Airbus verbucht Rekordzahl an Bestellungen
Flugzeugbau
Airbus verbucht Rekordzahl an Bestellungen
Auslieferungsziel übertroffen – 737-Max-9-Zwischenfall wirft Schatten auf US-Rivalen Boeing
wü Paris
Des einen Leid ist des andern Freud. Das bekommt derzeit Boeing zu spüren. Investoren straften den US-Flugzeugbauer an der Börse erneut ab, nachdem Konzernchef Dave Calhoun erstmals seit dem 737-Max-Zwischenfall Fehler einräumte. Die Boeing-Aktie hat seit Beginn des Jahres bereits fast 14% an Wert verloren, während die Aktie von Airbus fast 3% zulegte.
Der europäische Flugzeugbauer konnte im Vorjahr 2.094 Netto-Bestellungen einfliegen, so viel wie nie zuvor. Dadurch erhöht sich der Auftragsbestand auf 8.598 Maschinen. Zum Vergleich: Im bisherigen Rekordjahr 2014 hat Airbus nach Stornierungen und der Umwandlung von Aufträgen 1.590 Bestellungen netto verbucht.
2019 begann für Boeing das "Max"-Problem
US-Konkurrent Boeing meldete für Dezember ebenfalls eine Rekordzahl an Bestellungen. Mit 1.314 Netto-Bestellungen - das sind 70% mehr als 2022 - war 2023 für Boeing das beste Jahr seit 2018, bevor nach dem Absturz von zwei 737 Max-Jets 2019 ein weltweites Flugverbot für den Mittelstreckenjet verhängt wurde. Es blieb fast zwei Jahre lang in Kraft. Zusammen mit Corona sorgte es dafür, dass Boeing 2019 bis 2022 rote Zahlen schrieb.
Der US-Konzern, der seine Bilanz für 2023 am 31. Januar vorlegt, konnte seine Auslieferungen 2023 von 480 auf 528 steigern. Doch er wurde dabei ebenfalls von Airbus überflügelt. Der europäische Flugzeugbauer lieferte 735 Jets aus und übertraf damit das von Konzernchef Guillaume Faury gesetzte Ziel von rund 720 Auslieferungen.
Ende November hatte Airbus erst 623 Auslieferungen gemeldet. Im Vorjahr hatte der Flugzeugbauer das Auslieferungsziel verfehlt. Welches Ziel Airbus in diesem Jahr anpeilt, will Faury am 15. Februar mitteilen, wenn er die Bilanz für 2023 präsentiert. Airbus will die Produktion seiner beliebten A320-Mittelstreckenjets bis 2026 auf 75 Exemplare pro Monat steigern, doch die Frage ist, ob die Zulieferer mithalten können.
Mangel an Materialien und Teilen
Branchenkenner erwarten, dass der Mangel an Materialien und Teilen die Produktion in diesem Jahr gefährden wird. Faury bestätigte das Produktionsziel für 2026. Die Situation der Zuliefererkette sei noch immer angespannt, habe sich aber verbessert, sagte er nun. Gleichzeitig werde aber die Produktion 2024 weiter gesteigert.
Bei Boeing kommen die neuen Probleme mit der 737 Max dazu. Bei einer 737 Max 9 von Alaska Airlines ist am 5. Januar während des Fluges ein Teil des Rumpfes herausgebrochen. Deshalb haben die US-Flugaufsicht FAA und ihr europäisches Pendant EASA angeordnet, dass Exemplare des Modells nicht mehr fliegen dürfen, bevor sie nicht inspiziert wurden.
Das herausgebrochene Teil ist von Spirit Aerosystems hergestellt worden. Airbus ist ebenfalls Kunde von Spirit und verfolgt die Untersuchungen des Zwischenfalls sehr aufmerksam. Alaska Airlines und United Airlines haben bei der Inspektion an einigen Maschinen lockere Schrauben entdeckt. United betreibt 79 737 Max 9, Alaska 65. Beide müssen derzeit hunderte Flüge täglich streichen.