Airlines auch 2022 in der Verlustzone
wü Paris
Trotz der anhaltenden Coronakrise bessert sich die Lage für die Luftverkehrsindustrie langsam, aber stetig. „Während weiterhin ernste Probleme bestehen, wird der Weg zur Erholung sichtbar“, erklärte Willie Walsh, der Chef der IATA (International Air Travel Association), zu Beginn der Jahresversammlung des Branchenverbandes in Boston. In diesem Jahr und auch 2022 werden Fluggesellschaften aber erneut milliardenschwere Verluste einfliegen, warnte er. Lediglich nordamerikanische Airlines dürften 2022 erstmals seit Ausbruch der Pandemie wieder schwarze Zahlen schreiben.
52 Mrd. Dollar im Minus
„Die gesamten Verluste könnten im Zeitraum 2020 bis 2022 mehr als 200 Mrd. Dollar betragen“, sagte Walsh. Er mahnte auch, dass die geplante Erhöhung der Gebühren von Flughäfen und Flugsicherungsdienstleistern die Erholung gefährden könnte. Da diese nicht ganz so schnell verläuft wie von der Branche erhofft, haben die Ökonomen der IATA ihre Prognose für das laufende Jahr aktualisiert. Sie erwarten nun, dass Fluggesellschaften weltweit auf Nettoverluste von insgesamt 51,8 Mrd. Dollar kommen werden. Noch im April hatten sie mit Nettoverlusten von 47,7 Mrd. Dollar gerechnet.
Der Verband hat jetzt auch seine Schätzungen für 2020 korrigiert. Inzwischen geht er von einem Nettoverlust von 137,7 Mrd. Dollar und nicht mehr „nur“ von 126,4 Mrd. Dollar aus. Im nächsten Jahr dürften sich die Verluste der Fluggesellschaften weltweit auf 12 Mrd. Dollar verringern, schätzt IATA-Ökonomin Ezgi Gulbas. Nordamerika dürfte 2022 als einzige Region wieder Gewinne einfliegen. Nachdem die Fluggesellschaften dort im internationalen Vergleich bereits vor Ausbruch der Pandemie die besten Ergebnisse auswiesen, haben sie nun im zweiten Quartal begonnen, wieder positive Geldflüsse zu verbuchen. Nach einem Verlust von 5,5 Mrd. Dollar in diesem Jahr dürften sie 2022 auf ein Nettoergebnis von 9,9 Mrd. Dollar kommen, schätzt Gulbas.
Für europäische Airlines rechnet die IATA in diesem Jahr mit einem Nettoverlust von 20,9 Mrd. Dollar, der sich dann 2022 auf 9,2 Mrd. Dollar verringern dürfte. Sich verändernde Regeln und konfuse Anwendungen von Empfehlungen der Europäischen Union hätten die erhofften positiven Effekte der Impfkampagnen und der Einführung eines europaweiten Covid-Zertifikats kompromittiert, kritisiert der Verband. Er mahnt deshalb zu einer besseren Koordinierung der verschiedenen Regierungen. Die Nachfrage nach Langstrecken dürfte jedoch auch weiterhin stark der Erholung des innereuropäischen Flugverkehrs hinterherhinken, so die IATA.
Für Fluggesellschaften in der Asien-Pazifik-Region rechnet die IATA für dieses Jahr mit Nettoverlusten von 11,2 Mrd. Dollar, die 2022 auf 2,4 Mrd. Dollar sinken dürften. Der Mittlere Osten wiederum bekommt seine Abhängigkeit vom Langstreckengeschäft zu spüren, für das seine Flughäfen als Drehkreuze fungieren. Entsprechend dürfte bei den Fluggesellschaften aus dieser Region 2021 ein Verlust von 6,8 Mrd. Dollar und 2022 von 4,6 Mrd. Dollar anfallen.