INVESTMENTFONDS - IM INTERVIEW: INGMAR PRZEWLOCKA, MEAG

"Wir können einen Herdentrieb identifizieren"

Allokationssteuerung erfolgt über Indexderivate-Overlay - Meag ist optimistisch für den Aktienmarkt - Kein Turnaround bei Renten

"Wir können einen Herdentrieb identifizieren"

Die Berg-und-Tal-Fahrt an den Finanzmärkten hat die Anleger verunsichert. Mischfonds werden als Produkte der Wahl in solchen Marktphasen geschätzt. Im Interview der Börsen-Zeitung beschreibt Ingmar Przewlocka, Manager des Meag EuroErtrag Fonds, eines der besten Produkte unter den defensiven Mischfonds in Deutschland, seinen Investmentansatz.- Herr Przewlocka, der Dax hat ein Rekordhoch erreicht. Was erwarten Sie noch in diesem Jahr?Wir erwarten, dass sich der Aktienmarkt im laufenden Jahr gut entwickeln wird. Es wird immer wieder Verschnaufpausen in der Aufwärtsentwicklung geben, auch Rücksetzer sind natürlich nicht ausgeschlossen. Wir sehen auch auf den derzeit recht fortgeschrittenen Niveaus noch weiteres Potenzial. Am Rentenmarkt erwarten wir keinen Turnaround mit massiven Steigerungen der Renditen.- Wie hoch liegt Ihre Aktienquote?Die taktische Allokationssteuerung erfolgt über ein Overlay in Indexderivaten. So können wir schnell und kostengünstig auf Marktsituationen reagieren. Die Aktienquote liegt meist bei 20 bis 25%, wird aber auch bis an die Grenzen von 0 und 50% geführt. Der Fonds wird sehr aktiv gemanagt, das schlägt sich auch in der überdurchschnittlichen Wertentwicklung nieder.- Wie würden Sie den Anlageprozess beim Meag EuroErtrag beschreiben?Das Fondsmanagement verfolgt beim defensiven Mischfonds Meag EuroErtrag einen Top-down-Approach. Entscheidend ist die Aufteilung des Vermögens auf die Assetklassen Anleihen und Aktien, aber auch die Aufteilung auf Marktsektoren und Währungen spielt eine wichtige Rolle. Damit steuern wir aktiv das Marktrisiko und erzielen einen wesentlichen Teil der Überrendite für unsere Anleger. Direkte Investments in Anleihen und Aktien sind die Basis des Mischfonds. Hierbei achten wir insbesondere auf Sicherheit und Rendite.- Wie erfolgt die Allokationssteuerung?Zur Allokationssteuerung nutzen wir neben einer charttechnischen Systematik auch die Fundamentalanalyse sowie Behavioral Finance.- Wie benutzen Sie die Behavioral Finance?Wir verfolgen Einstiegspunkte in Aktien und beschäftigen uns intensiv mit der Frage, wann Gewinne mitgenommen werden könnten. Auch haben wir eine Systematik entwickelt, mit der wir einen Herdentrieb identifizieren können. Dann versuchen wir natürlich, dem Markt voraus zu sein, oder bildlich gesprochen vor die Welle zu kommen, um sie für den Anleger mitzunehmen. Diese Überlegungen bringen uns eine erhebliche Extrarendite.- Ende April hatten Sie im Portfolio einen Anteil von mehr als 70% Anleihen. Welchen Fokus haben Sie dabei gelegt?Grundsätzlich investieren wir in Renten aller Klassen. Der Schwerpunkt lag zuletzt auf Unternehmensanleihen. Darüber hinaus haben wir auch in Anleihen öffentlicher Emittenten und gedeckte Papiere wie beispielsweise Covered Bonds investiert. Der Anteil von Fremdwährungsanleihen liegt bei 5 bis 10%. Dort können wir attraktive Renditen generieren. Beispiele sind türkische oder auch polnische Anleihen in Lira beziehungsweise Zloty.- Welchen Anteil hatten die einzelnen Assetklassen an der Performance des Fonds in den zurückliegenden fünf Jahren?Im Zeitraum von Ende Dezember 2008 bis zum 28. März 2013 erzielte der Meag EuroErtrag eine Wertentwicklung von rund 67%. Davon entfallen auf den Aktienanteil 11%, der Fixed-Income-Bereich lag bei 23% und aus der Derivate-Overlay-Strategie kamen 33%. Diese Aufschlüsselung zeigt einmal mehr die hohe Bedeutung des aktiven Managements für die Wertentwicklung des Fonds.- Wie wichtig ist bei der Auswahl der Aktien der Umsatzanteil an den aufstrebenden Märkten?Primär für die Wertentwicklung des Fonds ist die Aufteilung Aktien/Renten wichtig. Die Einzeltitelauswahl ist nicht so entscheidend. Bei der Aktienauswahl orientieren wir uns grundsätzlich an dem Unternehmensuniversum des Stoxx600 mit einer Präferenz für die Werte des EuroStoxx50. Wir haben die Möglichkeit, über Indexderivate in den US-amerikanischen oder den japanischen Aktienmarkt zu gehen, die nutzen wir auch. Aufstrebende Märkte haben keine hervorgehobene Bedeutung für den Fonds.- Berücksichtigen Sie bei Ihren Anlagen Nachhaltigkeitskriterien?Wir sind Unterzeichner der Global Compact der Vereinten Nationen und orientieren uns bei unseren Kapitalanlagen an diesen Standards.- Wann verkaufen Sie Positionen?Wir definieren für die Gesamtpositionen an Anleihen und Aktien Zielmarken gemäß den Risikobudgets – und zwar sowohl nach oben wie auch nach unten. Die Risikosteuerung auf der Ebene des Portfoliomanagers hat für uns eine hohe Bedeutung. Der Meag EuroErtrag ist ein defensiver Mischfonds, und der Charakter des Fonds spiegelt sich im Management wider, die defensive Ausrichtung kommt also in vergleichsweise geringen Schwankungen des Anteilpreises zum Ausdruck.- Wie sieht es mit einem Risiko-Overlay aus?Beim Management des Fonds dreht sich alles um die Steuerung von Chancen und Risiken über Risikobudgets, sodass wir kein separates Risiko-Overlay brauchen. Renditetreiber ist das Marktrisiko, insbesondere die Aktienquote im Fonds. Als Anleger für die Versicherungswirtschaft sind wir sehr sicherheitsbewusst und wissen um den hohen Wert nachhaltig positiver Erträge für den Anleger. Deswegen fahren wir das Risiko in negativen Marktphasen schnell zurück und können damit den Fonds auch in turbulenten Zeiten gut auf Kurs halten.—-Das Interview führte Armin Schmitz.