Immobilien - Gastbeitrag

Zweitmarkt bietet Chancen für Ostimmobilienfonds

Börsen-Zeitung, 20.12.2007 Bis vor wenigen Jahren gab es praktisch keinen Zweitmarkt für geschlossene Immobilienfonds mit Objekten in den neuen Bundesländern. Zwar waren die meisten Anleger mit dem Verlauf ihrer Beteiligungen unzufrieden, weil in...

Zweitmarkt bietet Chancen für Ostimmobilienfonds

Bis vor wenigen Jahren gab es praktisch keinen Zweitmarkt für geschlossene Immobilienfonds mit Objekten in den neuen Bundesländern. Zwar waren die meisten Anleger mit dem Verlauf ihrer Beteiligungen unzufrieden, weil in der Regel die prospektierten Ausschüttungen bei Ostimmobilienfonds nicht erzielt werden. Jedoch sprachen steuerliche Gründe in vielen Fällen gegen den Verkauf. Auch wenn ein Fondsanteil weit unter Einstandspreis verkauft wird, besteht die Gefahr, dass ein steuerlicher Gewinn entsteht. Der Grund sind die hohen Sonderabschreibungen nach dem Fördergebietsgesetz, die bei einem Verkauf vor Ablauf der zehnjährigen Spekulationsfrist nachversteuert werden müssen.Inzwischen ist jedoch bei vielen Fonds die Spekulationsfrist ausgelaufen. Auch die Tatsache, dass bei den Fonds in der Regel noch kein “Totalüberschuss” im steuerlichen Sinne erzielt wurde, spielt keine Rolle, da es bei der Beurteilung der sogenannten Einkunftserzielungsabsicht nicht auf den tatsächlichen, sondern auf den beim Erwerb des Fondsanteils zu erwartenden Verlauf der Investition ankommt. Insofern ist auch die Befürchtung der steuerlichen “Liebhaberei”-Falle in der Regel unbegründet.Dass es bis vor kurzem kaum einen Zweitmarkt für geschlossene Fonds mit Objekten in den neuen Bundesländern gab, lag jedoch nicht nur an tatsächlichen oder befürchteten steuerlichen Problemen beim Verkauf von Fondsanteilen, sondern auch an der geringen Nachfrage. Nachdem viele Anleger mit Fonds in den neuen Bundesländern schlechte Erfahrungen gemacht hatten, bestand kaum ein Interesse, sich hier zu engagieren.Inzwischen beginnen Anleger jedoch, stärker zu differenzieren: Wachstumskerne in den neuen Bundesländern, wie etwa Leipzig, rücken wieder stärker in den Fokus der Anleger. Nicht nur angelsächsische Investoren, sondern zunehmend auch deutsche Anleger differenzieren zwischen den “Verliererregionen” in den neuen Bundesländern, die sich durch eine schlechte demografische Perspektive und eine hohe Arbeitslosigkeit auszeichnen, und den “Gewinnerregionen”, deren Aussichten teilweise sogar besser sind als jene von vielen westdeutschen Städten.Inzwischen haben ausländische Investoren sogar begonnen, gezielt komplette Fonds bzw. Fondsimmobilien in den neuen Bundesländern aufzukaufen, weil sie positive Perspektiven für die Immobilien sehen. Bevor Anleger einem solchen Verkauf zustimmen, sollten sie jedoch unbedingt prüfen, ob nicht am Zweitmarkt ein besserer Preis erzielt werden kann. Für Anleger, die auf eine Erholung des ostdeutschen Immobilienmarktes setzen, ist der Zweitmarkt eine der wenigen Möglichkeiten, dort zu investieren. Denn offene Immobilienfonds haben praktisch nicht in den neuen Bundesländern investiert, und am Erstmarkt für geschlossene Immobilienfonds gibt es seit vielen Jahren kaum ein seriöses Angebot mit Immobilieninvestments in den neuen Bundesländern. Angesichts der großen Zahl von Fonds, die in den neunziger Jahren in Ostdeutschland aufgelegt wurden, müsste das Angebot am Zweitmarkt eigentlich deutlich größer sein, als es heute ist. Viele Anleger kennen den Zweitmarkt jedoch nicht oder sind nicht bereit, ihren Fondsanteil deutlich unter dem Einstandspreis zu verkaufen. Betrachtet man das Gesamtergebnis eines Fondsengagements und bezieht dabei die hohen Steuerrückflüsse in der Investitionsphase ein, dann sind die Verluste jedoch meist viel geringer, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Teilweise kann ein Anleger, der seinen Fonds jetzt unter Einstandspreis verkauft, sogar nach Steuern ein positives Ergebnis verbuchen.