Investmentfonds - Interview mit Wolfgang Leoni, Sal. Oppenheim

"Wir glauben an die Rettung des Euro"

Chief Investment Officer baut auf ein Absolute-Return-Konzept und glaubt an die Stabilität der Eurozone

"Wir glauben an die Rettung des Euro"

Ein Absolute-Return-Konzept mit variabler Zielrendite je nach Risikobereitschaft der Anleger ist ein Konzept, das Wolfgang Leoni, Chief Investment Officer bei Sal. Oppenheim, empfiehlt. Um die politische Stabilität der Eurozone macht sich Leoni trotz Schuldenkrise “nur in Maßen” Sorgen.- Herr Leoni, Unsicherheit an den Märkten, niedrige Zinsen, gemischtes Bild bei den Sachwerten: Was empfehlen Sie Ihren Kunden derzeit eigentlich?In einer solchen unsicheren Marktlage raten wir zu einer stark diversifizierten Portfolio-Lösung, die in ihrer Wertentwicklung eine hohe Marktunabhängigkeit zum Ziel hat. Mit anderen Worten: Insbesondere in einer solchen Marktphase ist unseres Erachtens ein Total- oder Absolut-Return-Anlagekonzept besonders empfehlenswert. Dabei sollte das Kern- oder Basisinvestment auf eine Geldmarktrendite plus X abzielen, und ergänzend sollten opportunistisch marktabhängige Investments in verschiedene Assets hinzugefügt werden, sogenannte Satelliten-Investments. Der traditionelle Core-Satellite-Ansatz wird praktisch auf den Kopf gestellt: Im Kern marktunabhängige Investments und als Satelliten marktabhängige Assets.- Was sind das für marktabhängige Assets?Das können im Prinzip alle Asset- bzw. Subassetklassen sein. Als sogenannte Satelliten k ommen sowohl Aktien, Renten und auch Alternative Investments in Frage. Bei diesen ergänzenden Investments besteht darüber hinaus auch die Möglichkeit, Short zu gehen.- Was für eine Rendite kann man mit einer solchen Portfoliolösung einfahren?Wir bieten verschiedene Kategorien an: Der Kunde kann Strategien mit einem Renditeziel von etwa 200, 400 und 600 Basispunkten über dem jeweils herrschenden Geldmarktsatz wählen. Je nach Renditeziel gewichten wir die Satelliten-Investments höher und gehen stärker oder weniger stark ins Risiko.- Das Erdbeben und dessen Folgen in Japan werfen auch für Investoren viele Fragen auf. Wie sind Sie in Japan engagiert?Wir waren schon vor dem Beben in Japan nur sehr zurückhaltend investiert und haben unser Exposure nun weiter reduziert .- Wie positionieren Sie sich am Bondmarkt, die Renditen dort sind ja zumindest bei soliden europäischen Titeln nicht so üppig?Auch wenn die Renditen historisch gesehen derzeit niedrig sind, sind wir der festen Auffassung, dass Bundesanleihen – allein schon aus Gründen der Risikostreuung – in jedes Portfolio gehören. Mit einem aktiven Durationsmanagement lässt sich auch in einer Niedrigzinsphase durchaus eine Mehrrendite für den Anleger erzielen. Zusätzliches Performancepotential bieten natürlich Spread-Produkte, beispielsweise Unternehmensanleihen oder zum Beispiel Staatsanleihen aus Schwellenländern.- Macht Ihnen die Schuldenkrise Sorgen?Ja, aber nur in Maßen. Man muss die Staaten, auch die sogenannten PIIGS-Staaten, differenziert betrachten. Spanien beispielsweise sehen wir unter Ertrags-/Risikogesichtspunkten als durchaus attraktiv an, bei anderen Ländern – wie zum Beispiel Griechenland – sind wir dagegen skeptischer. Aber grundsätzlich kann ich sagen: Wir glauben an die Rettung des Euro.- Wie sind Sie am Aktienmarkt aufgestellt?Weiterhin gutes Gewinnwachstum und eine vergleichsweise niedrige Bewertung sowie reichlich vorhandene Liquidität lassen uns für Aktien vorerst weiterhin optimistisch sein. Insbesondere für die Unternehmenstitel aus der Eurozone sind wir recht zuversichtlich. Bei der Sektorenallokation bauen wir derzeit noch auf Zykliker, haben aber zuletzt auch defensivere Titel, etwa Versorger, mit ins Depot genommen. Allerdings spielt die Sektorenauswahl bei uns keine allzu große Rolle, wir verfolgen eher einen Bottom-up-Ansatz und kommen über die Einzeltitelselektion zu einer impliziten Sektorallokation.- Wie sieht es mit Gold aus?Bei Gold muss ich einräumen, dass wir den Zug weitgehend verpasst haben. Wir sind aber mehr denn je der Ansicht, dass der Preis dieser typischen “Krisenwährung” bald wieder sinken sollte, da sich die Unsicherheit zunehmend verringern wird.- Was würden Sie denn einem Anleger mit einem eher durchschnittlichen Standardportfolio und ausschließlich Long-Positionen derzeit raten?Die Frage lässt sich seriös nur beantworten, wenn man die Risikoneigung des Anlegers kennt.- Die ist durchschnittlich.Bei einem klassische Portfolio mit je 40 % Aktien und Anleihen und 20 % Alternativen Investments würde wir derzeit aktienseitig neben den Schwellenländern vor allem auf Europa setzen. Im Anleihesegment raten wir dazu, jeweils zur Hälfte Staatsanleihen bester Bonität einerseits und Unternehmens- und Schwellenländeranleihen andererseits zu kaufen. Bei den Alternativen Investments setzen wir auf Immobilien und auf ausgewählte Hedgefonds sowie auf Private Equity. Mit einem solch diversifizierten Depot dürfte man derzeit gut aufgestellt sein.- Wie viel Rendite kann man sich damit erhoffen?Der Aktienteil sollte im laufenden Jahr etwa 7 bis 8 % Rendite abwerfen, die Anleihen 4 bis 6 % und die Anlagen in Sachwerte und Alternative Investments ebenfalls etwa 7 bis 8 %. Das macht dann im Schnitt etwa 6 bis 7 % Rendite im Jahr.- Das ist genau so viel wie im eingangs beschriebenen Core-Satellite-Portfolio mit der riskanteren Strategie.Das ist richtig. Dieser neuartige Core-Satellite-Ansatz ist im Kern aber eine Absolute-Return-Strategie, die in ihrer Wertentwicklung weitgehend marktunabhängig ist und mit der Sie auch bei sinkenden Märkten verdienen können. Wenn die Märkte steil nach oben gehen, sind Sie mit dem traditionellen Long-Only-Depot stärker dabei – allerdings auch, wenn die Märkte kräftig fallen. Der Anleger hat bei diesem neuartigen Core-Satellite-Ansatz also mehr Berechenbarkeit in den Ergebnissen und weniger unerwünschte Erlebnisse.—-Das Interview führte Martin Hampel.