Finanzen persönlich

Von steigenden Rohstoffpreisen sollte jeder Privatanleger profitieren

Bis zu 30 Prozent eines Depots in Öl & Co. anlegen - Positive Korrelationseffekte stabilisieren Erträge und dämpfen Risiken - Breites Angebot vorhanden

Von steigenden Rohstoffpreisen sollte jeder Privatanleger profitieren

Von Ulrich Stephan *) Auch wenn die wichtigsten Zentralbanken dieser Welt regelmäßig die frohe Botschaft verkünden, dass die Inflationsrate unter Kontrolle ist, spüren die Verbraucher doch, dass dies wohl für manche Teilbereiche der Wirtschaft so nicht gelten mag. Ein Blick auf die Zapfsäule zeigt, dass Preise für ölbasierte Produkte wie Benzin und Diesel seit langem nur noch eine Richtung kennen: nach oben. So haben sich die Ölpreise seit 2002 annähernd verdreifacht, die Preise anderer Energieträger wie Uran sogar verzehnfacht. Rohstoffpreise steigen . . .Der häufigere Griff ins Portemonnaie beim Tanken ist auch einem 40-jährigen Familienvater unangenehm aufgefallen. Da er sich über die steigenden Preise ärgert und in der Zeitung schon häufiger gelesen hat, dass Anleger an diesem Trend durchaus verdienen können, sucht er einen Anlageberater auf, um sich über die generellen Möglichkeiten einer Anlage in Rohstoffe und die damit zusammenhängenden Risiken und Chancen zu informieren. Der Anlageberater nimmt zunächst eine Analyse der finanziellen Verhältnisse seines potenziellen Mandanten vor. Der gut verdienende Mann, verheiratet, zwei Kinder, hat bereits ausreichend für die Altersvorsorge und die Ausbildungskosten seiner Kinder gesorgt. Darüber hinaus besteht ein Aktiendepot im Gegenwert von rund 100 000 Euro, in dem sich überwiegend internationale Blue Chips befinden. Unter dem Strich kann er monatlich rund weitere 1 000 Euro für diverse Sparformen verwenden. . . . auch weiterhin?Zunächst möchte der interessierte Anleger wissen, ob der Rohstoffpreisanstieg weiter anhalten wird oder ob es sich eher um eine Eintagsfliege handelt. Zur Beantwortung dieser Frage betrachtet der Berater drei verschiedene Analyseebenen: Wie wird sich die Nachfrage nach Rohstoffen wahrscheinlich entwickeln? Wie wird sich das Angebot an Rohstoffen entwickeln? Und welche Dynamik ist auf den entsprechenden Märkten zu erwarten? Das Votum ist eindeutig: Die Nachfrageseite wird auch in der Zukunft weiter geprägt sein von dem zu erwartenden Wachstum in China und Indien. Die Dynamik des Wirtschaftswachstums, die Notwendigkeit des Aufbaus einer modernen Infrastruktur und die Veränderung der Ernährungsgewohnheiten werden nachhaltig die Nachfrage nach den unterschiedlichsten Arten von Rohstoffen in die Höhe treiben. Auf der anderen Seite trifft diese steigende Nachfrage nach Rohstoffen auf ein limitiertes Angebot. Denn Rohstoffe sind nicht beliebig vermehrbar. Eine steigende Nachfrage bei limitiertem Angebot hat auch dazu geführt, dass diese Märkte an Dynamik gewonnen haben. Seit einiger Zeit nun erfreut sich der Anlagekomplex Rohstoffe weltweit steigender Beachtung. Dies hat dazu geführt, dass die Handelbarkeit der Rohstoffe über die verschiedensten Arten von Anlageinstrumenten gewährleistet ist. Konsequenzen fürs DepotDer Kunde möchte nun außerdem wissen, welche Auswirkungen ein Investment in diese Anlageklasse auf sein Depot haben könnte. Da er bislang nur Aktien gekauft hat, können mit einer Beimischung von alternativen Investments – und dazu zählen Rohstoffe – die positiven Korrelationseffekte vollständig genutzt werden. So informiert der Berater, dass seit Anfang 2000 mit einem Investment in den Index MSCI Welt, der nur große internationale Aktien abbildet, ein leichter Verlust aufgelaufen wäre (- 0,34 % p. a.).Eine Beimischung von 10 % Rohstoffen, gemessen am Dow AIG Rohstoffindex, hätte das Ergebnis bereits in ein Plus von 0,57 % im Jahr gedreht. Eine Beimischung von 30 % hätte das Ergebnis sogar auf 2,33 % im Jahr gebracht. Auch das Risiko wäre sukzessive mit der Beimischung reduziert worden. So wäre die Schwankungsbreite (Volatilität) von 15,28 % im Jahr bei einem reinen Aktienengagement auf 12,66 % bei einer 30-Prozent-Beimischung gesunken (siehe Grafik). Welche Möglichkeiten stehen nun für eine Anlage zur Verfügung? Da es sich um gut erschlossene Märkte handelt, besteht eine breite Auswahl: von der Direktanlage in Rohstoffen über Aktien, Zertifikate und geschlossene Fonds bis hin zu offenen Fonds. Die Direktanlage scheidet als Alternative sofort aus, da es völlig unpraktisch ist, Rohstoffe physisch zu erwerben. Bei Zertifikaten gibt es die Möglichkeit, in Rohstoffkörbe oder bestimmte Rohstoffindizes zu investieren. Der Nachteil hier kann in möglichen Laufzeitbegrenzungen liegen. Bei einer Investition in einen geschlossenen Fonds ist die lange Kapitalbindung zu berücksichtigen, da es noch keinen Zweitmarkt für eine eventuell notwendige Veräußerung des Anteils gibt. Bei einer Direktanlage in Aktien ist eine ausreichende Diversifikation schwierig. Der Berater rät seinem Mandanten zu einer Investition in einen offenen Rohstofffonds. Diese investieren in Aktien entsprechender Gesellschaften oder über derivative Instrumente, zum Beispiel Futures, in die Entwicklung der einzelnen Rohstoffe. In diesem konkreten Fall schlägt der Berater sogar vor, einen Teil des Aktiendepots zu liquidieren und eine merkliche Position im Rohstofffonds aufzubauen, die zwischen 10 und 30 % des Gesamtvolumens liegt. Korrespondierend hierzu wird ein monatlicher Sparplan in Auftrag gegeben, der die gewünschte Anteilsverteilung zwischen Aktien- und Rohstoffinvestment auch in Zukunft gewährleisten hilft. *) Dr. Ulrich Stephan ist Leiter des MLP-Vermögensmanagements.