Immobilien

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

In den Köpfen der Immobilienwirtschaft ist Nachhaltigkeit präsent, doch an der Umsetzung hapert es

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

jur Frankfurt – Das Thema Nachhaltigkeit ist im Immobiliensektor angekommen. Es besteht jedoch noch eine große Differenz zwischen dem, was die Gesellschaften tun wollen, und dem, was bisher passiert. Das war zumindest der Tenor einer Podiumsdiskussion auf der DVFA Immobilien-Konferenz. Die Gründe für diese Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit sind vielfältig, doch längerfristig wird sich Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor der Immobilienwirtschaft entwickeln, sagen die Experten.Denn auch aus der Sicht von Investoren ist das nachhaltige Wirtschaften von Immobilienunternehmen zu einem wichtigen Kriterium geworden. Weil die verfügbaren Daten zur Kategorisierung der bestehenden Investitionsmöglichkeiten zu diesem Thema dem niederländischen Pensionsfonds All Pensions Group (APG) nicht ausreichten, um fundierte Entscheidungen zu treffen, hat der Fonds gemeinsam mit der Universität Maastricht eine Studie durchgeführt. “Wir wollten herausfinden, inwieweit nachhaltiges Investment sich auf die Performance auswirkt und welche Unternehmen auch wirklich nachhaltig wirtschaften”, berichtet Sander Paul von Tongeren, Nachhaltigkeitsspezialist im Bereich Immobilienwirtschaft der APG. Der Pensionsfonds managt die Altersversorgung der niederländischen Lehrer sowie der Staatsbediensteten allgemein. Zum Jahresende 2009 war das ein verwaltetes Vermögen von 205 Mrd. Euro, davon 16 Mrd. Euro in Immobilieninvestments.Mehr als 200 börsennotierte Immobilienunternehmen und nicht notierte Fonds haben an der Befragung teilgenommen. Dies ermöglichte es der APG, ein relativ exaktes Abbild des Marktes zu schaffen hinsichtlich der beiden Bereiche “Management und Politik” sowie “Umsetzung und Messung” von Nachhaltigkeit. Nur 10 % der Unternehmen konnten in der Studie als nachhaltig hinsichtlich beider Kriterien eingestuft werden. Mit 21 % war zudem der Anteil der Unternehmen sehr hoch, die lediglich über grüne Themen reden, bei denen es jedoch an der Umsetzung mangelt. “Da wird Vielem ein grüner Anstrich verpasst”, urteilt von Tongeren. Zwei Drittel NachzüglerNur 2 % der Unternehmen lagen in der Umsetzung vorne, blieben jedoch bei “Management und Politik”, also der Kommunikation zurück. Mit 67 % wurde der Großteil als “Green Laggards” (Grüne Nachzügler) eingestuft, die sich in keiner der beiden Kategorien hervortun konnten. Aus der Analyse konnte APG auch eine positive Korrelation zwischen der Nachhaltigkeits-Einstufung des Unternehmens und der Profitabilität ablesen. “Es gibt einen signifikanten Zusammenhang, wir können aber nicht abschließend sagen, welcher Faktor der treibende ist.”Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch Markus Pratsch von der DZ Bank, der gemeinsam mit Kollegen die 13 von der Bank beobachteten Immobilien-Aktiengesellschaften in einer Studie auf nachhaltiges Wirtschaften untersuchte. “Es gibt eine große Differenz zwischen dem, was die Unternehmen machen wollen, und dem, was passiert”, so der stellvertretende Abteilungsdirektor in der institutionellen Aktienanalyse. Allerdings müsse man differenzieren, so Pratsch. Im gewerblichen Sektor gebe es zum Beispiel bei einer Sanierung zur Energieeinsparung viel eher eine Win-Win-Situation als bei Wohnimmobilien. Dort könnten die Kosten – auch aufgrund des hohen Mieterschutzes in Deutschland – nur sehr schwer auf die Mieter umgelegt werden.Sicherlich sei das Thema für Immobilienbesitzer interessant, so Bernd Wegener, bei der Versicherungskammer Bayern Leiter der Hauptabteilung Immobilienmanagement. Doch das Problem sei, dass auf dem deutschen Vermietungsmarkt niemand bereit ist, für eine ökologische Modernisierung von Gebäuden eine höhere Miete zu zahlen, stößt er ins selbe Horn.”Nur Gesellschaften, die mit ihrer Energie effizient umgehen, werden auch in Zukunft Erfolg haben”, zeigte sich auch Thomas Körfgen, Geschäftsführer der SEB Investment GmbH, überzeugt. Viele Immobilien- Aktiengesellschaften stünden diesbezüglich noch am Anfang, so Körfgen, der bei der SEB Asset Management zudem für das Immobilienaktienfondsgeschäft verantwortlich ist. “Wir stellen oft die Frage nach dem Energieverbrauch pro Quadratmeter – die wenigsten können uns das beantworten.” Ein sicheres Zeichen, dass es noch Nachholbedarf bei den Gesellschaften gibt.