Flugzeugbauer

Boeing schreibt rund 4 Mrd. Dollar Verlust

Der US-Flugzeugbauer stolpert seit 2019 von einer Krise in die nächste. Jetzt hat der Konzern im abgelaufenen Quartal laut vorläufigen Zahlen einen Verlust von 5,46 Dollar je Aktie verbucht. Analysten hatten lediglich mit einem Minus von 1,84 Dollar gerechnet.

Boeing schreibt rund 4 Mrd. Dollar Verlust

Multikrisen belasten Boeing massiv

Flugzeugbauer mit 4 Mrd. Dollar Quartalsverlust – CEO sieht „kurzfristige Herausforderungen“

Reuters Seattle

Qualitätsmängel, Probleme mit den Zulieferern, eine verschärfte Aufsicht durch die Behörden und die Folgen eines Streiks – all das summiert sich beim Flugzeugbauer Boeing zu einem Quartalsverlust von rund 4 Mrd. Dollar. Der US-Rivale von Airbus kündigte am Donnerstagabend einen Verlust von 5,46 Dollar je Aktie für das vierte Quartal an, der damit etwa dreimal so hoch ausfällt wie Analysten nach LSEG-Daten erwartet hatten. Bereits in den ersten neun Monaten 2024 waren bei Boeing Verluste von 8 Mrd. Dollar aufgelaufen, so dass das Minus an den bisherigen Rekordverlust von 12 Mrd. aus dem Corona-Jahr 2020 heranreichen dürfte. Genaue Zahlen will der Konzern in der kommenden Woche vorlegen.

Boeing-Chef Kelly Ortberg, der sein Amt im August angetreten hatte, sprach von „kurzfristigen Herausforderungen“. Man habe aber im vierten Quartal wichtige Schritte unternommen, um das Geschäft zu stabilisieren. Dazu gehörten die Einigung mit den Gewerkschaften im November, nach der die Produktion der Boeing 737, 767 und 777 wieder aufgenommen werden konnte, und die Aufnahme von mehr als 20 Mrd. Dollar an frischem Kapital.

Kurs gibt um 2% nach

Auch der Quartalsumsatz blieb mit 15,2 Mrd. Dollar hinter den Markterwartungen von knapp 16,3 Mrd. zurück. Das drückte die Boeing-Aktien am Freitag um rund 2% ins Minus.

Der Airbus-Rivale stolpert seit 2019 von einer Krise in die nächste. Erst hatten zwei Abstürze des Verkaufsschlagers 737 MAX Probleme in der Produktion und mit der Sicherheit der Maschinen offenbart. Der Flugzeugbauer hatte die Aufsichtsbehörden bei der Abnahme der Modellreihe in die Irre zu führen versucht. Dann kam die Corona-Krise, und vor einem Jahr machte Boeing schließlich damit Schlagzeilen, dass sich bei einer 737 MAX während des Fluges eine Kabinentür gelöst hatte.

Hohe Abschreibungen nach Lohnerhöhungen

Die deutlichen Lohnerhöhungen für die 33.000 Arbeiter in den Werken an der US-Westküste belasten den Flugzeugbauer: Auf die Langstrecken-Baureihe 777X hat der Konzern 900 Mill. Dollar vor Steuern abgeschrieben und das mit den höheren Lohnkosten begründet. Bei der Boeing 767 seien Belastungen von 200 Mill. Dollar zu erwarten. Das drückt die Verkehrsflugzeug-Sparte tief in die roten Zahlen: Bei einem Quartalsumsatz von 4,8 Mrd. Dollar sei eine Rendite von minus 44% zu erwarten. Die Auslieferungen sind im vergangenen Jahr um ein Drittel auf 348 Maschinen eingebrochen, auch weil die Behörden ein Hochfahren der Produktion bis zur Lösung der Qualitätsprobleme untersagten.

In der Rüstungssparte würden Belastungen von 1,7 Mrd. Dollar vor Steuern fällig. Boeing laufen die Kosten davon, während für Programme wie die KC-Tankflugzeuge und die Air Force One für den US-Präsidenten Festpreise vereinbart wurden.

Bei der KC46, die auf der Boeing 767 basiert, trügen auch die Folgen des Streiks zu den Belastungen von insgesamt 800 Mill. Dollar bei. Das T-7-„Red Hawk“-Schulflugzeug wird 500 Mill. Dollar teurer, nachdem die US-Luftwaffe beschlossen hat, die ersten Maschinen erst 2026 abzunehmen. Daraus resultiert in der Sparte eine operative Umsatzrendite von fast minus 42%, bei einem Umsatz von 5,4 Mrd. Dollar.