15 Mrd. Euro für Frankreichs Luftfahrtindustrie

Le Maire spricht von "Notstand" - Zwei spezielle Fonds für kleine und mittlere Zulieferer geplant

15 Mrd. Euro für Frankreichs Luftfahrtindustrie

wü Paris – Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire wählte dramatische Worte, als er Dienstagmorgen einen 15 Mrd. Euro schweren Hilfsplan für die von der Coronavirus-Krise stark getroffene Luft- und Raumfahrtbranche vorstellte. “Wir wollen heute Morgen den Notstand ausrufen, um unsere Luftfahrtindustrie zu retten und ihr zu ermöglichen, im 21. Jahrhundert wettbewerbsfähiger zu sein, mit verringertem CO2-Ausstoß”, sagte er.Ohne öffentliche Hilfen seien innerhalb der nächsten sechs Monate 100 000 Arbeitsplätze gefährdet. Insgesamt hängen von der französischen Luftfahrtindustrie, die 2018 auf einen Umsatz von 58 Mrd. Euro kam, direkt und indirekt 300 000 Arbeitsplätze ab. Das Hilfspaket, das Le Maire im Beisein von Verteidigungsministerin Florence Parly und Umweltministerin Elisabeth Borne vorstellte, umfasst auch die bereits Ende April angekündigten staatlich garantierten Kredite für Air France-KLM in Höhe von 7 Mrd. Euro. Zusätzlich dazu enthält es vorgezogene Flugzeug- und Hubschrauberbestellungen durch die Armee, die Gendarmerie und den Zivilschutz in Höhe von 832 Mill. Euro sowie Aufschub und spätere Fälligkeiten der Rückzahlungen von Exportgarantien für Fluggesellschaften im Umfang von insgesamt 3,5 Mrd. Euro. Die Regierung versprach zudem, in den nächsten drei Jahren 1,5 Mrd. Euro in die Forschung und Entwicklung umweltfreundlicherer Technologien zu investieren.Vor allem aber enthält das Hilfsprogramm zwei verschiedene Fonds, mit denen kleine und mittelgroße Zulieferbetriebe unterstützt werden sollen: einen Investitionsfonds und einen zweiten Fonds in Höhe von 300 Mill. Euro für die Robotisierung und Digitalisierung. Der Investitionsfonds soll im Juli mit zunächst 500 Mill. Euro an den Start gehen und später ein Volumen von 1 Mrd. Euro erreichen. Der Staat will 200 Mill. Euro dazu beisteuern, die vier großen Luftfahrtunternehmen Airbus, Dassault Aviation, Safran und Thales weitere 200 Mill. Euro. Der Fondsmanager, der den Auftrag für den Investitionsfonds bei einer Ausschreibung gewinnt, soll weitere 100 Mill. Euro dazu beitragen.Im Gegenzug für das Hilfspaket erwartet die Regierung von den Branchengrößen, ein Maximum an Arbeitsplätzen in Frankreich zu bewahren und die Entwicklung des neuen umweltfreundlichen Flugzeugs von morgen voranzutreiben. Ziel sei, bis 2035 ein CO2-neutrales Flugzeug zu haben und nicht erst 2050 wie bisher geplant, so Le Maire. Man wolle einen Nachfolger für den A320 vorbereiten, Anfang des nächsten Jahrzehnts einen sehr treibstoffsparsamen Kurz- und Mittelstreckenjet entwickeln und für 2035 den Wechsel zu Wasserstoffantrieb vorbereiten, erklärte Umweltministerin Borne.Der Branchenverband der französischen Luft- und Raumfahrtindustrie Gifas begrüßte die Ankündigungen als ehrgeizigen Plan zur Wiederankurbelung. Vertreter der Gewerkschaft FO reagierten ebenfalls positiv. Der Plan entspreche den derzeitigen Herausforderungen, erklärte Airbus-Chef Guillaume Faury auf Twitter. “Er wird uns helfen, die kurzfristigen Auswirkungen abzufedern und gleichzeitig unsere Kapazität zu bewahren, uns wieder gestärkt zurückzumelden, wenn der richtige Moment gekommen ist.”