Finanzen persönlich

Viele Fallstricke bei Messung der Hedgefonds-Performance

Branchen-Indizes sind nur begrenzt aussagefähig - Am besten am risikofreien Zinssatz und eigener Renditeerwartung orientieren

Viele Fallstricke bei Messung der Hedgefonds-Performance

Von Petra-Anete Mucha Private Anleger lassen sich bei ihren Anlageentscheidungen immer noch stark von Indexvergleichen leiten. Gerade bei Investments in Hedgefonds-Produkte ist der Erkenntniszuwachs für den Laien jedoch nicht offensichtlich. Anleger sollten sich daher bei Hedgefonds eher an ihren eigenen Renditeerwartungen als an Benchmarks orientieren. Verhalten überdenkenDer vergleichende Anleger sollte seine Verhaltensmuster gründlich überdenken, wenn er in ein Hedgefonds-Produkt investieren will. Entsprechende Angebote gibt es mittlerweile hierzulande in unterschiedlichen Ausstattungen und Strukturen. Direktinvestments in Single-Manager-Hedgefonds eignen sich angesichts der siebenstelligen Mindestanlage nicht für den normalen Privatanleger. Nur wenige Häuser, darunter die Deutsche Bank, bieten in Deutschland bislang die Möglichkeit, über Zertifikate an der Wertentwicklung eines Single-Manager-Fonds zu partizipieren. Dagegen gibt es eine gute Auswahl von Dachhedgefonds-Produkten, in die ebenfalls über Zertifikate-Strukturen investiert werden kann. Diese sind gewöhnlich in Deutschland domiziliert und bilden als Bezugsobjekt ein Dachfonds-Portfolio ab. Darin enthalten sind zumeist zehn und mehr Hedgefonds, die mit unterschiedlichen Strategien agieren. Bei einer richtigen Mixtur des Dachfonds-Portfolios entsteht ein Multi-Strategy-Investment mit guten Diversifikationseigenschaften. Diese Dachhedgefonds-Portfolio-Zertifikate werden meist nicht börsentäglich gehandelt. Stattdessen weist die emittierende Bank monatlich den Nettoinventarwert aus. Der Kunde kann seine Zertifikate über den Zweitmarkt seiner Bank zurückgeben. Bislang gibt es kaum Produkte, die ein Investment in den Hedgefonds nur eines Managers über eine börsentäglich gehandelte Fondslösung ermöglichen. In Deutschland bietet bisher nur JPMorgan Asset Management ein solches Produkt an (JPM Highbridge Statistical Market Neutral Fund). Aufgrund der großen Nachfrage und der erheblichen Mittelzuflüsse ist der Fonds jedoch für Neuzeichnungen bis auf weiteres geschlossen. Neben den Performanceversprechen liefern die Hedgefonds-Produkte eine Reihe von qualitativen Anreizen. Die Produkte der neuen Generation reklamieren für sich, die klassischen Hedgefonds-Untugenden wie unübersichtliche und investorenfeindliche Kostenstrukturen, extreme Managerrisiken oder Intransparenz hinsichtlich der Berichterstattung ausgeräumt oder zumindest stark reduziert zu haben. Keine PublizitätspflichtenHedgefonds unterliegen keinerlei Veröffentlichungspflichten oder Berichtsanforderungen – das macht sie letztendlich aus. Ziel dieser Fonds ist es, markt-, trend- und indexunabhängige stetige Renditen zu erzielen. Dazu nutzen sie auch gezielt Marktineffizienzen. Es erscheint daher auf den ersten Blick paradox, dass überhaupt Hedgefonds-Indizes existieren. Viele der weltweit ansässigen Hedgefonds sind an der brancheninternen Publicity, die mit der Aufnahme in Indizes einhergeht, nicht interessiert. Denn selbst die nachträgliche Offenlegung seiner Strategien und Performances kann für einen Hedgefondsmanager zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen führen.Ein weiterer Grund für das geringe Interesse von Hedgefonds an eigenen Branchen-Indizes sind die hohen Kosten für die Vernetzung mit den Datenanbietern, die viele Manager kleinerer Hedgefonds nicht gerne tragen wollen, da ihre potenziellen institutionellen