Immobilien

Abschreibung drückt Corestate tief in rote Zahlen

Statt eines kleinen Gewinns zeigt der Immobilien-Investmentmanager Corestate Capital jetzt 200 Mill. Euro Verlust. Für Diskussionen sorgt die anstehende Refinanzierung.

Abschreibung drückt Corestate tief in rote Zahlen

hek Frankfurt

Mit mehrwöchiger Verzögerung kann der Immobilien-Investmentmanager Corestate Capital nun den testierten Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2021 vorlegen. Allerdings hat der Bestätigungsvermerk seinen Preis: Unter dem Strich steht nämlich jetzt statt des bisher genannten Nettogewinns von 10,3 Mill. Euro ein Konzernverlust von 200,1 Mill. Euro. Gründe sind Wertberichtigungen im Goodwill und eine Risikovorsorge.

Eigentlich sollte der testierte Jahresabschluss bereits am 8. März vorliegen, doch die Abschlussprüfung durch Ernst & Young zog sich aufgrund „erweiterter Prüfungshandlungen“ hin. Zeigte Corestate sich damals noch überzeugt, dass die ausstehenden Prüfungen keinen Einfluss auf das Zahlenwerk haben werden, sieht die Lage nun anders aus. Denn der Vorstand hat in Abstimmung mit dem Wirtschaftsprüfer Bilanzwerte angepasst und für weitere Risiken vorgesorgt. Ins Gewicht fällt vor allem die Abschreibung von 175 Mill. Euro auf den Goodwill der Helvetic Financial Services (HFS), die als Anlageberater der Stratos Fonds agiert und sich zu den führenden Anbietern für Immobilien-Finanzierungslösungen mit Private-Debt-Strukturen im deutschsprachigen Raum zählt. Die Wertminderung sei „unter konservativer Berücksichtigung der perspektivischen Entwicklung der Fondsvolumina“ vorgenommen worden, teilt Corestate mit. Nach der Wertkorrektur steht der HFS-Goodwill noch mit 345 Mill. Euro in den Büchern.

In Marktkreisen sind Stimmen zu hören, die vor negativen Auswirkungen der Goodwill-Abschreibung auf das Geschäft warnen. Investoren könnten zögern, der HFS Geld als Assetmanager anzuvertrauen, wenn die eigene Mutter nicht mehr voll an den Firmenwert glaube, heißt es.

Zusätzlich hat Corestate nach eigenen Angaben 46 Mill. Euro in die Risikovorsorge „insbesondere für kurzfristige Bilanzpositionen mit kritischen Fälligkeiten“ gebucht. Investoren reagierten am Donnerstag dennoch erleichtert. Die zuvor bis etwa 8,20 Euro abgestürzte Aktie legte im Handelsverlauf um 13% zu. Der neue CEO Stavros Efremidis versichert, man habe „mit hoher Konsequenz“ Risikopositionen aus der Bilanz bereinigt. Der Konzern halte am Ziel fest, den Leverage auf das Zwei- bis Dreifache (des Ebitda) zu senken. Das sei die Basis für die anstehende Refinanzierung.

Ernst & Young warnt

Der Abschlussprüfer Ernst & Young macht im Bestätigungsvermerk aber geltend, dass die Refinanzierung von Bedingungen abhänge. Das sorge für materielle Unsicherheit, die signifikante Zweifel an der Fähigkeit zur Weiterführung des Unternehmens aufwerfen könne. Bei Corestate werden nämlich demnächst zwei Anleihen fällig. Ende November 2022 ist die Wandelschuldverschreibung mit 200 Mill. Euro Emissionsvolumen fällig. Ein Umtausch in Aktien erscheint angesichts des Wandlungspreises von gut 55 Euro illusorisch. Am 15. April 2023 folgt die Unternehmensanleihe im Emissionsvolumen von 300 Mill. Euro, deren Notierung sich derzeit bei nur zwei Drittel des Nennbetrags bewegt. Nach Angaben von Bloomberg suchen Gläubiger von Corestate nun nach Beratern für eine mögliche Umschuldung. Laut Personen, die mit der Angelegenheit vertraut seien, befänden sie sich in Gesprächen mit Firmen wie DC Advisory, PJT Partners und Houlihan Lokey.

Das um Sondereinflüsse bereinigte Jahresergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen aus fortgeführtem Geschäft liegt laut den Angaben jetzt bei 43,8 Mill. Euro. Nach Abzug akquisitions- und transformationsbedingter Einmalbelastungen von 17,4 Mill. Euro verbleiben 26,4 Mill. Euro.

Corestate Capital
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Gesamterlöse*215162
Ebitda *2616
 bereinigt *4416
Konzernergebnis−200−69
 bereinigt*24−45
Buchwert je Aktie (Euro)18,3126,83
*) fortgeführtes GeschäftBörsen-Zeitung