Airlines auf Schnäppchenjagd

Markt für Gebrauchtflugzeuge beflügelt - Bald landen A 380 aus erster Hand bei neuen Eigentümern

Airlines auf Schnäppchenjagd

Wenn im Jahr 2017 die Leasingverträge für den Riesenflieger des Typs A 380 auslaufen, kommt der Markt für gebrauchte Flugzeuge in Schwung. Denn nicht jede Airline kann sich fabrikneues Fluggerät leisten.Von Lisa Schmelzer, FrankfurtAnfang des Jahres ist der europäische Flugzeugbauer Airbus bei der Suche nach Käufern für seinen Riesenflieger A 380 endlich wieder fündig geworden. Insgesamt 12 Maschinen dieses Typs orderte Iran Air, der letzte große Auftrag für das Airbus-Prestigeobjekt lag da bereits fast zwei Jahre zurück. Der Verkauf von neuen Riesenfliegern könnte noch schwieriger werden, gehen doch vom kommenden Jahr an die ersten gebrauchten Maschinen dieses Typs in den Markt – und diese sind deutlich günstiger zu haben als die neuen und haben mit einem Alter von rund einer Dekade noch nicht allzu viele Jahre auf dem Buckel.Als Erstes läuft nach zehn Jahren Ende 2017 der Leasingvertrag für eine A 380 der Singapore Airlines (SIA) aus, drei weitere folgen bis zum Sommer 2018. Bis Herbst des laufenden Jahres muss sich das Unternehmen entscheiden, ob es die Verträge verlängert oder sich von den Maschinen trennen will. Der Haken bei der Sache ist, dass SIA mit dem Leasinggeber Dr. Peters – den Deutschen gehören vier der fünf Flugzeuge – eine sogenannte Full-Life-Rückgabe vereinbart hat, so dass alle Teile, die einer Abnutzung unterliegen, überholt oder ausgetauscht werden müssen. Da kommt schon einmal ein Aufwand im zweistelligen Mill.-Euro-Bereich zusammen. So viel Geld gibt keine Fluglinie gerne aus, um anschließend kein Flugzeug zu haben. Entscheidet sich eine Fluggesellschaft für eine Vertragsverlängerung über acht bis zehn Jahre, so sei ein Leasinggeber bei der Ausgestaltung der dann vereinbarten Rückgabebedingungen im Normalfall gesprächsbereit, sagt der Geschäftsführer der Flugzeugsparte von Dr. Peters (DS Aviation), Christian Mailly, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. In Frage käme dann wohl auch eine Half-Life-Klausel, wie sie nach Angaben von Branchenkennern sowieso im Markt schon weit verbreitet ist. Danach könnte ein Flugzeug auch “abgenutzt” zurückgegeben werden. Für Turkish “ideal”Sollte eine oder mehrere A 380 dennoch 2018 frei werden, sieht man bei Dr. Peters keine Probleme mit der weiteren Vermarktung. Gebrauchte Flugzeuge sind vor allem eine Option für die Fluglinien, die zwar Bedarf nach großen Maschinen haben, sich aber die teuren – neuen – Flieger nicht leisten können. Der Wert für eine zehn bis zwölf Jahre alte A 380 wird auf etwa die Hälfte des aktuell auf 220 bis 230 Mill. Dollar geschätzten Kaufpreises und knapp ein Viertel des Listenpreises von derzeit durchschnittlich 432,6 Mill. Dollar beziffert, also auf um die 110 Mill. Dollar. Die Leasinggeber haben dabei Charterfluggesellschaften und nationale Fluglinien aus der zweiten Reihe im Auge, vor allem im wachsenden asiatischen Markt. Als möglicher Betreiber genannt wird in Branchenkreisen auch immer wieder die kräftig expandierende Turkish Airlines. Ist erst einmal als Drehkreuz der neue Flughafen in Istanbul fertig, wäre der Riesenflieger “ideal” für die Türken, ist zu hören. Allerdings wird dabei dann über eine Kombination aus alten und neuen Fliegern spekuliert – die Gebrauchten könnten sofort eingesetzt werden, die neuen mit der entsprechenden Vorlaufzeit, die Flugzeugbestellungen in der Regel haben.Aber selbst die alteingesessenen finanzkräftigen Fluglinien, die in der Regel mit neuem Gerät unterwegs sind, kommen mittlerweile als Kunden für gebrauchte Flieger in Frage. Hoffnungsfroh gemacht hat die Leasinggeber mit dem Riesenflieger aus dem Hause Airbus im Portfolio da vor kurzem der Chef des Airline-Konzerns IAG, Willie Walsh. Seine Firma sehe sich am Markt gerade nach fünf bis sechs gebrauchten Airbus A 380 um. Der IAG-Carrier British Airways hat bereits elf A 380 in der Flotte und erwartet aus ihrem Auftrag an den Flugzeugbauer einen weiteren Flieger, der in den kommenden Monaten ausgeliefert wird. Eine Option zur Nachbestellung von bis zu sieben neuen A 380 wird British Airways dagegen nicht einlösen – “zu teuer”, so Walsh. Die Flieger von Singapore Airlines würden im Übrigen gut in die Flotte der Briten passen, sind sie doch wie die A 380-Maschinen von British Airways mit Rolls-Royce-Triebwerken ausgestattet.Obwohl demnächst gebrauchte Airbus A 380 auf den Markt kommen, sieht Mailly das Neugeschäft für Flugzeugbauer Airbus dadurch nicht belastet. Große Fluggesellschaften wie Emirates – die die mit Abstand größte A 380-Flotte betreiben – oder Lufthansa werden weiter nur neue Flieger kaufen, so seine Einschätzung. IAG-Chef Walshs Interesse an gebrauchten Maschinen wertet der Fachmann zunächst einmal “vor allem als eine Aussage pro A 380.” Gerade für große Flughäfen wie den British-Airways-Heimatairport London-Heathrow, die mit Kapazitätsengpässen kämpfen, sei der Riesenflieger die ideale Maschine. Weltweit entstehen immer mehr Mega-Airports, so dass es nach Einschätzung Maillys noch lange einen Markt für sehr große Flugzeuge geben wird – “wenn auch nicht in mit Kurz- und Mittelstreckenmaschinen vergleichbaren großen Stückzahlen”.Der Gebrauchtflugzeugmarkt und seine möglichen Folgen sind im Übrigen nicht nur für Airbus ein Thema, sondern auch für seinen wichtigsten Konkurrenten, das US-Unternehmen Boeing. Kürzlich hatten Spekulationen über Spottpreise für gebrauchte Maschinen des Typs Boeing 777 die Runde gemacht, was dem Aktienkurs des Flugzeugbauers auf einen Schlag ein Minus von über 4 % beschert hatte. Die weltgrößte Fluggesellschaft Delta Air Lines hatte zuvor vermeldet, man habe eine Absichtserklärung zum Kauf einer zehn Jahre alten Boeing 777 zum Preis von 7,7 Mill. Dollar unterzeichnet – bis dahin hatten Analysten den Marktwert eines solchen Flugzeugs auf etwa 40 Mill. Dollar taxiert. Der Listenpreis für die Boeing 777-200 liegt derzeit bei rund 260 Mill. Dollar. Auch IAG-Chef Walsh schaut sich nach eigenem Bekunden schon nach gebrauchten 777 um.