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Vorteil für Emerging Markets

HSBC: Strukturelle Gründe sprechen für ein Investment in Schwellenländern - Viele Asset Manager setzen auf Binnenkonsum

Vorteil für Emerging Markets

Mit einer günstigen demografischen Entwicklung und den gesunden Fundamentaldaten lassen viele Schwellenländer dieIndustriestaaten alt aussehen. Anleger sollten allerdings dieRisiken nicht ausblenden.mel Frankfurt – Die Daten sprechen für Philip Poole eine klare Sprache: Poole, Global Head of Macro and Investment Strategy bei HSBC Global Asset Management, sieht derzeit aus strukturellen Gründen die Schwellenländer gegenüber der Eurozone, den USA und Japan weit im Vorteil. Die Aktienmärkte seien in der Regel deutlich günstiger bewertet, die Volkswirtschaften wiesen wesentlich niedrigere Verschuldungsgrade auf und in Ländern wie etwa Indien herrsche eine besonders interessante demografische Struktur, die das Wachstum fördere, erklärt Poole. Das spreche bei vielen Asset-Klassen für Schwellenländer-Engagements, gerade aber bevorzugt Poole angesichts der niedrigen Zinsen Aktien. Gerade Titel mit einer ordentlichen Dividendenrendite sind laut Poole aktuell gegenüber Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade-Bereich zu bevorzugen – diese seien derzeit aus Liquiditätsgründen mitunter heikel, auch wenn die Fundamentaldaten oft überzeugten. Wer allerdings die Zeit und das Geld habe, Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern bis zur Fälligkeit zu halten, könne damit ebenfalls eine gute Rendite erzielen.Interessante Anlagemöglichkeiten findet Poole unter anderem in China, das gemessen an seinem historischen Durchschnitt recht günstig bewertet ist, in Indien und in Russland, das von allen Schwellenländern die niedrigsten Bewertungen aufweise. Die jüngsten Rücksetzer an den Aktienmärkten in den Schwellenländern wertet Poole als nicht fundamental getrieben. Vielmehr seien die Kursverluste die Folge eines verminderten Risikoappetits der Investoren.Allerdings macht Poole darauf aufmerksam, dass man nicht notwendigerweise in den Schwellenländern investiert sein müsse, um von deren Potenzial zu profitieren. Auch große, exportstarke Unternehmen aus den Industrieländern, die in den aufstrebenden Staaten Geschäfte machten, könnten ein Emerging-Markets-Portfolio bereichern, so Poole. Er bevorzuge einen Mix mit Aktien aus lokalen Unternehmen und Global Playern aus der Alten Welt, um vom Wachstumstrend zu profitieren – umgekehrt aber rät Poole zur Vorsicht bei Unternehmen aus den Emerging Markets, die große Teile ihrer Produktion in die USA und in die Eurozone exportieren und damit vom Wachstum in den Industriestaaten abhängig sind. Wachsende MittelschichtLetzteres dürfte der zentrale Grund für viele Asset Manager sein, sich immer stärker auf die Investmentthemen zu konzentrieren, die in den Schwellenländern selbst entstehen. Viele Fondsmanager sehen in der demografischen Entwicklung dieser Länder und in der wachsenden Mittelschicht Asiens das zentrale Momentum, das den Unternehmen in den kommenden Jahren Gewinne bescheren wird. J.P. Morgan Asset Management beispielsweise hat die Themen Urbanisierung, Industrialisierung, steigender Lebensstandard und Binnenkonsum als Grundlage für die Investmententscheidungen und als Wachstumstreiber in den Schwellenländer-Fonds ausgemacht. Bei Goldman Sachs beispielsweise hat man unter anderem Taiwan als ein Land identifiziert, das von der steigenden Nachfrage Chinas ganz besonders profitieren könnte, weil es unter anderem bei der Herstellung von Smartphones als großer Zulieferer fungiert.Allerdings hat auch diese Medaille zwei Seiten. Die Anleger weltweit haben in den vergangenen Wochen die Kehrseite wiederholt vor Augen geführt bekommen. Bei einem Blick nach Russland sollten nicht nur die historisch günstigen Bewertungen wahrgenommen werden, sondern auch die instabile politische Situation und die oft mangelhafte Corporate Governance der großen Unternehmen. Die Verstaatlichung des argentinischen Rohstoffkonzerns YPF hat Investoren weltweit gezeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann, wenn es politisch opportun scheint. Und die Kursverluste der jüngeren Vergangenheit haben unterstrichen, dass in der aktuellen Phase die besten fundamentalen Bedingungen in den Schwellenländern nicht in der Lage zu sein scheinen, die Kurse zu stabilisieren, wenn die Investoren in den großen Industriestaaten es mit der Angst zu tun bekommen. Daher sollten die Anleger auch beim Thema Schwellenländer mit viel Vorsicht agieren und auf ein gut durchmischtes Portfolio und eine adäquate Risikostreuung bedacht sein.