Der Online-Modeplattformbetreiber About You hat infolge der schwierigen Konjunkturlage, des rückläufigen Konsumklimas in Europa und des Preisdrucks aufgrund höherer Lagerbestände in der Modeindustrie seinen Verlust in den ersten sechs Monaten des Ende Februar ablaufenden Geschäftsjahres 2022/23 auf rund 108 (i.V. 58,5) Mill. Euro fast verdoppelt. Das Hamburger SDax-Unternehmen be­kräftigte bei Vorlage seines Halbjahresberichts am Dienstag aber die am 13. September revidierten Jahresziele sowie den Plan, im kommenden Turnus 2023/24 beim bereinigten operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) aus der Verlustzone zu kommen.

Der für 2022/23 korrigierte Ausblick stellt ein Umsatzwachstum um 10 bis 20% auf rund 1,91 bis 2,08 Mrd. anstatt um 25 bis 35% und ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) zwischen −120 und −140 (i.V. −66,9) Mill. Euro und nicht mehr zwischen −50 und −70 Mill. Euro in Aussicht. Nach Ankündigungen am 13. September zur Entwicklung von Umsatz und bereinigtem Ebitda lieferte About You mit dem Halbjahresbericht keine großen Überraschungen mehr: Während die Umsätze des in 26 europäischen Märkten vertretenen Unternehmens im zweiten Quartal noch um 8,9% auf 430,6 Mill. Euro zulegten, sorgten Investitionen in Wachstumsinitiativen sowie eine Kostenstruktur, die auf höheren Wachstumserwartungen basierte, da­für, dass das bereinigte Ebitda auf −42,8 (−13,1) Mill. Euro abrutschte.

Die About-You-Aktie, die im bisherigen Jahresverlauf mehr als 70% ihres Werts verloren hat, gab am Dienstag zunächst um bis zu 4,5% auf 5,79 Euro nach, ehe zum Handelsschluss bei einem Kurs von 6,12 Euro noch ein Plus von 1% zustande kam. Das Mitte Juni 2021 zu 23 Euro an die Börse gekommene Papier, das Ende September bei 4,77 Euro sein bisheriges Rekordtief markierte, schneidet mit dem bisherigen Jahresverlust aktuell etwas besser ab als andere Titel aus dem Mode-E-Commerce-Sektor wie Zalando, Farfetch, GFG, Boohoo oder Asos.

Die Großbank UBS beließ nach Bekanntwerden des Halbjahresberichts von About You ihre Einstufung für die Aktie bei „neutral“ und einem Kursziel von 5,40 Euro. Das zweite Quartal habe die Erwartungen nach der Vorabmeldung Mitte September erfüllt. Der Aktienkurs spiegele die Abschwächung 2022/23 bereits wider. Das Analysehaus Alsterresearch, das bei einem um 2,15 auf 8 Euro reduzierten Kursziel weiter zum Kauf der About-You-Aktie rät, erklärte, das kurzfristige Break-even-Ziel erscheine angesichts der Marktbedingungen so ambitioniert wie der Plan eines Umsatzes von 5 Mrd. Euro für 2025/26. Während in Marktexpansion und Vertriebsnetz zu investieren sei, müsse das Unternehmen auf seine Finanzbestände achten.

Die Cash-Position zum Halbjahresende von 348 (i.V. 641) Mill. Euro nannte About-You-Co-CEO Tarek Müller im Gespräch mit dieser Zeitung „sehr solide“. Der Rückgang verglichen mit dem Niveau vor Jahresfrist liege vor allem am gebundenen Kapital. In diesem Jahr sei die Modeindustrie damit konfrontiert, dass sich zu viel Ware im Markt befinde, weil die Marktnachfrage geringer ausfalle als erwartet. Das führe dazu, dass einerseits Kapital gebunden sei, andererseits aber die Preise fielen. „Wir steuern wie die gesamte Indus­trie dagegen, so dass wir davon ausgehen, dass die Preise in der Bekleidungsindustrie wie in anderen Branchen im kommenden Jahr steigen werden.“ Das werde bei geringerer Kapitalbindung zu höheren Margen führen.

Der Co-Chef erklärte, das Break-even-Ziel 2023/24 zu erreichen, habe „für uns höchste Priorität“. Um Marketingkosten zu reduzieren, will About You vorerst nicht weiter in neue Märkte expandieren. Müller erwartet, dass das Unternehmen als ein Gewinner aus der aktuellen Krise hervorgehen wird.