Investoren auf ein solches Listing ohnehin keinen Wert legen. Trotzdem gibt es viele Hedgefonds-Indizes. So bieten Standard & Poor’s oder Dow Jones Subindizes der wichtigsten Einzelstrategien an. Bekannt sind außerdem der seit 1996 tätige Datenanbieter EACM und die Hennessee-Group. Hedgefonds, die sich in den Dachfonds-Portfolios der großen Asset- Management-Häuser wiederfinden, tauchen häufig mittelbar in zwei wichtigen Indizes auf: dem CSFB Tremont und dem HFRI Composite beziehungsweise dem HFRI Fund of Funds (vgl. Chart). Letzterer listet direkt die Dachfondsprodukte auf. Damit kommen die Anbieter häufig einer Forderung der großen Banken, aber auch der Anleger nach. Datenlage ist schlechtGenerell gilt, dass die Datenlage in der gesamten Hedgefonds-Branche relativ schlecht ist. Die Datenanbieter arbeiten mit ganz unterschiedlichen Grundgesamtheiten und weisen oft eine unterschiedliche Performance sowohl für die einzelnen Strategien als auch für die Gesamtbranche aus, was u. a. auf unterschiedliche Datenquellen und Klassifizierungen zurückzuführen ist. Die renommierte französische Business School Edhec bietet Indizes an, die die Daten unterschiedlicher Anbieter aggregieren und somit weniger anfällig für Verzerrungen sind (siehe Tabelle).Kaum ein privater Anleger kann wirklich dauerhaft verfolgen, welcher Strategie sein Investment zuzurechnen ist. Dies liegt zum Teil daran, dass vor allem viele Dachfonds durch einen in der Gewichtung wechselnden Multi-Strategy-Ansatz gekennzeichnet sind. Für Profis sind Indizes sehr informativ, da sie den Markt widerspiegeln. Dem herkömmlichen Privatanleger liefert die Lektüre eines Hedgefonds-Index aber vermutlich nicht viel verwertbare Informationen und trifft vor allem keine Qualitätsaussage. Jedoch kann das bloße Vorhandensein in einem Index als positives Zeichen gewertet werden. Denn da die Indizes um geschlossene oder “verstorbene” Fonds bereinigt werden, profitieren die verbleibenden vom sogenannten Survivor Bias. Kein Index kann jedoch dem Investor die Entscheidung abnehmen, und auch die erforderliche Due Diligence wird nicht durch die Datenanbieter durchgeführt, sondern ist in der Regel fester Bestandteil eines disziplinierten Investmentprozesses bei der Zusammenstellung eines Hedgefonds-Portfolios durch Banken und Investmenthäuser. Bei jüngeren Fonds, die keinen zufriedenstellend lange zurückreichenden Track Record in Form einer Performance-Historie aufweisen, leistet ein überzeugendes, nachvollziehbares Back-Testing, bei dem dargestellt wird, wie sich das Investment unter belegten historischen Marktbedingungen verhalten hätte, eine bessere Entscheidungshilfe. Durch den Ausweis der Zielrendite lässt sich abwägen, ob der in Frage kommende Fonds die eigenen Erwartungen im besten Fall auch wirklich erfüllen kann. Fairen Vergleich wählenWer in ein Single- oder Multi-Manager-Hedgefonds-Produkt investiert, sollte sich demnach auf die einzig wirklich fairen Vergleichsgrößen konzentrieren: den am Markt erzielbaren risikofreien Zinssatz und seine eigene Renditewartung. Anschließend sollte man sich zwar nicht nach der alten Kostolany-Weisheit für die nächste Dekade schlafen legen, die Leistungsüberprüfungen jedoch nur in angemessenen Zeiträumen, z. B. in zwölf Monaten nach Anschaffung, etwa wie bei Investments in Anleihen, vornehmen. Schließlich hat man sich für ein Hedgefonds-Investment entschieden, um auch von der rein marktgetriebenen Betrachtungsweise wegzukommen. Ziel des Anlegers sollte es sein, den Absolute-Return-Ansatz der Hedgefonds, deren wichtigste Zielgröße die stetige und risikoadjustiert erzielte Rendite ist, auch auf sein eigenes Anlageverhalten zu übertragen.