ANLAGEPRODUKTE

Wegweiser im Produktedschungel

Das ETF-Angebot gilt als unübersichtlich - S & P Capital IQ Fund Research startet Rating von Indexfonds

Wegweiser im Produktedschungel

Börsengehandelte Indexprodukte sind so beliebt wie nie zuvor. Die Zuflüsse waren in den ersten zehn Monaten so hoch wie im Gesamtjahr 2011. Der Anleger hat aber weltweit die Wahl zwischen 4 721 Passivprodukten von 176 Anbietern. Die Frage ist, welcher Fonds der beste für die Umsetzung der gewünschten Strategie ist. Eine Orientierungshilfe können dabei Ratings bieten. Das Angebot ist allerdings ausbaufähig.Von Armin Schmitz, FrankfurtWeltweit haben die Anleger im laufenden Jahr 193 Mrd. Dollar in Exchange Traded Funds (ETF), Exchange Traded Commodities (ETC) und Exchange Traded Notes (ETN) investiert. Die Zuflüsse waren damit in den ersten zehn Monaten so hoch wie im Gesamtjahr 2011. Damals flossen 172,4 Mrd. Dollar in die Passivprodukte. Ende Oktober lagen die Assets under Management bei rund 1,8 Bill. Dollar bzw. umgerechnet 1,4 Bill. Euro. Das zeigt eine Analyse des ETF-Marktes durch BlackRock.Der Anleger hat mittlerweile weltweit die Qual der Wahl zwischen 4 721 Passivprodukten von 176 Anbietern. Weltweit kamen seit Jahresbeginn mehr als 400 neue Indexfonds auf den Markt. Besonders groß ist das Angebot bei den Leitindizes. So sind allein acht Dax-ETF und zehn Euro-Stoxx-50-ETF an der Deutschen Börse gelistet. Doch welcher Fonds ist der beste für die Umsetzung meiner Strategie? Eine Orientierungshilfe können dabei Ratings bieten, wie sie von den aktiv gemanagten Fonds bekannt sind.S & P Capital IQ Fund Research, eine Tochter von Standard & Poor’s, hat im Juni dieses Jahres begonnen, ETF und Index-Tracker-Fonds wie die aktiv gemanagten Fonds einem Rating zu unterziehen. Da die Passivprodukte verstärkt auch an Privatanleger vertrieben werden, reagiert das Unternehmen an dem wachsenden Bedarf an Orientierungshilfen für das Produktangebot. Seit dem Start hat die Agentur 56 Produkte bewertet. “In einem ersten Schritt haben wir die großen Produkte einer Untersuchung unterzogen”, sagt Kate Hollis, leitende Fondsanalystin bei S & P Capital IQ Fund Research. Die besten Produkte werden mit einem Gold-, Silber- oder Bronze-Grading ausgezeichnet. So bekamen der ETFlab MSCI Europe und der ComStage ETF MSCI Europe TRN ein Gold-Grading. Erfahrungen beurteilenDie Indexfonds werden auf Basis quantitativer und qualitativer Kriterien analysiert. Zu den quantitativen Kriterien zählen Kosten und historischer Trackrekord. Unter qualitative Kriterien fallen Arbeitsweise und Erfahrung des Managementteams. Dabei wird auch untersucht, ob es dem Management gelingt, Zusatzerträge zu generieren, um Gebühren und andere Kosten auszugleichen.Berücksichtigt werden auch die abgebildeten Indizes. “Wir legen großen Wert auf die Analyse des abgebildeten Index. Dabei wird beispielsweise die Liquidität untersucht”, sagt Hollis. “Bei dem MSCI Emerging Markets Index sind 30 % der Werte nicht direkt investierbar, sondern können nur über den Kauf von ADR oder GDR abgebildet werden.” American Depository Receipts (ADR) und Global Depository Receipts (GDR) sind Hinterlegungsscheine von Aktien, die außerhalb der Heimatbörse der Unternehmen gehandelt werden.In Deutschland hat die Berliner Scope 2009 als erste Agentur das Rating von ETF aufgenommen. Die ETF werden bei Scope anhand eines Scoring-Modells auf Basis von quantitativen und qualitativen Kriterien bewertet. Kriterien sind Indexabbildung, Kosten und Handelbarkeit der Fonds selbst, Informationsqualität und Transparenz der Anbieter sowie die Qualität des abgebildeten Index. In der Spitze hatte Scope rund 500 Indexprodukte mit einem Rating versehen. Da der Fokus des Anlegerinteresses aktuell mehr auf aktiv gemanagten Produkten liegt, hat sich Scope diesen Fonds zugewendet und verfolgt derzeit das ETF-Rating nicht weiter. Weitere spezielle ETF-Ratings gibt es bisher nicht. Die großen Ratingagenturen wie Morningstar oder Lipper bieten kein spezielles ETF-Rating an. Morningstar bietet eine neutrale Analyse von ETF an, die dann mit den bekannten Sternen benotet werden. Die Nachfrage der meist professionellen Investoren nach einer neutralen Orientierungshilfe bei Indexfonds scheinen noch nicht sehr ausgeprägt, sonst wäre das Angebot an ETF-Ratings größer. Steigt die Nachfrage der Privatanleger nach Exchange Traded Funds, dürfte aber auch die Neigung der Anbieter wachsen, mit guten Ratings für ihre Produkte zu werben.