Luftfahrt

Airbus zahlt wieder Dividende

Airbus kommt bei ihrem Erholungskurs schneller voran als erwartet. Aufgrund eines Rekordüberschusses will der Boeing-Rivale nach zwei Jahren wieder eine Dividende ausschütten.

Airbus zahlt wieder Dividende

sck München

Airbus setzt ihren Erholungskurs nach dem Coronaschock 2020 erfolgreich fort. Zur Bilanzvorlage sprachen Konzernchef Guillaume Faury und Chief Financial Officer Dominik Asam in Online-Konferenzen mit Analysten und Journalisten von einem „bemerkenswerten Jahr 2021“. Dem CEO zufolge ist im laufenden Zwölfmonatsturnus die größte Herausforderung, die Produktion des Verkaufsschlagers A320 zügig zu erhöhen. Er bekräftigte, dass für die Kurz- und Mittelstreckenbaureihe die monatliche Fertigungsrate bis Mitte 2023 auf 65 Stück steigen soll. Zuletzt waren es 45.

Über die Höhe der 2024 und 2025 angepeilten Raten will die Konzernführung nach Faurys Worten im Laufe dieses Jahres endgültig entscheiden. Zuvor hatte er bis dahin 75 ins Auge gepasst. Infolge der Pandemie drosselte Airbus die Monatsrate auf 40 Einheiten. Nun erweist sich die A320-Baureihe abermals als wichtigste Stütze des Geschäfts. Der CEO will 2022 den Absatz von Passagiermaschinen auf 720 erhöhen, nachdem im vergangenen Jahr die Flugzeugauslieferungen um 8% oder 45 Stück auf 611 Einheiten zugelegt hatten. Der angepeilte Absatz im laufenden Turnus entspricht einer Zuwachsrate von nahezu 20%.

Solides Neugeschäft

Faury räumte ein, dass das ambitioniert sei. Er kündigte an, das Personal in der Fertigung aufzustocken, um die operativen Ziele zu erreichen. Im vergangenen Jahr drückte Airbus die Zahl der Konzernbeschäftigten um 4% oder nahezu 5000 auf 126495. Asam signalisierte, dass die steigende Inflation bei Airbus noch nicht 2022 spürbar durchschlägt. Er verwies auf fixierte Preise in der Beschaffung. Die Teuerung sei aber auf lange Sicht ein Thema, relativierte der CFO. Ein höheres Risiko erschwerter Flugzeugfinanzierungen für Airlines aufgrund steigender Marktzinsen erwartet er nicht. Asam sprach von einer „Normalisierung“ des Zinsniveaus auf bisher vergleichsweise niedrigem Niveau.

Aufgrund weltweit angespannter Lieferketten sind Faurys Produktionsvorgaben für Airbus-Lieferanten ebenfalls herausfordernd. In der Erholung von der Coronakrise zieht das Geschäft mit Mittelstreckenflugzeugen schneller an, das Langstreckensegment (Baureihen A330 und A350) hinkt hinterher. Die Brutto-Neuaufträge an Flugzeugen wuchsen 2021 auf 771 (i.V. 383) Stück. Der gesamte Auftragsbestand beläuft sich auf 7082 (7184) Passagiermaschinen. Auf Basis des geplanten Produktionshochlaufs steuert die Konzernspitze 2022 einen Anstieg des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit angepasst) um 13% auf 5,5 Mrd. Euro an.

Der freie Cashflow vor Kundenfinanzierungen sowie Fusionen und Übernahme soll hingegen bei 3,5 Mrd. Euro konstant bleiben. Asam begründete Letzteres mit den Investitionen in die Zukunft. Airbus setzt unter anderem auf die Entwicklung emissionsärmerer Flugzeugmodelle und bereitet eine Nachfolgegeneration für die A320-Serie vor. Aus Sicht des CFO ist die Prognose „nicht konservativ“, sondern spiegele die derzeitige Leistungsfähigkeit präzise wider. Er sprach davon, dass Airbus zudem Rückwind auf der Wechselkursseite erhalte. Der Konzern profitiert von der aktuellen Dollarstärke.

Die Anleger reagierten auf den Ausblick und das Zahlenwerk von Airbus wohlwollend. Die Aktie gewann in der Spitze zunächst 2,2% an Wert, drehte im weiteren Tagesverlauf aber ins Minus. Der Titel büßte im Xetra-Handel vorübergehend 1,7% auf 116,28 Euro ein.

Trotz der anhaltenden Coronabelastungen für die Luftfahrtbranche erwirtschaftete Airbus im vergangenen Jahr einen Bestwert beim Konzernüberschuss. Der Konzern übertraf damit die Analystenschätzungen deutlich. Der Nettogewinn sprang auf 4,2 Mrd. Euro nach einem Verlust von 1,1 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. 2020 hatten der Geschäftseinbruch und Rückstellungen für den Abbau tausender Stellen in Frankreich und in Deutschland für den hohen Fehlbetrag gesorgt.

Das berichtete Ebit fiel mit 5,3 (−0,5) Mrd. Euro sogar um 1,1 Mrd. Euro höher aus als das bereinigte, welches sich auf 4,9 Mrd. Euro nahezu verdreifachte. Neben einem anziehenden operativen Geschäft halfen Airbus Kosteneinsparungen und positiven Bewertungseffekte in der Bilanz. Der Verlust im Finanzergebnis verringerte sich um 305 Mill. auf 315 Mill. Euro. Bei insgesamt erzielten Erlösen von 52,2 Mrd. Euro (+4%) drückte Airbus die Umsatzkosten um 4% auf 42,5 Mrd. Euro. Die Bruttomarge sprang dadurch auf 18,5 (11,3)%. Der Verwaltungsaufwand verringerte sich um 6% auf 1,3 Mrd. Euro. Der Konzern reduzierte den Forschungs- und Entwicklungsaufwand um 4% auf 2,7 Mrd. Euro.

Von dem guten Jahresabschluss profitieren die Aktionäre. Die Konzernführung kündigte an, für 2021 eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie vorzuschlagen. Für die Jahre 2019 und 2020 hatte die Verwaltung eine Ausschüttung an die Anteilseigner wegen der Pandemie ausgesetzt. Gemessen am Aktienkurs von Anfang 2021 entspricht der Vorschlag einer Rendite von 1,7%. Die sich erge­bende Ausschüttungssumme von 1,18 Mrd. Euro – auf Basis von 786 Millionen Anteilscheinen – macht 28% des Konzerngewinns aus.

Wertberichtigt Seite 8

Airbus
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz5214949912
  Flugzeugsparte3616434250
Ebit, bereinigt48651706
  Flugzeugsparte3570618
Ebit, berichtet5342–510
F&E-Aufwand27462858
Finanzergebnis–315–620
Nettoergebnis4213–1133
Freier Cashflow*3515–6935
Liquide Mittel (netto)76434312
Auftragseingang 6200733290
Mitarbeiter (in Tsd)126,5131,4
*) vor Kundenfinanzierungen, Fusionen und Übernahmen Börsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.