Kapitalanlage

Vorsorge schützt vor Sommerflaute

Kalenderphänomene sind so alt wie die Börse - Strategiezertifikate nutzen jahreszeitlichen Rhythmus aus

Vorsorge schützt vor Sommerflaute

Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Aktienmärkte sind in diesem Jahr bereits sehr stark gestiegen. So weist der Dax innerhalb der ersten fünf Monate einen Wertzuwachs von 13 % auf, so viel wie sonst in einem ganzen Jahr. Der Optimismus der Anleger, die hohe Anzahl von Übernahmen auf einem relativ hohen Kursniveau und die mangelnden Reaktionen der Aktienkurse auf sehr gute Quartalsberichte könnten Zeichen einer nahenden Konsolidierung sein. Hinzu kommt, dass mit den Sommermonaten die schwächeren Börsenmonate anstehen. Börsenweisheiten wie das “Sell in May and go away” lassen sich statistisch untermauern. Entsprechend diesem Spruch sollen die Börsengewinne in den Monaten von November bis April höher sein als während der Periode von Mai bis Oktober. Tatsächlich haben Wirtschaftshistoriker den in angloamerikanischen Ländern auch als “Halloween Indicator” bezeichneten Effekt bis in das Jahr 1694, also die Anfangszeit der ersten Aktiengesellschaften wie der East India Company, zurückverfolgen können. Auch in Deutschland finden sich in den Berichten der Berliner Börse im 19. Jahrhundert Berichte über die regelmäßige sommerliche Flaute auf dem Parkett. Performance-UnterschiedDer Performance-Unterschied zwischen den beiden Börsenperioden ist schon bemerkenswert. Seit Mai 1945 sind die Aktien des S & P 500 zwischen November und April um durchschnittlich 7,2 % gestiegen. Ganz anders sieht das Ergebnis zwischen den Monaten Mai und November aus. In den vergangenen fast 60 Jahren konnten Anleger mit Aktien in den Sommermonaten lediglich 1,5 % Gewinn machen. Ähnliche Zahlen finden sich auch für den deutschen Aktienmarkt. Seit 1965 sind die deutschen Aktien im Zeitraum zwischen November und April um 6,40 % gestiegen. In den vergangenen 39 Jahren verzeichnete der Dax in den Sommermonaten ein Minus von 0,22 %. Analysen von Sentix (siehe Graphik) zeigen, dass die Börsenweisheit “Sell in May and go away” nicht in Stein gemeißelt ist. Der Mai ist in der historischen Betrachtung gemessen an der Performance zwar kein Wonnemonat, aber mit den Sommermonaten August und September folgen die schwächsten Börsenmonate des Jahres. Vor allem der September ist mit einem durchschnittlichen monatlichen Verlust von knapp 3 % in den vergangenen 26 Jahren gefürchtet. Kein anderer Monat weist in Deutschland ähnlich schlechte Ergebnisse auf. Natürlich funktioniert diese Regel nicht immer, wie der Sommer 2006 zeigt.Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich vor diesen ausgeprägten saisonalen Effekten zu schützen. Es ist sicherlich sinnvoll, nach dem Dividendenabschlag bei einigen Werten in Bonuszertifikate mit einem ausreichenden Sicherheitspuffer zu wechseln. Ein Abstand von mindestens 30 bis 40 % zum aktuellen Kurs sichert das eingesetzte Kapital auch vor höheren Kursschwankungen ab. Bonuspuffer sichert abSo bietet beispielsweise das Capped Bonus Zertifikat auf den Dax der Société Générale (DE000SG34V23) aktuell einen Puffer von 42 %. Solange also der Dax nicht unter die Barriere von 4 257,90 Punkten rutscht, erhält der Anleger bei Fälligkeit 28. Dezember 2012 eine Bonusrendite von 15,9 % ausgezahlt, was einer Rendite von 5,8 % p. a. entspricht.Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe von Anlagezertifikaten, die eine Saisonstrategie verbriefen. So basiert das Daxplus Seasonal Strategy Indexzertifikat (NL0000196301) auf einem von der Deutschen Börse seit 2005 berechneten Index. Ende Juli wird die Dax-Notierung quasi eingefroren. Der Index pausiert dann im August und September. Mit dem ersten Handelstag im Oktober wird die Notierung wieder aufgenommen. Durch die Umsetzung in einem Zertifikat spart der Anleger Transaktionsgebühren, die durch den Kauf und Verkauf von Aktien an der Börse anfallen. Diese Strategie war in den zurückliegenden zwölf Monaten erfolgreich und brachte dem Investor mit einem Plus von 13,9 % eine ansehnliche Rendite. Seit Auflegung des Produktes im Juni 2005 ist sogar eine Wertsteigerung von 47 % zu verbuchen. Das European Price Index Zertifikat der HypoVereinsbank auf den Euro Stoxx 50 (DE000HV1A2N3) ist nur in den Monaten von Oktober bis Juli investiert. In den Sommermonaten wird pausiert. Das eingesetzte Kapital wird in dieser Zeit mit dem Eonia-Satz verzinst. 10 % stehen als Wertsteigerung auf Jahresfrist zu Buche. Wie auch bei den anderen Produkten entgehen dem Anleger allerdings die Gewinne, wenn die Kurse auch in den Sommermonaten einmal steigen. Bei dem Sell-in-May-Zertifikat auf den Euro Stoxx 50 der Commerzbank (DE000CB54925) werden die Sommermonate mit den Wintermonaten verglichen. Ausgezahlt wird also die durchschnittliche Outperformance der Anlagezeit von Oktober bis April gegenüber der Zeit vom 1. Mai bis zum 30. September. Der Wertzuwachs von knapp 6 % gegenüber dem Startpreis vom Juni 2005 ist nicht gerade üppig.