Airbus will nach Gewinneinbruch Kosten einsparen
Luft- und Raumfahrtbranche
Airbus meldet Gewinneinbruch
Kosteneinsparungen für mehrere Sparten geplant – Konzern lotet strategische Optionen für Space Systems aus
Verluste und hohe Abschreibungen der Rüstungs- und Raumfahrtsparte haben Airbus im ersten Halbjahr belastet. Der Luft- und Raumfahrtkonzern leidet auch unter anhaltenden Problemen der Zulieferer. Er hat deshalb auch für die mit Abstand wichtigste Flugzeugbausparte einen Sparplan lanciert.
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Gesche Wüpper, Paris
Belastet von seiner Raumfahrtsparte und von anhaltenden Problemen in der Lieferkette hat Airbus im ersten Halbjahr deutlich weniger verdient. Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern hatte Investoren bereits Ende Juni mit einer Gewinnwarnung darauf eingestimmt. Er bestätigte jetzt die zuvor gesenkten Ziele für das Gesamtjahr. Zwar konnte Airbus den Umsatz in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4% auf 28,83 Mrd. Euro steigern. Doch das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach um 47% auf 1,39 Mrd. Euro ein, das Netto-Ergebnis um 46% auf 825 Mill. Euro. Gleichzeitig flossen 559 Mill. Euro ab, während der Konzern eine Abschreibung von 989 Mill. Euro für seine Raumfahrtaktivitäten vornehmen musste, vor allem wegen Problemen im Satelliten-Geschäft.
Die Rüstungs- und Raumfahrtsparte musste denn auch ein bereinigtes Ebit von -807 Mill. Euro hinnehmen, nachdem hier ein Jahr zuvor noch schwarze Zahlen standen. Das bereinigte Ebit der Helikoptersparte sank von 274 Mill. auf 230 Mill. Euro, das der Flugzeugbausparte von 2,26 Mrd. auf 1,95 Mrd. Euro. Die Netto-Bestellungen des mit Abstand wichtigsten Geschäftsbereichs brachen um 70% auf Aufträge für 310 Flugzeuge ein. Gleichzeitig lieferte Airbus 323 Jets aus, weniger als die Hälfte des bereits für dieses Jahr gesenkten Ziels. Airbus werde wohl auch in diesem Jahr wie bereits in den vergangenen Jahren mit Blick auf die Auslieferungen ein starkes viertes Quartal haben, erklärte Konzernchef Guillaume Faury.
Sparprogramm für die Flugzeugbausparte
Belastet von anhaltenden Problemen in der Lieferkette hatte Airbus das Auslieferungsziel für dieses Jahr Ende Juni von 800 auf 770 Jets gesenkt und auch die geplante Produktionssteigerung der erfolgreichen A320-Familie gebremst. Zwar will der Flugzeugbauer sie nach wie vor auf 75 Exemplare pro Monat steigern, das jedoch erst 2027 und nicht 2026 wie zuletzt geplant.
Christian Scherer, der Chef der Flugzeugbausparte, hat den Mitarbeitern deshalb kürzlich ein neues Sparprogramm namens Lead angekündigt. Vorgesehen sind Einstellungsstopps für Büroangestellte, die nicht in der Produktion arbeiten. Gleichzeitig sollen Mitarbeiter von Projekten abgezogen werden, die strategisch nicht wichtig sind, um stattdessen bei wesentlichen Vorhaben eingesetzt zu werden. Ähnlich will der Flugzeugbauer bei Kosten vorgehen. Offenbar sollen auch interne Reisen und Veranstaltungen zurückgefahren werden, um zu sparen.
Raumfahrtaktivitäten auf dem Prüfstand
Die neue Führungsmannschaft der Raumfahrtaktivitäten hat jetzt die Programme von Space Systems auf den Prüfstand gestellt. Airbus hat nach Angaben von Faury auch für die gesamte Rüstungs- und Raumfahrtsparte Kosteneinsparungen lanciert. Man untersuche jetzt alle strategischen Optionen für den Bereich Space Systems, sagte der Konzernchef. Dazu gehörten auch Fusionen, Akquisitionen und Restrukturierungen. In Frankreich wird immer wieder spekuliert, dass Airbus und Thales ihre Raumfahrtaktivitäten zusammenlegen könnten. Dabei wird auch eine Beteiligung von Leonardo aus Italien nicht ausgeschlossen.
Da es auch bei den Raumfahrtaktivitäten nicht rund läuft, rechnet Faury für das Gesamtjahr inzwischen nur noch mit einem bereinigten Ebit von rund 5,5 Mrd. Euro, nachdem er zuvor von 6,5 bis 7 Mrd. Euro ausgegangen war. Der Free Cashflow vor Kundenfinanzierungen wiederum dürfte sich auf 3,5 Mrd. Euro reduzieren und damit ebenfalls niedriger als die zuvor erwarteten 4 Mrd. Euro ausfallen. Zum Vergleich: 2023 hatte Airbus ein bereinigtes Ebit von 5,8 Mrd. Euro und einen freien Cashflow vor Kundenfinanzierungen in Höhe von 4,4 Mrd. Euro verbucht.