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Zweitmarktfonds für Schiffsbeteiligungen nutzen Wirtschaftsflaute

Preise und Umsätze sind kräftig gesunken - Fondsinitiatoren kaufen mehr als 100 Fonds - Neue Sicherheitskonzepte für Anleger

Zweitmarktfonds für Schiffsbeteiligungen nutzen Wirtschaftsflaute

Von Leo FischerWährend nur wenige neue geschlossene Fonds auf den Markt kommen, werden derzeit zahlreiche Zweitmarktfonds angeboten. Eine Vielzahl neuer Fonds war allerdings nie ein Beweis dafür, dass die Ertragschancen für den Anleger besonders groß sind. Das ist eine der wenigen Gemeinsamkeiten der geschlossenen Fonds und der offen Investmentfonds. Optimaler EinstiegszeitpunktDie gesunkenen Preise am Zweitmarkt sind ein plausibles Argument für Zweitmarktfonds. “Die aktuelle Marktstimmung führt partiell zu Unterbewertungen von Schiffsbeteiligungen”, meint Florian Maack, Geschäftsführer des Emissionshauses Nordcapital. Für Zweitmarktfonds sei dies die optimale Investitionsphase. Dies gilt zumindest dann, wenn man Verkäufer findet, die sich zu den niedrigen Preisgeboten von ihren Anteilen trennen. Doch das ist mehr als ungewiss. Die Umsätze am Zweitmarkt sind jedenfalls bis Juni stark zurückgegangen.Und ob die Anteile der alten Fonds wirklich unterbewertet sind, wird man erst später wissen. “Die Krise wird die Containerschifffahrt wohl die kommenden drei Jahre begleiten”, prognostiziert Peter Kastell, geschäftsführender Gesellschafter und Gründer der Analysefirma FondsMedia. Rund 60 % der umlaufenden Schiffsfonds sind in Containerschiffe investiert. Sie bilden zwangsläufig den Schwerpunkt der Käufe der Zweitmarktfonds.Zweitmarktfonds erwerben über verschiedene Plattformen und Börsen oder direkt vom verkaufswilligen Kommanditisten Anteile von früher aufgelegten geschlossenen Schiffsfonds. Noch vor zwei Jahren war der Zweitmarkt ein Verkäufermarkt, die Erwerber, fast ausschließlich Zweitmarktfonds, überboten sich bei boomenden Seeverkehrsmärkten gegenseitig. Inzwischen ist der Käufer wieder König. Die von der Fondsbörse Deutschland ermittelten Durchschnittspreise für Schiffsfonds sind vom Hoch von 128,16 % (November 2007) bis auf 49,85 % im April 2009 gefallen, haben sich inzwischen aber wieder auf 73,54 % erholt.Zweitmarktfonds würden zu den derzeit niedrigen Preisen gern kaufen, aber verkaufsbereite Kommanditisten wollen mehr Geld für ihre Anteile haben. “Die Spanne zwischen Brief- und Geldkursen hat sich daher zum Teil stark ausgeweitet”, erläutert Alex Gadeberg, Vorstand der Fondsbörse Deutschland in Hamburg, Marktführer im Handel mit Second-Hand-Anteilen. Sieben PublikumsfondsHTB Schiffsfonds bezeichnet sich mit ihren bisher neun geschlossenen Zweitmarktschiffsfonds als Marktführer in diesem Segment. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen für seine sieben Publikumsfonds mehr als 1 300 Schiffsbeteiligungen mit einem Nominalkapital von etwa 83 Mill. Euro angekauft.Der jetzt zur Zeichnung aufliegende Elfte Hanseatische Schiffsfonds will in mehr als hundert Schiffsbeteiligungen investieren – von Container-, Tank- und Schwergutschiffen bis zu Mehrzweckfrachtern und ganzen Flottenfonds. Dazu sollen Direktbeteiligungen an Schiffen kommen. Es handelt sich damit um einen Hybridfonds. Die geplante Laufzeit liegt bei neun bis elf Jahren.Um verkaufswilligen Kommanditisten die Angst zu nehmen, ihre Anteile an Schiffsfonds unter Wert verkaufen zu müssen, hat HTB bei dem Vorgängerfonds den Anlegern, die ihre Altfonds an den Zweitmarktfonds verkaufen, einen Besserungsschein angeboten. Den Besserungsschein sollten Verkäufer von solchen Schiffsfonds erhalten, die nach Einschätzung von HTB in den Jahren 2009, 2010 und 2011 keine Ausschüttung leisten werden. “Altkommanditist und Zweitmarktfonds sitzen in einem Boot”, erläutert HTB-Geschäftsführer Lars Clasen das Modell.Die Botschaft kam offenbar an: Das eingesammelte Eigenkapital für den zehnten Hanseatischen Schifffahrtsfonds war jedenfalls höher als geplant (25 Mill. Euro), deshalb hat der Fonds Nummer elf ein Kommanditkapital von 30 Mill. Euro. RückgabegarantieAuch Lloyd Fonds ließ sich etwas einfallen, um die Anleger aus der Reserve zu locken. Das Unternehmen bietet für den “Best of Shipping 2” einen Rückkauf der Anteile (zum Nominalwert, ohne Agio) an, wenn sich die einschlägigen Schifffahrtsindices wie der Baltic Exchange Dry Index für Massengüter, der Baltic Dirty Tanker Index für Rohöl und der Contex für Containerschiffe nicht bis September 2011 erholen sollten.Auch Marktführer Maritim Invest geht neue Wege, um den Anlegern ihre Produkte schmackhaft zu machen. Beim “Maritim Invest XVIII” beträgt die Investitionsquote 83 %. Bei dem parallel vertriebenen “Maritim Invest XVII” gehen 91 % des Anlegergeldes in die Investition. Bei diesem Fonds soll die Entwicklung bei offenen Fonds nachvollzogen werden, bei denen die Fondsmanager zunehmend erfolgsabhängig und nicht mehr vorab vergütet werden.Beim “Maritim Invest XVII” erhält der Fondsinitiator eine Erfolgsbeteiligung von einem Fünftel der über 8 % hinausgehenden Auszahlungen, wenn der Anleger zuvor seinen Einsatz vollständig zurückerhalten hat (hurdle rate). Ein ähnliches Konzept verfolgt der “Shipping Opportunity” von Hesse Newman.Zweitmarktfonds investieren in viele verschiedene Schiffsbeteiligungen und diversifizieren nach Schiffstyp und Schiffsgröße sowie Charterer. Aber das Risiko, das in der augenblicklich schwierigen Verfassung der Seeschifffahrtsmärkte liegt, lässt sich nicht wegdiversifizieren.