Aktionäre fordern Aufsichtsräte heraus

Lazard: Dialog der Gremien könnte intensiver und kontroverser werden

Aktionäre fordern Aufsichtsräte heraus

swa Frankfurt – Angelsächsische Usancen werden nach Einschätzung von Investmentbankern auch die Corporate Governance in Deutschland zunehmend prägen. Dabei werden institutionelle Anleger nach Einschätzung von Ken Oliver Fritz, gemeinsam mit Eric Fellhauer Co-Head von Lazard in Deutschland, höhere Anforderungen an Aufsichtsräte stellen. Denn Aktionäre hätten in anderen Ländern zum Beispiel bei Übernahmen mehr direkte Mitspracherechte als hierzulande. “Das führt in Deutschland indirekt zu einer höheren Verantwortung der Anteilseignervertreter”, meint Fritz.Dass sich Anleger verstärkt an den Aufsichtsrat wenden, könnte dazu führen, dass auch der Dialog zwischen Vorstand und Aufsichtsrat in Zukunft “intensiver, aber gegebenenfalls auch kontroverser geführt wird”, meinte Fritz in einem Pressegespräch. Auch die Ansprache von Zielunternehmen im M & A-Prozess könnte sich in dem Umfeld ändern. So wäre es laut Fritz möglich, dass der potenzielle Bieter fast parallel Übernahmegespräche mit Vorstand und Aufsichtsrat führt. Intakter M & A-TrendFür den deutschen M & A-Markt bleibt der Tisch nach Einschätzung von Lazard reich gedeckt. Fellhauer und Fritz rechnen 2017 mit einem ähnlich hohen Volumen an Deals mit deutscher Beteiligung wie im vergangenen Jahr. Das Interesse ausländischer Adressen, in Deutschland zu investieren, sei unverändert groß. Das gelte auch für chinesische Bieter, trotz deren “Vollbremsung” im Dezember aus regulatorischen Gründen. Auch deutsche Unternehmen zeigten “extrem hohe” Bereitschaft für M & A, betont Fritz, zumal die Konzerne eine gute Ertrags- und Cash-flow-Entwicklung zeigten. AnlagedruckEnormer Anlagedruck treibe die Private-Equity-Szene, die mit immer größeren Fonds auf der Suche nach Übernahmen sind. “Es ist unglaublich, wie viel Geld da draußen ist”, sagt Fritz. Dabei tummeln sich immer mehr Spieler im deutschen Markt. “Es kommen jeden Tag Anfragen von Teams, die bislang nicht in Deutschland präsent waren”, weiß Fellhauer. Hier handelt es sich um zuvor nur im Ausland in ihrer Region aktive Finanzinvestoren oder um Abspaltungen. Heutzutage spreche man in Deals 50 Private-Equity-Adressen an – und es meldeten immer noch weitere Interesse an.