfallentscheidung, das einzeln nach seinem Chance-Risiko-Profil bewertet werden muss”, gibt Ladwein zu bedenken. “Etwas Superattraktives, in das wir sofort einen dreistelligen Millionenbetrag investieren würden, gibt es momentan nicht.”Dies liegt auch am Sicherheitsdenken, das im vergangenen Jahr in den Vordergrund getreten ist. Core- und Core-Plus-Anlagen dominieren mit fast 90 % die Portfolios der Versicherer, wie die Befragung durch Ernst & Young Real Estate ergab. Immobilien aus den Segmenten Value Added und Opportunistic dienten mit Anteilen von 8 bzw. 3 % lediglich als Beimischung. “Die Bereitschaft, in exotische Strukturen zu investieren, ist deutlich zurückgegangen”, konstatiert denn auch E & Y-Real-Partner Dietmar Fischer. Gefragt seien einfache und nachvollziehbare Produkte: “Profiteure sind die Direktanlage und der offene Immobilienspezialfonds nach deutschem Recht.”Entsprechend zeigt die Untersuchung, dass die Assekuranzen bei ihren Immobilieninvestitionen inzwischen wieder verstärkt auf Direktanlagen setzen – auch wenn diese mit einer durchschnittlichen Gesamtrenditeerwartung von “nur” 5,5 % jährlich merklich unter den indirekten Investments liegen, von denen sich die Versicherer 6,8 % erhoffen. Aktuell halten die Gesellschaften nach den Ernst & Young-Daten zwei Drittel ihres Immobilienbestandes direkt, den Rest indirekt. “Wir wollen uns international stärken, und das über Joint Ventures mit Ko-Investoren und Fondsinvestments”, beschreibt Ladwein die Strategie seines Hauses. Im Gegensatz dazu ermittelte Ernst & Young, dass 90 % der befragten Versicherer direkt oder indirekt in deutsche Immobilien investieren wollen, was einem Plus von 15 % binnen Jahresfrist entspräche.Die Suche nach sicheren Anlagen spiegelt sich am zuletzt deutlich gestiegenen Interesse an Wohnimmobilien wider. Wollten vor Jahresfrist erst 55 % der von Ernst & Young befragten Versicherer Wohnungen erwerben, bekunden inzwischen rund 80 % den Willen dazu. Unverändert gefragt seien Büros und Einzelhandelsimmobilien, die acht bzw. sieben von zehn Unternehmen auf ihren Einkaufslisten stehen haben. Immerhin 30 % der Befragten wollen zudem in Infrastrukturanlagen investieren, nach 25 % im Vorjahr.Die Allianz strebt an, ihr derzeit “büroimmobilienlastiges” Portfolio künftig ausgewogener zu strukturieren, was Zukäufe von Industrieimmobilien, aber auch Retail und Wohnen beinhaltet – “mit Schwerpunkt stabile Erträge”. Kein Wunder, listen die Assekuranzen bei der Umfrage von Ernst & Young doch konstante Kapitalflüsse und einen gewissen Schutz vor inflationären Tendenzen als die großen Vorteile von Immobilienanlagen auf. Allerdings beobachtet Ladwein nicht nur in seinem Haus, dass momentan Käufer und Verkäufer noch nicht zusammenfinden. Die meisten Verkäufer seien nicht so unter Druck, dass sie ihre Immobilie(n) abstoßen müssten, und die Objekte, die dann doch verkauft würden, “entsprechen vielfach nicht unseren Vorstellungen”.