20 Aufsichtsrätinnen im Dax gesucht

13 Konzerne verfehlen noch die Frauenquote - Vergütung der Gremienchefs steigt 2016 um 4,4 Prozent

20 Aufsichtsrätinnen im Dax gesucht

swa Frankfurt – Beim Thema Vielfalt in Aufsichtsräten hapert es noch in manchem Dax-Konzern. Nach einer Aufstellung der Unternehmensberatung Willis Towers Watson haben 13 Unternehmen aus der obersten Börsenliga den gesetzlich geforderten Mindestfrauenanteil noch nicht erreicht. Somit müssten bei Neubesetzungen 20 Frauen nominiert werden, um die Quote über anstehende Gremienwahlen zu erfüllen.Für die Erfüllung von Diversity “ist noch ein langer Weg zu gehen”, resümiert Helmuth L. Uder, Vergütungsexperte von Willis Towers Watson. Die Zahl ausländischer Gremienmitglieder ist sogar im zweiten Jahr in Folge rückläufig: Der Anteil sank von 24 % auf 19 %. Die Vergütung der deutschen Aufsichtsräte liege im internationalen Vergleich auf “einem passenden Niveau”, meint Uder – wenn man ähnliche Governance-Strukturen betrachtet.Nach einer Hochrechnung der Berater steigt die Gesamtvergütung der Chefaufseher im Dax 2016 um 4,4 % auf durchschnittlich 372 100 Euro. In dem Betrag enthalten sind Honorare für Arbeit in Ausschüssen, die in den vergangenen Jahren in vielen Unternehmen aufgewertet wurden, und Sitzungsgelder. Damit sind die Saläre seit 2005 jedes Jahr durchschnittlich um 7 % geklettert, während sich die beaufsichtigten CEOs mit Gehaltssteigerungen um 3 % begnügen mussten.Die Aufgaben der Aufsichtsräte seien in den vergangenen “erheblich komplexer geworden”, erklärt Uder den überproportionalen Anstieg. Die Gremien würden professioneller arbeiten und die Tätigkeit habe sich intensiviert angesichts höherer Anforderungen an die Arbeit, die gestiegene Internationalisierung und einer höheren Dynamik der Märkte. Achleitner vornSpitzenverdiener dürfte 2016 mit 800 000 Euro wie im Vorjahr Paul Achleitner sein, der Chefaufseher der Deutschen Bank. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Gerhard Cromme, der für sein Siemens-Mandat gut 600 000 Euro einstreicht, und Norbert Reithofer, der bei BMW auf ähnlichem Niveau liegt (siehe Tabelle). Den größten Aufschlag genehmigt Infineon, wo Wolfgang Mayrhuber mit 214 000 rund 45 % mehr erhält als 2015, damit liegt die Vergütung aber immer noch deutlich unter dem Durchschnitt. Um 44 % geht es für Klaus-Peter Müller bei der Commerzbank bergauf. Die Bank hat 2016 genau so wie Infineon auf reine Festvergütung umgestellt.Der Trend zur Festvergütung setzt sich fort. Inzwischen vertrauen 18 Dax-Konzerne auf dieses Modell. Die Berater von Willis Towers Watson halten diese “einfache Lösung” nicht für den besten Weg. Denn die Tätigkeit beschränke sich nicht auf Kontrolle, wofür eine feste Vergütung passend wäre, wie Ralph Lange, Manager Executive Compensation, erklärt. Der Aufsichtsrat solle auch die Unternehmensplanung und die Strategieentwicklung begleiten und dementsprechend bezogen auf den langfristigen Unternehmenserfolg honoriert werden, meint Lange. Die Berater empfehlen für die langfristige variable Vergütung entweder die “klassische Variante”, also am Erfolg orientiert, aber nach vorn gerichtet, oder einen Aufschub von 25 % der Festvergütung in virtuelle Aktien, die über die Amtszeit gehalten werden müssen. Eine Aktienhaltepflicht haben der Studie zufolge erst fünf Dax-Unternehmen eingeführt: Bayer, Deutsche Bank, Linde, ProsiebenSat.1 und RWE. Extras für den AusschussDie Anpassungen in den Systemen im laufenden Jahr zeigen den Trend zur Festvergütung und die Aufwertung von Ausschusstätigkeiten. So hat die Commerzbank nicht nur die variable Entlohnung abgeschafft, sondern die Vergütung nach Angaben der Berater für Prüfungs- und Risikoausschuss um ein Viertel erhöht. Die Deutsche Telekom verdoppelt für den Präsidialausschuss und führt darüber hinaus eine Extrahonorierung für den Nominierungsausschuss ein. Bei der Deutschen Börse erhalten die Aufsichtsräte neuerdings ein Sitzungsgeld.