Industriegase-Spezialist

Air Liquide trotzt der Industrie-Flaute

Air Liquide profitiert von der Nachfrage nach medizinischen Gasen und aus der Halbleiterbranche. Der Linde-Rivale erntet zudem die Früchte aus seinem Sparprogramm. Die Aktie notiert auf Rekordhoch.

Air Liquide trotzt der Industrie-Flaute

Industriegase-Spezialist Air Liquide trotzt Industrie-Flaute

Linde-Konkurrent erhöht Margenziel in schwieriger Konjunkturlage ein weiteres Mal − Schwerpunkt liegt in Amerika

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von Gesche Wüpper, Paris

Air Liquide profitiert von der Nachfrage aus Gesundheitswesen und Elektroindustrie. Der französische Industriegase-Spezialist hat 2024 ein Rekord-Nettoergebnis verbucht und nun sein Margenziel erneut angehoben. Die operative Marge soll nun im Turnus 2025/26 um 200 Basispunkte zulegen, so dass sie im Zeitraum 2022 bis 2026 um insgesamt 460 Basispunkte steigt, kündigte Konzernchef François Jackow bei der Präsentation der Bilanz an. Bisher war Air Liquide von einem Anstieg um 320 Basispunkte zwischen 2022 und Ende 2025 ausgegangen.

Der Linde-Konkurrent, der die operative Marge 2024 von zuvor 18,4% auf 19,9% verbesserte, hatte sein Margenziel für Ende 2025 bereits letztes Jahr verdoppelt. Ursprünglich war ein Anstieg um 160 Basispunkte erwartet worden. „Das zeigt unsere Entschlossenheit, unsere Marge zu steigern, egal wie das wirtschaftliche Umfeld ist“, sagte Jackow. Immerhin sei die Stimmung letztes Jahr ziemlich gedämpft gewesen.

Allzeithoch an der Börse

Auch mit dem Sparprogramm übertraf Air Liquide die Jahresziele seines Strategieplans. Statt 400 Mill. Euro senkte der Industriegase-Hersteller seine Kosten um 479 Mill. Euro, unter anderem durch die Zentralisierung der Einkäufe. Zwar sank sein Umsatz wegen negativen Währungs- und Energieeffekten im Vergleich zum Vorjahr um 2% auf 27,06 Mrd. Euro, doch er fiel damit etwas besser als erwartet aus, genau wie das laufende operative Ergebnis, das um 6,4% auf 5,39 Mrd. Euro zulegte. Unter dem Strich verdiente Air Liquide mit 3,31 Mrd. Euro sogar 7,4% mehr als im Vorjahr. Die Dividende soll nun um 13,7% im Vergleich zu 2024, als der Konzern im Sommer eine Gratis-Aktie für je zehn Aktien ausgegeben hatte, auf 3,30 Euro je Aktie steigen.

Der verbesserte Margenausblick des Industriegasekonzerns bis 2026 sei besonders positiv, urteilt Analyst Andreas Heine von Stifel. Dass Air Liquide so früh im Jahr einen konkreten Margenausblick gebe, sei ungewöhnlich, meint  Chetan Udeshi von J.P.Morgan. Dies zeige, dass das Management hinsichtlich der Ziele auf Basis des Sparprogramms zuversichtlich sei. 

Auch bei Investoren kam er gut an, so dass die Air Liquide-Aktie Freitag an der Börse von Paris deutlich zulegte und zwischenzeitlich mit über 179 Euro ein neues Allzeithoch erreichte.

Schwerpunkt in Amerika

Den meisten Umsatz erzielt die wichtigste Sparte Gaz & Services mittlerweile in Amerika mit 10,32 Mrd. Euro vor der Region Europa, Naher Osten und Afrika mit 10,19 Mrd. Euro und der Asien-Pazifik-Region mit 5,3 Mrd. Euro. In Asien ist Air Liquide führend für hochreine, für die Halbleiterindustrie bestimmte Gase. In den USA hat der Linde-Konkurrent 2024 mehr als 258 Mill. Dollar in den Bau eines Werks in Idaho investiert, um Micron Technology mit Gasen beliefern zu können, die für die Herstellung von Speicherchips für Künstliche Intelligenz (KI) beliefern zu können.

Gut bei Halbleiter positioniert

Überhaupt hat Air Liquide vergangenes Jahr mehr als die Hälfte seiner Investitionsmöglichkeiten in den USA realisiert. Vor allem bei Halbleitern sei Air Liquide deshalb in einer guten Position, um von Wachstumsmöglichkeiten zu profitieren, meint Konzernchef Jackow. Auch nach dem Antritt der Regierung von US-Präsident Donald Trump bleibt er optimistisch im Hinblick auf Projekte für den Energiewandel, die rund 40% der Investitionen der Gruppe ausmachen. Im Rahmen einer Partnerschaft mit Exxon Mobile ist Air Liquide ausgewählt worden, 850 Mill. Dollar in ein Projekt des Ölkonzerns für kohlenarmen Wasserstoff zu investieren. Eine endgültige Entscheidung darüber soll in der zweiten Jahreshälfte fallen. Air Liquide geht davon aus, dass nur zwei der sechs bereits vergebenen Wasserstoffprojekte für das amerikanische Energieministerium weitergeführt werden können.

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