Airbus will 2023 mehr A320-Jets als vor der Krise bauen
wü Paris
Ein Jahr nachdem Airbus ihre Produktion wegen der Coronavirus-Krise um 40% senken musste, hat der Flugzeugbauer seiner Aktie mit ehrgeizigen Produktionsplänen zu einem Höhenflug verholfen. Denn die geplanten Produktionssteigerungen fallen höher als von Analysten erwartet aus. Während der Airline-Verband IATA (International Air Transport Association) davon ausgeht, dass die Covid-19-Pandemie den erwarteten Anstieg der Passagierzahlen der Luftverkehrsindustrie langfristig zwei Jahre Wachstum kosten wird, will Airbus 2023 sogar mehr Mittelstreckenjets produzieren als vor Ausbruch der Krise. Die Airbus-Aktie vollführte deshalb an der Börse von Paris am Donnerstag einen Kurssprung von 9,2% auf 106,68 Euro.
Aufforderung an Zulieferer
Der Flugzeugbauer hatte zuvor bestätigt, dass er die Produktion seines Kassenschlagers A320 im vierten Quartal wieder von zuletzt 40 Maschinen auf 45 pro Monat hochfahren will. Er hat zudem seine Zulieferer aufgefordert, sich bereits darauf vorzubereiten, dass die Produktion des Mittelstreckenjets bis zum zweiten Quartal 2023 auf 64 Exemplare monatlich angehoben wird. Damit würde sie höher als vor Ausbruch der Pandemie sein, als Airbus 60 A320-Jets monatlich baute.
Damit nicht genug, denn der Flugzeugbauer erwartet, dass der Markt zwischen 2023 und 2025 wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird, angetrieben von der Nachfrage nach Flugzeugen mit einem Mittelgang wie dem A320. Er hat deshalb bei seinen Zulieferern angefragt, sich schon einmal auf weitere Produktionssteigerungen einzustellen. Die A320-Produktion könnte bis zum ersten Quartal 2024 auf 70 Maschinen monatlich steigen.
Airbus prüft nach eigenen Angaben sogar, ob bis Mitte des Jahrzehnts noch mehr der beliebten Mittelstreckenjets gebaut werden können – rund 75 Exemplare monatlich. Die Produktion des von Bombardier übernommenen kleinsten Modells A220 wiederum soll Anfang 2022 von derzeit rund fünf Maschinen pro Monat auf sechs steigen, bis zum Jahr 2025 dann auf 14 Exemplare monatlich.
„Die Luftfahrtbranche beginnt sich von der Covid-19-Krise zu erholen“, sagt Airbus-Chef Guillaume Faury. Die den Zulieferern nun übermittelte Botschaft gebe dem gesamten industriellen Ökosystem Sichtbarkeit. Damit will Faury sicherstellen, dass die notwendigen Kapazitäten vorhanden sind, wenn die Marktbedingungen es Airbus wieder erlauben durchzustarten. Davon ist US-Rivale Boeing weit entfernt. Nach der Aufhebung des langen Flugverbots für das A320neo-Konkurrenzmodell 737 Max Ende vergangenen Jahres will der Konkurrent die 737-Produktion bis Anfang 2022 auf 31 Jets monatlich steigern.
Langstrecke bleibt zurück
Der Markt für Langstreckenjets dürfte jedoch langsamer genesen als der für Flugzeuge mit einem Mittelgang. So geht die IATA davon aus, dass sich Regionen mit einem großen Binnenmarkt wie der Asien-Pazifik-Raum oder Nord- und Südamerika am schnellsten wieder erholen. Die langsamere Erholung von internationalen Routen spiegelt sich auch in den Plänen von Airbus wider. Die Produktion des A350-Langstreckenjets soll erst bis Herbst 2022 wieder von derzeit fünf Exemplaren pro Monat auf sechs hochgefahren werden, während die Produktion des A330 bei unverändert zwei Maschinen monatlich belassen wird.