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Zweifel an der Nachhaltigkeit

Kanadas Minenwerte haben sich kräftig erholen können - Die Probleme bleiben - Titel niedrig bewertet

Zweifel an der Nachhaltigkeit

Von Markus Gärtner, Vancouver Die Aktien kanadischer Förderern von Basismetallen haben zu Jahresbeginn in einer scharfen Rally mehrmonatige Hochs erreicht, nur um am zurückliegenden Mittwoch eine schroffe Korrektur zu erleben. Analysten rätseln nun, ob das Kursfeuerwerk um die Jahreswende lediglich technische Gründe hatte oder der Anfang einer Erholung war. Die Mehrheit der Beobachter scheint an die erste der beiden Versionen zu glauben. Demnach führten vor allem Short-Eindeckungen und die für den 9. – 15. Januar 2009 anstehende Neugewichtung im Dow Jones AIG Index zu den Kurssprüngen. Der S & P/TSX Mining Index in Toronto – der weltweit führenden Börse für Minenwerte – brach im vergangenen Jahr um 40 % ein, gegenüber einem Verlust von 33 % für den S & P/TSX Composite. Produzenten, die Basismetalle wie Kupfer, Zink und Nickel schürfen – darunter Teck Cominco, Quadra Mining und First Quantum Minerals – erlebten in den Handelstagen bis zum 6. Januar Zuwächse von bis zu 59 %. Der Kurs von Teck Cominco ist von den Anlegern im Dezember bis knapp unter 4 kanadische Dollar nach unten geprügelt worden. Die 9,8 Mrd. Dollar, die Kanadas größter Basismetall- und Kohleproduzent für die Übernahme des Fording Canadian Coal Trust auf dem Höhepunkt der Rohstoff-Rally aufnehmen musste, sind fast vier Mal so groß wie die aktuelle Marktkapitalisierung. Eine immense Last, die das Unternehmen erdrücken könnte. Doch selbst Teck legten in der ersten Handelswoche um 40 % zu. Auftrieb von RohstoffpreisenAuftrieb erhielt die Rally durch die Metallpreise selbst. Der Zuwachs des S & P / TSX Mining Index von 14 % seit Ende Dezember ist aber nur zum Teil etwa dem größten Preissprung bei Nickel seit 1987 dessen Preise für Auslieferung im April in London um 12 % kletterten, zu verdanken. Auch Kupfer legte 6 % zu, Zink 7 %. Nahrung erhielt der Markt auch von Meldungen, wonach Stahlfirmen in den USA, China und anderen Ländern vorsichtig an der Preisschraube zu drehen beginnen und erste Minen wiedereröffnen, die sie wegen schwacher Nachfrage in den vergangenen Monaten geschlossen hatten. Die Baosteel-Gruppe, Anshan Iron & Steel und andere chinesische Hersteller kündigten in den vergangenen Tagen Preiserhöhungen für einige Produkte zwischen 5 % und 25 % an. Dies wirkte der Sorge am Markt entgegen, dass nachlassendes Wachstum in Asien den Stahlverbrauch zum Einsturz bringen könnte. “Die Marktteilnehmer sehen, dass die Nachfrage sich beruhigt, aber nicht völlig wegbricht”, erläutert Ron Coll, ein Analyst beim Investmentberater Jennings Capital in Calgary. Viele Analysten haben Zweifel, dass daraus eine längere Erholung werden kann. “Diese Rally ist nur von kurzer Dauer”, sagt Dan Smith, Analyst bei Standard Chartered. Die wichtigsten Gründe: Der größte Nachfrager für Nickel – die Hersteller von Edelstahl – stehen unter Druck, weil der Immobilienmarkt schwach bleibt; Vorräte in Londoner Lagerhallen – etwa für Kupfer – haben mehrjährige Höchststände erreicht; und die Autoindustrie, ein zentraler Kunde der Aluminium-Schmelzer, leidet unter herben Einbrüchen. So will Toyota im Februar und März an 11 Tagen in allen japanischen Werken die Produktion anhalten. “Die Rally war ordentlich, hält aber nicht an. Wir brauchen gewichtigere Nachrichten vom Markt”, sagt John Hughes, Analyst beim Brokerhaus Desjardins Securities in Montreal. “Wir sind noch nicht aus der Misere raus”, dämpft auch James Marple, Prognose-Spezialist beim Researcher TD Economics der zu Kanadas Toronto-Dominion Bank gehört, die wachsenden Erwartungen an eine baldige wirtschaftliche Erholung. Dass die Minengesellschaften von Basismetalle weit von einer Erholung entfernt sind, weiß auch Andrew Martyn, Vizepräsident beim Investmentberater Davis-Rea in Toronto. Martyn sagte vor zwei Monaten voraus, die Hälfte der kanadischen Minenfirmen könne bankrott gehen, bevor die Branche sich erholt. “Wir sehen fünf Bankrotte vor dem zweiten Quartal und manche davon werden größere Firmen betreffen”, hatte Martyn prognostiziert. Seitdem haben zahlreiche Minengesellschaften – darunter Lundin Mining, First Nickel und FNX Mining – weniger profitable Minen geschlossen. Die Preise für Basismetalle sind seit ihren Hochs im Sommer derart zurückgegangen, dass es für einige Firmen kaum möglich sein wird, die Kosten soweit zu reduzieren, dass sie überleben, erklärt Martyn. Seine Warnung: “Richten Sie sich auf niedrigere Preise und Kurse ein, und das für längere Zeit. Wir haben ein echtes Problem hier”. Obwohl die Analysten negativ gestimmt sind, sollten Anleger die kanadischen Minenwerte nicht aus den Augen verlieren. Viele notieren nach dem Kurseinbruch unter dem Buchwert. Sollte sich die Weltwirtschaft durch die massiven Staatshilfen erholen, sollten sich die Minenwerte im Sog der Rohstoffpreise erholen.