100 Mrd. Euro Dividenden fallen weg

Ein Viertel der Unternehmen streicht die Ausschüttung - Rekordaufschlag auf Staatsanleiherendite

100 Mrd. Euro Dividenden fallen weg

Auf Aktionäre kommen schlechte Zeiten zu. Schon jetzt hat ein Viertel der Unternehmen in Europa die Dividende gestrichen. Weitere Kürzungen der Ausschüttung zeichnen sich ab. Die gute Nachricht: Die Dividendenrendite der Unternehmen bietet einen rekordhohen Aufschlag gegenüber Staatsanleihen.cru Frankfurt – Die schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte bedeutet auch schlechte Zeiten für Aktionäre. Reihenweise kappen Europas Großkonzerne die geplante Gewinnausschüttung. Fast ein Viertel, genau 141 der 600 Unternehmen im europäischen Aktienindex Stoxx, haben einer Übersicht der DZ Bank zufolge bisher bekannt gegeben, dass sie die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr streichen. Davon stammen 25 Unternehmen aus dem deutschen CDax, darunter etwa Deutsche Euroshop, Aareal Bank und Deutsche Pfandbriefbank.Der Internationalen Währungsfonds geht inzwischen davon aus, dass die globale Wirtschaftsleistung 2020 um 3 % schrumpfen wird.Die beispiellose Welle von Dividendenstreichungen, die über die Märkte rollt, hat eine Höhe von bisher rund 100 Mrd. Euro. Die erwartete Ausschüttung im Stoxx für das Geschäftsjahr 2019 falle um 23 % auf rund 310 Mrd. Euro, rechnet DZ-Bank-Fachmann Michael Bissinger vor. “Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten die Ausschüttungen weiter reduziert werden.”Ein Rückgang der Dividenden um etwa 40 % erscheine realistisch – ähnlich drastisch wie in der Finanzkrise 2008/2009. Der Renditeaufschlag von Dividenden gegenüber Staatsanleihen notiert auf Rekordniveau. Viele Unternehmen böten sehr hohe Dividendenrenditen. Weitere Kürzungen folgenEs sei allerdings wichtiger denn je, auf nachhaltige Dividendenzahler zu setzen, da weitere Dividendenkürzungen folgen werden. Druck auf die Dividendenzahlungen entsteht sowohl von der operativen als auch von der regulatorischen Seite. In Europa haben bereits rund 24 % der Unternehmen die Ausschüttungen ausgesetzt. Dies betrifft laut DZ Bank sowohl die Dividende für 2019 als auch die für das laufende Geschäftsjahr 2020. Zudem wurde die Erwartung an die künftigen Ausschüttungen seit Beginn der Krise um 14 % reduziert. Die Chronologie der Kürzungen während der letzten Krise zeige, dass die Sektoren Banken, Grundstoffe und Reise & Freizeit bereits früh Kürzungen bekannt gaben, während die Sektoren Auto und Versicherungen erst später die Dividenden kürzten. “Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten die Ausschüttungen weiter reduziert werden”, erklärte Bissinger. Ein Rückgang der Dividenden von 40 % erscheint der Studie zufolge realistisch. Zwar habe eine Reduktion oder Streichung der Dividende immer einen großen Vertrauensverlust zur Folge. In der aktuellen Krise führe aber bei vielen Unternehmen kein Weg an einer Sicherung der Liquidität und Stärkung der Bilanz vorbei. Von 3,7 bis 4,2 ProzentDax und Euro Stoxx 50 versprechen der DZ Bank zufolge eine überdurchschnittliche Dividendenrendite von 3,7 % beziehungsweise 4,2 %. Der Rekord-Risikoaufschlag gegenüber Staatsanleihen belaufe sich auf 4 Prozentpunkte. Obwohl die Ausschüttungen nach Einschätzung der DZ Bank in den kommenden Monaten weiter fallen werden, seien die Dividendenrenditen attraktiv. Während einer Krisenphase und nicht im Aufwärtstrend zeige sich, wer ein nachhaltiger Dividendenzahler ist.