M&A

Adnoc-CIO sichert Covestro Eigenständigkeit zu

Die Übernahme von Covestro durch Adnoc wäre nicht nur der bisher größte M&A-Deal in diesem Jahr in Europa. Es wäre auch die erste Komplettübernahme eines Dax-Konzerns durch einen Staatskonzern aus den Golfstaaten. Wie das gelingen soll, erklärt Adnoc-Chief-Investment-Officer Klaus Fröhlich.

Adnoc-CIO sichert Covestro Eigenständigkeit zu

Adnoc-CIO sichert Covestro Eigenständigkeit zu

Klaus Fröhlich betont Respekt vor „Mitbestimmung in deutschen Aufsichtsräten“

cru/ab Frankfurt/Köln

Der Ölkonzern Adnoc (Abu Dhabi National Oil Company) sichert dem Kunststoffriesen Covestro nach der geplanten milliardenschweren Übernahme Eigenständigkeit zu. „Wir haben volles Vertrauen in die Entscheidungen des Managements“, sagt Klaus Fröhlich, Group Chief Investment Officer des staatlichen Ölkonzerns der Vereinigten Arabischen Emirate, der Börsen-Zeitung. Mit Bezug auf Beschäftigungszusagen ergänzte er: „Wir werden das respektieren, was das Management mit der Belegschaft aushandelt.“ Covestro hat gerade betriebsbedingte Kündigungen bis 2032 ausgeschlossen.

„Sich in die Welt der deutschen Mitbestimmung einzudenken und sich damit wohlzufühlen, ist sicher etwas, das Zeit beansprucht hat“, sagt Fröhlich. „Aber das ist auch nicht außergewöhnlich. M&A braucht einen langen Atem und Disziplin. Vertrauen gewinnt man nicht mit der Brechstange.“ Natürlich respektiere Adnoc, „wie die Mitbestimmung in deutschen Aufsichtsräten funktioniert“.

Staatskonzern mit tiefen Taschen

Adnoc hat 150 Mrd. Dollar für Investitionen zur Verfügung. Der Ölkonzern bietet inklusive Schulden 14,4 Mrd. Euro für Covestro und hat mit der Due Diligence begonnen. Die avisierten 62 Euro je Aktie sind ein Aufschlag von 60% auf den Kurs vom Juni 2023. Die Übernahme wäre nicht nur der bisher größte M&A-Deal in diesem Jahr in Europa. Es wäre auch die erste Komplettübernahme eines Dax-Konzerns durch einen Staatskonzern aus den Golfstaaten.

Dementsprechend wird die Transaktion akribisch beobachtet. Zumal sich auch für den Kauf der Bahn-Logistiktochter DB Schenker der Staatsfonds Adia (Abu Dhabi Investment Authority) und der Logistikkonzern Bahri aus Saudi-Arabien bewerben. „Man schätzt unsere Verlässlichkeit als Energielieferant und unseren respektvollen Umgang. Das öffnet uns Türen“, sagt Fröhlich.

„Kein M&A um jeden Preis“

Adnoc hält schon Beteiligungen in Österreich, die aber laut Fröhlich keine Überschneidungen mit Covestro haben. Das Petrochemieunternehmen Borealis aus Wien gehört zu 75% OMV und seit April 2022 zu 25% Adnoc. Die in Abu Dhabi börsennotierte Borouge ist zu 54% im Besitz von Adnoc; 36% gehören Borealis, die mit Borouge fusioniert werden soll.

Der Manager hatte als Morgan-Stanley-Banker in Frankfurt 2015 die damalige Bayer-Tochter Covestro an die Börse gebracht. 2020 wechselte er zu Adnoc. Dass er von dort aus eine Übernahmeofferte für Covestro lancieren würde, ahnte er nicht. „Das hätte ich mir nicht träumen lassen.“ Fröhlich schließt ein Scheitern nicht aus. „Es gibt keinen Automatismus. Wir machen kein M&A um jeden Preis. In Brasilien ist unsere Übernahme von Braskem, einem petrochemischen Unternehmen, das thermoplastische Harze herstellt, nach langen Verhandlungen nicht zustande gekommen.“

Interview Seite 9
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