1&1 kappt Drähte zu Telefónica Deutschland
1&1 kappt Drähte zu Telefónica Deutschland
United-Internet-Tochter macht Vodafone zum 5G-Roaming-Partner – Aktie haussiert
hei Frankfurt
United Internet hat für ihre Telekomtochter 1&1, die sich beim Aufbau ihres eigenen 5G-Netzes durch den Hauptvertragspartner Vantage Towers im Stich gelassen sieht, einen Partner für das angestrebte 5G-Roaming gefunden. Wie der Konzern aus Montabaur, der aufgrund deutlich verfehlter Ausbauauflagen beim eigenen Netzausbau eine Millionenstrafe der Bundesnetzagentur fürchten muss, mitteilt, wurde mit dem britischen Mobilfunkkonzern Vodafone ein verbindlicher Vorvertrag für eine exklusive National-Roaming-Partnerschaft geschlossen.
Diese beginne spätestens am 1. Oktober 2024 und sei auf eine Dauer von mindestens fünf Jahren angelegt. Der Vertrag sehe vor, dass 1&1-Kunden das 5G-Netz von Vodafone nutzen können, wenn die eigenen Funkmasten diesen Standort nicht abdecken.
1&1 wendet sich von Telefónica ab
Damit wendet sich 1&1 vom langjährigen Partner Telefónica Deutschland ab, dessen Netz die 1&1-Kunden nur übergangsweise verwenden sollen, bis überall Zugriff auf das Vodafone-Netz besteht. Die Aktien des Münchner Mobilfunkanbieters stürzten um fast ein Sechstel auf ein Tief seit März 2020 ab, 1&1-Titel haussierten dagegen mit 12%. Binnen Jahresfrist hat das Papier allerdings noch einen Rückstand von 30%
Im Netz von Telefónica Deutschland steht den 1&1-Kunden lediglich der LTE-Mobilfunkstandard (4G) zur Verfügung. United Internet hatte angesichts der Fehlschläge beim eigenen Netzausbau bereits vor einiger Zeit bei der Bundesnetzagentur beantragt, dass 5G-Roaming zugelassen wird. Grundsätzlich ist für Netzbetreiber nur die gegenseitige Netzbenutzung vorgesehen. Sogenanntes National Roaming war bisher nur für Mobilfunk-Service-Provider ohne eigenes Netz gedacht. Telefónica-Deutschland-CEO Markus Haas hatte das Ansinnen von United Internet heftig kritisiert.
Der Mobilfunkkonzern bestätigt die Prognose für das laufende Jahr, die einen Anstieg von Umsatz und operativem Ergebnis im “oberen Prognosebereich des Wachstums im niedrigen einstelligen Prozentbereich” vorsieht, und auch die “zugesagte Mindestdividende von 0,18 Euro je Aktie” für 2023. Unabhängig von der Ankündigung von 1&1, für National Roaming mit Vodafone zu kooperieren, habe das Unternehmen vertragliche Verpflichtungen gegenüber Telefónica Deutschland im Rahmen des bestehenden Roaming-Abkommens bis zum 30. Juni 2025. Dies sichert den Münchnern zunächst Umsatzströme. Dass diese irgendwann wegfallen würden, musste der Konzern ohnehin einplanen, da 1&1 letztlich ein eigenes Netz bauen will.
Willkommene Erlöse
Vodafone will sich offenbar die Verzögerungen dabei zunutze machen. Die deutsche Landesgesellschaft des britischen Konzerns ist seit einiger Zeit in schweren Wassern. Sie hat vor allem im Mobilfunk mit Erlösdruck zu kämpfen, zusätzliche Einnahmen kommen den Düsseldorfern daher gerade recht. Insgesamt standen die drei etablierten Mobilfunknetzbetreiber dem Markteintritt von United Internet mit 1&1 bisher äußerst kritisch gegenüber. Nachdem Telefónica Deutschland mit der Übernahme von E-Plus die Zahl der Player von vier auf drei verringert hatte, war die Teilnahme von 1&1 an der 5G-Lizenzauktion auf Unwillen gestoßen.